Deutscher Stil?

Arami Gurami

Administrator
Teammitglied
Hallo zusammen,
Mal in den Raum werf:
wie würdet ihr den deutschen Aquascaping Stil beschreiben? Gibt es so etwas überhaupt? Man kann z.B. mal einen Vergleich ziehen zu den asiatischen Scapes. Welcher Scape repräsentiert diesen Stil deutlich wieder?
Ich bin gespannt auf Eure Meinungen!
 

Arami Gurami

Administrator
Teammitglied
Hallo,
ich mach dann mal direkt den Anfang:
Ich finde den deutschen Stil im Gegensatz zum asiatischen noch deutlich pflanzenlastiger und insofern stark geprägt vom holländischen Pflanzenaquarium. Leute wie Oliver Knott oder Adrie Baumann zeigen mMn deutlich diesen Stil auf.
 

Olli2

Member
Hi Aram,

ich denke, dass viele deutsche Scaper zu sehr versuchen Technik- und Dünger zu reglementieren.
Frei nach dem Motto der urdeutschen Tugend: Das muss geregelt bzw. in eine Norm gepresst werden.
Das schränkt meiner Meinung nach die gestalterische Kreativität ein.

Irgendwie geht es vielen in erster Linie um einen optimalen und vor allem schnellen Pflanzenwuchs. Da wird um jeden Millimeter Wachstumsfortschritt gekämpft und ständig die Nährstoffversorgung in Frage gestellt. Die größte Innovation der letzten Jahre waren belichtete Rückwände. Ist jedenfalls mein Eindruck, wenn ich mir die Beiträge hier ansehe.

Ich will hier in keinem Fall alle über einen Kamm scheren. Aber ein gute Architekt plant seine Gebäude auch von Innen nach Aussen und nicht umgekehrt. Insofern war ich vom letzten Knott-Becken (schiefer Würfel) in Hannover echt enttäuscht, weil es in erster Linie über seine Aussenwirkung begeistern sollte und nicht über den Inhalt.

LG
Olli
 

Jessi

Member
Hi,

also ich weiß gar nicht, warum das Streben nach einem prächtigen Pflanzenwachstum die Kreativität in Bezug auf Aquascaping einschränken sollte ?!? für mich gehört das dazu, wer möchte nicht schöne Pflanzen haben?

Gruß Jessi
 

-serok-

Active Member
Tach auch!

Interessantes Thema. Jetzt, da ich so gezielt darüber nachdenke, würde ich den Asiaten (bezogen auf die einprägsamen Werke der letzten Jahre) ein stärkeres Augenmerk auf einfallsreiches und detailiertes Hardscape zuschreiben. Vielleicht bilde ich mir das nur ein, aber auf mich haben viele asiatische Scapes auch einen etwas verwitterten und "mystischeren" Eindruck als z.B. europäische Scapes. Die stärkere Pflanzenlastigkeit in deutschen Scapes ist mir teilweise auch schon aufgefallen.

Olli2":3d2kqnqy schrieb:
Ich will hier in keinem Fall alle über einen Kamm scheren. Aber ein gute Architekt plant seine Gebäude auch von Innen nach Aussen und nicht umgekehrt. Insofern war ich vom letzten Knott-Becken (schiefer Würfel) in Hannover echt enttäuscht, weil es in erster Linie über seine Aussenwirkung begeistern sollte und nicht über den Inhalt.
Ganz meine Meinung. Auch wenn der Gesamteindruck des besagten Beckens sicher nicht schlecht war, so war das Innenleben im Vergleich zu anderen Becken im Wettbewerb eher mittelmäßig.
 

Arami Gurami

Administrator
Teammitglied
Arami Gurami":1hcdz940 schrieb:
Hallo zusammen,
Mal in den Raum werf:
wie würdet ihr den deutschen Aquascaping Stil beschreiben? Gibt es so etwas überhaupt? Man kann z.B. mal einen Vergleich ziehen zu den asiatischen Scapes. Welcher Scaper repräsentiert diesen Stil deutlich wieder?
Ich bin gespannt auf Eure Meinungen!

Ups, da hatte ich doch noch einen wichtigen Buchstaben vergessen :wink: .

Noch was anderes. In Hannover hatte ich mit Jan-Simon Knispel ein interessantes Gespräch darüber (ich hoffe, ich zitiere dich einigermassen sinngemäss :D ). Er meinte, viele deutsche Scapes haben (im internationalen Vergleich gesehen) ein Problem: Sie sind overgrown. Während die Asiaten schon noch relativ kurzer Zeit einen Finalshot machen, warten wir hingegen meistens damit zu lange.
Dabei geht natürlich dann vor allen Dingen Struktur flöten und man sieht nur noch Pflanzenmasse.

Dabei stimme ich ihm voll und ganz zu.
Dazu kommt noch unsere Sammelleidenschaft. "Hmm, da hab ich noch ne tolle Rotala gekauft, wo pack ich die noch hin..."
Ich finde, dieser natürliche Touch geht dadurch etwas verloren. Und dieser Stil wirkt halt etwas altbacken.
Wenn ich mir hingegen die letzten Beiträge der Türken und Polen (wobei letztere mMn dieses Jahr beim IAPLC ordentlich abräumen werden) anschaue, so haben die uns in punkto Kreativität und Zeitgeist einfach von rechts überholt.

Hmm, eigentlich wollte ich das gar nicht so schlecht reden, aber irgendwie ist da was dran :besserwiss: .
 

lordc

Member
Wow, cooles Thema, darüber habe ich noch garnicht nachgedacht.
Aber ich gebe euch bei dem Vergleich zwischen Asiaten und Europäern recht was die Scapes angeht. Außerdem habe ich immer das Gefühl, das zumindest die letzten Asiatschen Topbecken beim IALPC allesamt riesig waren ;)
 

Arami Gurami

Administrator
Teammitglied
Hallo zusammen,
@Jessi: So schlimm war das glaub ich gar nicht gemeint. Aber die Asiaten haben da einfach einen anderen Schwerpunkt. Deren Becken sehen traumhaft aus, man darf nur nicht nah ran gehen :D . Dann sieht man nämlich, wie ungesund die Pflanzen stehen (Haben ja auch viele beim Besuch der ADA Gallery bestätigt). Auf den Fotos sehen die Pflanzen dann so schön rot und grün aus, weil der Editor so schön mit der Farbsättigung gespielt hat :wink: .
@Cyril:
Klar sind die meisten Top Becken eher immer größerer Natur. Viele asiatische Scapes wirken aber einfach viel größer als sie sind. Die haben das einfach drauf, mit ihrem Miniaturisierungsstil und mit Hardscapeplacement und Pflanzen -und Fischauswahl die Becken größer wirken zu lassen. Die Ausnutzung von Freiräumen (negativer Raum) spielt hier auch eine große Rolle.
 

Olli2

Member
@jessi
Mir persönlich ist es egal, ob z.B. meine Blyxa 1,0 oder 1,1 cm die Woche macht, anderen eben nicht.

Manche geniessen einfach die Story des Films, während sich andere 90min lang über das tolle Bild der BluRay auf Ihrem HD-Fernseher erfreuen und währenddessen auch noch ständig an der Konfiguration des 7.1-Sounds rumspielen.

Fernost scheint da u.U. etwas "effizienter" zu scapen. Ist aber nur ein subjektiver Eindruck.

LG
Olli
 

kurt

Well-Known Member
Hallo zusammen,

Jessi":2zvxpvhr schrieb:
Hi,
also ich weiß gar nicht, warum das Streben nach einem prächtigen Pflanzenwachstum die Kreativität in Bezug auf Aquascaping einschränken sollte ?!? für mich gehört das dazu, wer möchte nicht schöne Pflanzen haben? Gruß Jessi
jepp,
neee… man braucht auch keinen Trend, ein Stil muss erst Zeitlos werden.

Mit Fantasie gut gestaltete Pflanzen-Unterwasserlandschaften sind immer unrealistisch, einzigartig,
wer ist davon nicht fasziniert?
Das nicht gegebene bringt da den Aha… Effekt.

Es wird nun in der Aquaristik oft Natur/Landschaft über Wasser möglichst Original
(Blumengesteck-Art gehört auch dazu) nachgestaltet, beides wird auch noch als Kreativ angesehen, Trend?
Da sehe ich die Originale lieber.

Zu Abbildungen/Bilder,
oft wird nur ein Finales Foto angestrebt und fertig, die biologische Seite untergeordnet, Probleme verschwiegen.
Aquaristik ist aber mehr als ein schönes Bild im Internet (= Momentaufnahmen, machen aber Eindruck)…

Den Schwerpunkt kann sich jeder selbst setzen, im laufe der Zeit ändert er sich… :grow:
 

Tefe

Member
kurt":2evuvc22 schrieb:
Den Schwerpunkt kann sich jeder selbst setzen, im laufe der Zeit ändert er sich… :grow:


JAu Fakt denke ich, die Bewunderung der "Topscapes" auf der einen Seite muss man wenn man das Hobby privat betreibt immer in dern Grenzen seiner Möglichkeiten agieren, deshalb unterscheiden sich dei Pro-Scapes auch von den "guten Hobbyscapes" .. der einfachste Kompromiss ist meist kleinere "unzulänglichkeiten" zu verdecken, und wie geht das schöner als mit prächtigem Pflanzenwuchs und schönen Arten...

Ausserdem stelle ich immer wieder fest das viele Pflanzenaquarianer eher Pflanzensammlungen betreiben als eche Aquascapes, es ist halt leider in Schland teilweise noch WIRKLICH schwer besondere Pflanzen zu bekommen.. und da wiederstrebt es den meisten sich eine Linc "Cuba" aus dem Becken zu nehmen, weil sie nicht wissen ob sie die jemals wiederbekommen. Ich denke da ist in Asien die Einstellung ein bisschen anders.

Nichtsdestotrotz, wenn man die Pro Becken vergleicht schlägt sich dort natürlich auch diese Eisntellung nieder, meist ist die Tendenz eher in Richtung Pflanzenaquarium.. weil man halt den ganzen Tag mit solchen Becken zu tun hat und dafür in der EU-Scene auch am meisten Bewunderung bekommt.

Gutes Beispiel ist der Bucephalandra Pflanzenthread, die sind wirklich schön (weil sie gut fotografiert sind, imo ist jede Pflanze schön auf ihre Art) nur passen die in kaum ein Scape wirklich rein.. aber jeder will sie haben .. warum??

Das finde ich aber nicht schlimm, im Gegenteil, die "Holland"-becken gehören geschichtlich zur Aquaristik in Schland und daher sind Layouts die eher in diese Richtung gehen doch ein historisch begründetes Aushängeschild und nicht verwerflich.. sondern ein Fingerabdruck auf den wir in Europa stolz sein sollten.

Mir persönlich gefallen beide Stile sehr gut.. der asiatisch - minimalistische Stil und der europäisch - floraorientierte Stil.. in diesem Sinne LASST ES WACHSEN !! Jede neue Idee ist eine gute Idee..

:grow:
 

Lipfl

Member
Hallöchen,
sicherlich gibt es einen Stil in Deutschland. Ich denke wir sind typisch deutsch etwas zu ordentlich und diskutieren manchmal zu viel oder zu lange bevor wir manche Sachen ausprobieren. Ausnahmen gibt es natürlich immer :wink:
Ich denke die Vorteile anderer Nationen, insbesondere der Asiaten liegen auch in ihrem Netzwerk. In Deutschland gibt es immernoch zu wenig Läden, Vereine und Treffs wo man sich mal live austauschen kann oder vielleicht auch einmal zusammen scapen kann. Die Szene in Deutschland ist leider regional etwas gebunden. Bei uns z.Bsp. in Sachsen oder allgemein im "Osten" is einfach scapingmäßig nix los. Ich denke auch, dass wir etwas kreativer wären oder mehr ausprobieren würden, wenn es leichter wäre an gutes Hardscape zu kommen, da sind wir einfach noch im Wachstum. Defizite beim Hardscape versuchen wir dann mit gutem Pflanzenwachstum wieder auszugleichen :wink:. Interessant finde ich z.Bsp. unser nicht ganz so wohlhabendes Nachbarland Polen, da schein die Aquascapingszene kräftig zu wachsen. Ich staune immer wieder über das Angebot in den Läden (die ich leider nur von den Videos kenne). Für Deutschland wäre das im Moment noch undenkbar.
Allerdings denke ich das wir international in ein paar Jahren auch weiter vorn mitmischen werden, was nicht zuletzt diesem Forum zu verdanken wäre :thumbs:. in diesem Sinne, weitermachen :grow:
 

Jurijs J.

Active Member
Nabend,

die gestalterischen unterschiede beruhen auf der Verbundenheit und dem Bezug zur Natur.
Dieser ist in Asien am stärksten und in Ländern wie Polen eben stärker ausgeprägt als in Deutschland. Je Länger die Industrialisierung her ist und je urbaner ein Land oder eine Gegend geworden sind, desto schwieriger wird es Naturnahe Designs zu entwickeln weil einfach der Bezug zur Natur fehlt. Früher haben die Kids draussen gespielt, im Wald und auf Wiesen. Heute sind es virtuelle Kriegsplätze etc ..
Ein anderer Punkt ist auch die Mentalität, die Jungs und Mädels in Polen kaufen auch das teure Hardscape, da gibt es kein "billig will ich - Mentalität". Das Land hat lange Zeit im Defizit gelebt (UDSSR), selbst wer Geld hatte - konnte nicht alles kaufen was er wollte und so ist die Bereitschaft zum Erwerb von Luxusgütern höher als bei den Deutschen. Original ADA Hardscape - Manten Stone für 15€ oder so - das wird gekauft dort.
 

Kalle

Active Member
Hallo zusammen,

Je Länger die Industrialisierung her ist und je urbaner ein Land oder eine Gegend geworden sind, desto schwieriger wird es Naturnahe Designs zu entwickeln weil einfach der Bezug zur Natur fehlt.

Da bin ich mir nicht sicher. Scaping hat sicher etwas mit der Sehnsucht nach einer idealen Natur und Naturverbundenheit zu tun. Die Naturentfremdung wird aber gerade in urbanen oder industriellen Regionen (Honkong, Japan) am intensivsten erlebt.

Die ästhetischen Traditionen spielen eine wichtige Rolle. Worauf können wir uns beziehen, Pückler, Bundesgartenschau...?
Typisch deutsch: Selbstkritik mit Blick auf die (vermeintlich) besseren Anderen.

VG Kalle
 
Guten Morgen,

ich denke auch, dass gerade die Distanzierung von der Natur im Alltag das Verlangen nach der eigenen Miniaturnaturwelt im Wohnzimmer verstärkt und Hobbies wie Bonsai, Naturaquarien etc. begünstigt.
Warum braucht man eine Gebirgslandschaft im Glaskasten, wenn man mitten auf der Alm wohnt ;-)
Da braucht man doch nur vor die Tür zu gehen.

Liebe Grüße
Stefan
 

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