Hallo,
andy23":1glpc603 schrieb:
Wir haben nämlich auf zierfischforum.at gerade eine heftige Diskussion bezüglich der Lichtfarbe und ich dachte mir, ich schreib die Frage, die mich auch selbst interessiert (habe mich beim anderen Thread lieber zurückgehalten), einmal auch hier hin, weil hier doch unter euch viele Pflanzenpraktologen unterwegs sind.
Hab gerade mal drüben nachgeguckt - kann es sein, daß sich da einer ziemlich wichtig macht? Seine Behauptungen, "Leuchten mit höher Kelvinzahl sind nicht gut bis garnicht geeignet für Pflanzenbecken", sind schlicht und ergreifend Quark. Erstens haben "
Leuchten" im Gegensatz zu "
Lampen" keine Lichtfarbe (sondern höchstens eine Gehäusefarbe :bonk
und zweitens stimmt die Behauptung auch nicht, solange man bei süßwasserüblichen Lichtfarben bleibt. Man kann in erster Näherung getrost davon ausgehen, daß für die Photosyntheserate die Anzahl auf die Pflanze auftreffenden Photonen entscheidend ist, deren "Farbe", also die Frequenz bzw. Wellenlänge des Lichts rangiert auf der Wichtigkeitsskala erst weiter hinten. Es gibt einen recht interessanten Artikel, der darauf hinweist, daß das Photosynthesewirkspektrum ganz massiv von der Intensität des zum Versuch verwandten Lichts abhängt ("Green Light Drives Leaf Photosynthesis More Efficiently than Red Light in Strong White Light: Revisiting the Enigmatic Question of Why Leaves are Green, Ichiro Terashima, Takashi Fujita, Takeshi Inoue, Wah Soon Chow and Riichi Oguchi). Man darf nie vergessen: Alle bislang veröffentlichten
Wirkspektren der Photosynthese sind nur ein Ausschnitt aus der Natur. Man macht überhaupt nichts falsch, wenn man annimmt, daß die Pflanzen näherungsweise Photonen jeder "Farbe" (eigentlich Energie) gleich häufig einsammeln.
PAR-Meter messen genau so: Jedes Photon im Wellenlängenbereich 400 bis 700 nm trägt gleich viel zur PAR-Strahlung bei.
Und unter Wasser kommt noch folgender Punkt hinzu:
Das ist die 50-Prozent-Eindringtiefe in Metern, abhängig von der Wellenlänge des einfallenden Lichts, in ein sehr klares Naturgewässer (Nach Daten von: R. C. Smith, K. S. Baker, „Optical properties of the clearest natural waters (200-800 nm)“, Appl. Opt.,20, 177-184 (1981)). In Aquarien mit ihrer gegenüber klaren Naturgewässern deutlich höheren organischen Belastung kann man davon ausgehen, daß die Dämpfung noch deutlich stärker ist. Licht mit hohem Rotanteil bewirkt daher vor allem eines: Es heizt das Wasser auf, wogegen von Licht mit hohem Blauanteil mehr bei den Pflanzen (und Algen) ankommt. Das ist möglicherweise der Grund, warum man blaulastigem Licht Algenförderung nachsagt: Es kommt von diesem Licht schlicht und ergreifend mehr bei den Lichtsammelfallen der Algen an als bei rotlastigem. Zudem könnte des Diagramm ein Grund sein, warum mit höheren Farbtemperaturen beleuchtete Aquarien heller wirken als Aquarien mit niedrigeren Lichtfarben. Für den zweiten Grund google mal nach "
Pupil Lumen".
Wenn es uns beim Licht nur auf maximale Photosyntheseleistung und dabei noch gesundem Wuchs ankäme, könnten wir über unsere Aquarien auch spezielle
Wachstumslampen hängen. Das magentafarbene Licht macht sich aber irgendwie nicht so gut über dem Schmuckstück in der guten Stube. Neben der Photosynthesewirkung kommen daher noch zwei Punkte dazu: Licht ist auch Steuerlicht für die Pflanze und da bewirkt blaulastiges Licht kompakteres Wachstum, was im Aquarium nicht von Nachteil ist. Und der zweite Punkt: Licht ist auch ein wichtiger Wohlfühlfaktor. Die meisten Aquarianer, die ich kenne, lehnen das stark ins Gelbe gehende Licht der .30er und selbst noch der .40er Lichtfarben ab, wogegen viele höhere Farbtemperaturen bevorzugen, es gibt hier im Beleuchtungsforum mehrere Threads dazu.
Viele Grüße
Robert
PS. Und richte dem Typen drüben einen schönen Gruß von mir aus, wer nicht mal zwischen "Leuchte" und "Lampe" unterscheiden kann, sollte den Schnabel nicht so weit aufreißen...