Geringfilterung – der Thread ...

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nik

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... oder warum es sinnvoll ist nicht mehr Filtersubstrat zu verwenden als notwendig.

Dieser Post beschreibt die Anwendung bzw. Sinn und Zweck der Geringfilterung und soll bei der Suche nach dem inzwischen doch einigermaßen verbrannten Suchbegriff „Geringfilterung“ das Zusammensuchen der im FG verstreuten Informationen ersparen. Der Thread zielt auf die Beschreibung der Geringfilterung ab und kann auch lediglich für sich betrachtet werden. Es ist aber nur ein Thread von mehreren, die zusammen meine Aquaristik mit deutlichem Fokus auf Pflanzenaquaristik beschreiben, welche auf Geringfilterung, ausschließlicher Wasserdüngung bei ungedüngtem, gewaschenem Quarzsand (0,4-0,8 mm) und einer im Sinne des Aquarianers funktionierenden/zu erreichenden Mikroflora basiert. Als unstillbar neugierigem Menschen führt mich das immer wieder darüber hinaus. So beschäftigte ich mich schon lange Jahre, inzwischen nur mehr wenig mit den (vorgedüngten,) tonigen Soils, habe aufwändige Lektüre dazu gelesen und sehr viel darüber gelernt wie das mit der Nährstoffspeicherung, besser den Bindungsgleichgewichten funktioniert. Trotzdem ist es so, dass ich für meine Betriebsweise keinen besonderen Benefit dieser Soils erkennen kann und zu den wenigen Intensivpflanzenaquarianern gehöre, die das noch nicht ausprobiert haben - und möglicherweise nie ausprobieren werde. Könnte ich, nur, mich stört die geringere Übersichtlichkeit und schon auf mittlere Sicht ergibt sich die Notwendigkeit einer vollständigen Wasserdüngung, denn die Soils erschöpfen sich und sind in ihrer Beladung nur mehr ein mitunter unangenehm träges Abbild der sowieso erforderlichen Wasserdüngung. Dann gibt es in der mechanischen Haltbarkeit verschiedener toniger Soils Unterschiede, die sich vorher nicht erkennen lassen. Kann man Glück haben oder nicht. Sand ist dauerhaft, so wie sich bei mir immer wieder langlaufende Aquarien ergeben. Die erfahren wohl mal mehr oder weniger, auch deutliche Umgestaltungen, aber im Setup bleiben sie meist gleich - so ich denn nichts neues ausprobieren muss ^^ - und profitieren im Wesentlichen von ihrer stabilen Mikroflora. Die macht dauerhafte Aquarien! Das Drumherum muss dann noch stimmig sein und da gibt es Unterschiede ob man Soil oder Sand verwendet. Für die hier beschriebene Aquaristik ist Sand die bessere Wahl.
Da Geringfilterung schwerpunktmäßig auf eine gute Nährstoffverfügbarkeit abzielt, ist dieser Thread im Subforum "Nährstoffe" besser aufgehoben als in "Technik"
Wie kam es zur Geringfilterung? Seinerzeit ritt auch ich die üblichen Filterorgien, sogar recht gründlich und in Verbindung mit meinen schon immer pflanzenlastigen Becken und der damals üblichen Nährstoffphobien, hatte ich zwar ein toll gefiltertes Pflanzenbecken, frei von Stickstoff und Phosphat, aber massenhaft Algen, vor allem Pinselalgen von einer Hartnäckigkeit, die mich an den Rand der Hobbyaufgabe brachten. Irgendwann gab es mal im Web eine Welle mit "filterlos" betriebenen Aquarien. Es dauerte eine Weile und es ergaben sich ziemlich intensive Diskussionen mit jenem, der das mit Verve vertrat, aber dann fing das - was mir anfänglich ohne Bedeutung war - doch an auf mich zu wirken! In den Grundzügen ist das also schon ein recht alter Hut. Anfänglich verwendete ich Schaumstoffschwämme als Ansaugschutz auf der Ansaugseite meines externen Kreislaufs, sodass sich das nicht mehr als filterlos bezeichnen ließ. Später fiel mir dann auf, dass es schon einen Unterschied machen konnte ob es keinen, einen, zwei oder 6 Filterschwämme auf der Ansaugseite hatte. Über solche Beobachtungen kam ich dann zu der relativen, d.h. angemessenen Filterung und da es weiterhin um eine möglichst reduzierte Substratfilterung ging, passte Geringfilterung als Bezeichnung immer noch sehr gut - auch wenn der Anwendungsbereich weiter wurde.

Strömung
Einen eigenen Punkt wert hinsichtlich der Filterung ist die Strömung, zum Ersten die Strömung im Filter, zum Zweiten die Strömung im Aquarium.
Gern wird in der Annahme damit die Filterleistung zu reduzieren die Strömung im Filter reduziert. Dafür gibt es kaum sinnvolle Anwendungsfälle. Einer wäre ein so überdimensionierter Filter, dass dessen Durchsatz die Pflanzen im Aquarium flach legt. Ansonsten wird über Drosselung wohl der Durchsatz des Filters verringert, aber die Kontaktzeit des Wassers mit dem Filtersubstrat erhöht sich. Bezüglich der Filterleistung ist das ein sich mehr oder weniger gegenseitig aufhebender Effekt . Wenn man die Filterleistung reduzieren will, dann über weniger Filtersubstrat, nicht über einen geringeren Durchsatz! Dieser macht schon deshalb wenig Sinn, weil der Durchsatz halbwegs passend dimensionierter Filter, das bezieht sich auf die Herstellerangaben, eine durchaus passende Strömung im Aquarium erzeugt.
An Vorteilen lassen sich u.a. verbesserte Nährstoffverteilung anführen. Das lässt sich am Beispiel CO2 mit je einem der CO2-Zugabe nahen und möglichst entfernten Dropchecker gut visualisieren. Gibt es Unterschiede in der Anzeige, lässt sich das mit mehr Strömung weitgehend angleichen.
Ein weiterer Grund ist die laminare Grenzschicht. Was ist das? Eine Strömung wird zum Rand, zu einer Grenzfläche hin, der Oberfläche des Filtersubstrats oder allen Oberflächen im Aquarium immer langsamer bis zu einer völlig strömungslosen Schicht über der Oberfläche. Die Höhe dieser Schicht ist abhängig von der Strömung. Im Filter mit einer sehr hohen Strömungsgeschwindigkeit an den Oberflächen ist sie geringer als im Aquarium mit erheblich geringerer Strömung. Welche Rolle spielt das? Nun, das letzte Stück zur Oberfläche, zum Biofilm, zur Pflanze geschieht per Diffusion, ein vergleichsweise langsamer Vorgang, zeitlich abhängig von der Dicke der laminaren Grenzschicht und dem Nährstoffgefälle auf der einen und der anderen Seite. Mit mehr Strömung lässt sich der Stoffumsatz erhöhen. Neben dieser theoretischen Betrachtung gibt es aber auch zwei sehr praktische Aspekte. Ich schreibe häufiger von algenfrei, das lässt sich bei den meisten Algen auch sehr stabil erreichen, nur bei Punktalgen habe ich eine größere Toleranz. Meist lassen die sich nicht vollständig vermeiden und dann tauchen sie bevorzugt in schwach durchströmten Bereichen auf.
Desweiteren lässt sich unter Berücksichtigung der bisherigen Punkte Strömung zum Mulm"blasen" nutzen um ihn aus sichtbaren Bereichen zu bringen oder in strömungsarmen Bereichen zu sammeln um ihn besser entfernen zu können. Es gibt verschiedene Gründe für größere Mengen anfallenden Mulms. Häufig finden sich die Gründe in der Beckenbiologie, es können aber auch verstärkt Mulm erzeugende Planzen sein, einige Moose zum Beispiel.

Oft erwähnt, sehe ich wie Geringfilterung in der Praxis häufig lediglich mit wenig bis gar keinem Filtersubstrat assoziiert wird. Der Filter wird z.B. mit lediglich einem Korb, einer Lage Schwamm betrieben, gerne auch noch einer Portion Filterwatte dazu, mag für ein schwach besetztes Pflanzenbecken durchaus häufiger passen, hat aber mit der Idee der Geringfilterung erst einmal wenig zu tun! Geringfilterung als Beschreibung einer angemessenen externen/internen Substratfilterung ist eine von der
- organischen Belastung,
- der Pflanzenmasse und auch vom
- Setup eines Beckens
abhängige, relative Substratfilterung und kann somit sowohl zu einer größeren Menge als auch einem völligen Entfall von Filtersubstrat führen.

Was sind die Gründe für Geringfilterung?

Die Filterung gehört in den Köpfen der Aquarianer so sehr zum Aquarium, dass üblicherweise gar nicht der Gedanke aufkommt die zu hinterfragen. Gerade mit Blick auf ein Pflanzenbecken gibt es gute Gründe das zu tun. Schaut man sich mal genauer an, was Filterung leisten bzw. nicht leisten kann, dann sind wir in der Lage ergänzende Substratfilterung angemessen einzusetzen. Auch wenn das primär aus dem Blickwinkel des Pflanzenaquarianers beschrieben wird, so gilt das genauso für bepflanzte Gesellschaftsbecken. "Ergänzende Substratfilterung" sollten wir uns in in ihrer Funktion vergegenwärtigen, sie soll nicht ausreichende biologische Prozesse im Aquarium über den zur Verfügung gestellten zusätzlichen Siedlungsraumes für Biofilm ermöglichen.
Warum muss das sein? Generell geht es um die Zersetzung, d.h. die Mineralisation organischer Verbindungen, die mehr oder weniger reichlich in Form von Futter, Ausscheidungen der Tiere, Pflanzenresten, verendeten Tieren, etc. anfallen. Im Zuge der Mineralisation von Eiweiß-, d.h. Stickstoffverbindungen kommt es durch die Ammonifikation zu fischgiftigem Nitrit, welches in der anschließenden Nitrifikation seine vorläufige Endstufe als relativ harmloses Nitrat erreicht. Das ist ein bakterieller Vorgang in dem verschiedene Bakterienarten aus den organischen Verbindungen Energie gewinnen und diese immer weiter zersetzen. So weit, so gut.
Vor allem das fischgiftige Nitrit ist der Grund für eine eventuelle Ergänzung mit zusätzlichem Filtersubstrat! Für ein schwach bepflanztes und stärker besetztes Gesellschaftsaquarium ist das idR. notwendig. Das ist immer noch der Klassiker und in den Vorstellungen der Aquarianer fest mit zusätzlicher, notwendiger Filterung verbunden.

Im schwach besetzten Pflanzenaquarium sieht das jedoch anders aus! Das Pflanzenaquarium hat über seine zum Teil erheblich höhere Blattmasse ausreichend Siedlungssubstrat für den mineralisierenden Biofilm, bei gleichzeitig schwächerer organischer Belastung - vor allem durch weniger Futter für den meist geringen Besatz..
Stellt sich die nächste Frage, was für Gründe sollte es geben, nicht trotzdem über reichlich zusätzliches Substrat zu filtern und so auf der "sicheren Seite" zu sein?
Da gibt es einige! Die Filterung über substratgefüllte Topffilter, Innenfilter, etc ist intensiver als die entsprechenden Prozesse im Aquarium und begünstigt z.B. Nährstofffällungen, die die Pflanzennährstoffe für Pflanzen erst einmal nicht verfügbar machen. Wen das und die Wirkung verschiedener Filtersubstrate, wie Sinterglas, Aktivkohle, Zeolith, ... interessiert, der sollte sich den im nächsten Spoiler ausgeblendeten Text ansehen.

Zusätzlich eingerichtete Substratfilterung bewegt sich also mengenmäßig zwischen den beiden Polen "zu gewährleistende Nitrifikation" und gleichzeitig einem "möglichst zu minimierendem Einfluss auf die Düngung".

Zusammenfassend geht es um ...
- eine Gewährleistung ausreichender Nitrifikation zur Vermeidung von Nitrit.
- den minimierten Einfluss der Substratfilterung auf die Nährstoffzugaben in einem bepflanzten Aquarium.
- die Limitierung des Filtersubstrats, nicht des Durchsatzes.
- die weitestmögliche Verlagerung biologischer Prozesse vom Filter ins Aquarium.
- die Vermeidung von Nährstofffällungen im Filter mit resultierenden Nährstoffdepotbildungen
- die transparente Wirkung von Nährstoffzugaben und direktes Feedback der Pflanzen/des Biotops.
- hohe Standzeit der Filterung.


  • Das ist noch Baustelle. Sinterglas ist als häufigerer Problemverursacher schon einigermaßen komplett.
    Bis jetzt (oder in der Zukunft ^^) wird Substratfilterung allgemein, Nitrit, Sinterglas, organische Belastung, Aktivkohle, Zeolith, Phosphat-/Silikatadsorber, Nitratadsorber, bakterielle und photolytische Zersetzung der Düngechelatkomplexe und Purigen betrachtet.
    Grundsätzlich gilt aber für alle die Wasserchemie verändernden Foltermedien(, den Tippfehler lasse ich :D ,) deren Beeinflussung des Wasser sind idR. unerwünscht in einem Pflanzenaquarium. Es passt einfach nicht zusammen kontrolliert aufzudüngen um dann mit Filtermedien mehr oder weniger bekannt/unbekannt verschiedene Makro-/Spurenelemente unterschiedlich in ihrer Pflanzenverfügbarkeit zu beeinflussen. So erkennt man Ursache und Wirkung nur schwer oder garnicht.
    Ich kann den folgenden sehr reichlichen Text in diesem Spoiler hier schon zusammenfassen: idR. ist der ganze Krempel nicht erforderlich und wegen der beeinflussenden Eigenschaften wirkt es häufiger schädlich auf die Düngung. Ausnahme Purigen. Grober blauer Filterschwamm ist so einfach wie gut und deckt alle erforderlichen Belange ab.


  • Substratfilterung
    Das meint die Filterung über irgendwelche Filtermedien als Siedlungssubstrat für den Biofilm. Zur Menge des Biofilms, d.h. zur Menge der mineralisierenden Organismen ist zu bemerken, die hängt nur nachrangig vom Platzangebot sondern vor allem vom Nahrungsangebot ab! Wird ein üppiger Filter verwendet, findet eine Verlagerung der Mikroorganismen in den viel besser versorgten Filter statt. Das Platzangebot ist vorhanden und wegen der intensiven Strömung eine viel besseren Versorgung mit Nährstoffen. Ich will aber den Biofilm möglichst im Aquarium auf den Oberflächen haben, denn der Biofilm spielt eine nicht unerhebliche Rolle bei der Vermeidung von Algen. Bei Kieselalgen ist die Konkurrenz sehr offensichtlich, Cyanobakterien auch, gilt aber wohl mehr oder weniger für alle Algen - die sich als Bestandteil des Biofilms in einer Konkurrenzsituation mit den restlichen Mikroorganismen befinden. Das hängt natürlich von deren Qualität ab und ist breitgetretenes Thema im Mikroflora-Thread.
    Dann wird durch die intensive Anströmung das Wasser intensiver "ausgelutscht", was nicht nur den Stickstoffkreislauf betrifft, der wegen des fischgiftigen Nitrits besonders im Fokus ist. Natürlich gibt es auch für alle anderen Stoffe Kreisläufe, die über die Mineralisation der Destruenten (Pilze, Bakterien) laufen.
    Über zusätzliche Substratfilterung laufen alle diese Prozesse intensiver/schneller ab. Das betrifft auch Nährstofffällungen, Schlamm der sich im Filter ablagert, der im Aquarium besser wiederverwertbar wäre oder auch einer beschleunigten Umsetzung von Urea nach Ammonium, Nitrit, Nitrat. Als überzeugter Anwender von Urea bin ich daran interessiert die sowieso stattfindende Mineralisation nicht auch noch deutlich zu beschleunigen, denn dann kann ich auch gleich Nitrat düngen und die Vorteile des zusätzlichen Angebots weiterer Stickstoffformen, eben Urea und Ammonium, entfallen.
    Die Notwendigkeit einer besonders intensiven Filterung gibt es nicht, die bringt im Pflanzenaquarium vor allem Nachteile mit sich, also minimiert man die und schaut sich bei eventuellen Problemen an, ob mehr Filtersubstrat eine Verbesserung bringt. Das bewegt sich im Spagat einer ausreichenden Nitrifikation und der Betrachtung diffuser Probleme und auf der anderen Seite einer möglichst geringen Beeinflussung der Nährstoffsituation. Um mal ein "diffuses Problem" zu erwähnen, ich konnte mal mit einer geringen Zugabe groben Filterschwamms ziemlich schnell grüne Punktalgen beseitigen. Das ist immer eine Einzelfallbetrachtung, in anderen Aquarien tauchen auch ohne zusätzliche Substratfilterung keine Punktalgen auf.
    Um da mal einen Eindruck zu vermitteln, die hier üblicherweise gezeigten intensiven Pflanzenaquarien mit eher geringem Besatz brauchen in der Regel überhaupt keine Filterung.

    Ich fasse zusammen, entgegen der landläufigen Sicht ist bezüglich guten Pflanzenwachstums und Algenvermeidung weniger Substratfilterung mehr.


  • Nitrit
    wenn man weiß, was zu einem Nitritpeak führt, dann ergeben sich die sinnvollen Maßnahmen von selbst. Richtet man ein Aquarium neu ein, dann ist im Aquarium nicht mehr Biofilm als der, der auf den eingebrachten Pflanzen mitgekommen ist. Der Biofilm muss sich erst vermehren, was für die verschiedenen Bakterien, Pilze unterschiedlich schnell geschieht. Bei einem Anfall von Stickstoffverbindungen, Proteinen, werden die über verschiedene Stufen, Aminosäuren, Ammonium/Ammoniak, Nitrit zum Nitrat oxidiert/mineralisiert. Die daran beteiligten Bakterien vermehren sich sehr schnell. Bekannt in dieser Abbaukette sind Nitrosomonas, die Ammonium zum Nitrit verwerten und Nitrobakter die sich des Nitrits annehmen - und da klemmt es. Zum Einen ist Nitrit fischgiftig und zum Anderen haben Nitrobakter eine geringe Vermehrungsrate. Anfänglich ist schon deshalb ein Nitritpeak zu erwarten.
    Was spielt noch eine Rolle? Natürlich die anfallenden organischen Stickstoffverbindungen! Das Futter, wobei es keinen Unterschied macht, ob das erst gefressen wird oder im Becken vergammelt! Die Menge Futter entscheidet über anfallendes Ammonium/Ammoniak, Nitrit und Nitrat und ist also eine geeignete Schraube an der man drehen kann. Ich mache das so, dass ich erst Besatz zugebe, wenn das Becken erkennbar läuft. Das dauert seine Zeit und schon deshalb ist für mich Nitrit kein Thema. In dem Zusammenhang ist noch etwas interessant zu wissen, Biofilm entwickelt sich quantitativ so stark wie möglich. Das hat nach einiger (Einfahr)Zeit für ein gegebenes Nahrungsangebot die maximale Anzahl hungernder Bakterien zur Folge. Die sind dann schon in der Lage ein gesteigertes Nahrungsangebot (mehr Futter durch mehr Besatz) gut abzufangen.

    Ohne oder mit nur minimierter Filterung kann man auch keinen oder einen vergleichbar geringen Schaden am Biofilm des Filtersubstrats anrichten, denn Ziel ist ja die Mikroflora und die zugehörigen Prozesse möglichst weitgehend in das Becken zu verlagern, denn da sind die verwertenden Pflanzen, nicht im Filter.

    Was kann man begünstigend gegen anfallendes Nitrit machen?
    - über mehr submers kultivierte Pflanzen zusätzlichen Biofilm einbringen. Mit emers gezogenen Pflanzen funktioniert das nicht, mit auf Keimarmut abzielenden In Vitro Kulturen schon gar nicht.. Der Nährstoffverbrauch durch Pflanzen zur Algenvermeidung ist ein kaum auszuhaltender Quatsch, den man mit einigen, offensichtlichen Gedanken selbst bloßlegen kann.
    - Erstaunlicherweise - ich bin selbst erst spät drauf gekommen - hilft Wasser aus anderen funktionierenden Aquarien viel mehr als es scheinen mag. Ein Becken mit Pflanzen/Wasser aus einem funktionierenden Aquarium aufgesetzt, läuft mit großer Wahrscheinlichkeit sofort sehr weitgehend problemfrei.
    - die üblichen Bakterien-/Filterstarter. Häufig sind das lediglich die an der Nitrifikation beteiligten Bakterien, d.h. nur ein winziger Teil einer sehr vielfältigen mikrobiologischen Gesellschaft. Sinn kann das trotzdem machen, denn die Nitrifikanten sind recht gut geeignet entstehende Freiräume zu besetzen und unerwünschte Erscheinungen, z.B. Cyanobakterien, Kieselalgen, mehr oder weniger deutlich in der Entwicklung zu hemmen.

  • Sinterglas
    in allen Varianten. Bekannt als Siporax (Sera), SubstratPro (Eheim), Turbo Perlen (Dennerle), Sintomec/Micromec (JBL) und was es sonst so auf Sinterglas basierenden "Hochleistungsfiltermaterialien" mit riesengroßer Oberfläche gibt. Vergleichbar in der großeren inneren Oberfläche ist Bims. Mir fallen Seachem Matrix ein, ADA hat mit Rio Rio ebenfalls ein auf Bims basierendes Filtersubstrat. Bims wird in der Bonsaipflege ebenfalls verwendet und ist in diesem Bereich recht günstig erhältlich. Als vulkanisches Gestein hat es chemisch andere Eigenschaften als Sinterglas ist aber ansonsten mit den auf Sinterglas basierenden Filtersubstraten vergleichbar.
    Ein heißes Eisen! Stark beworben von den Anbietern als sehr effizientes biologisches Filtermaterial mit wasserneutralen Eigenschaften. Letzteres stimmt schon mal für Sinterglas nicht, denn - in einer kleineren Wasserprobe eingelegt - ergibt es schon nach wenigen Stunden einen deutlich anzeigenden Silikattest! Sinterglas gibt also Kieselsäure ab. Kieselsäure wird übrigens von den falsch benamsten "Silikat"-Tests gemessen. Kieselsäure ist ein eigenes Thema, die Meerwasser- und Garnelenfraktion interessiert das schon. Es fördert auch Algen, wobei das nicht zum Tragen kommen muss, denn z.B. Kieselalgen(, die ohne Kieselsäure gar nicht erst entstehen) werden von einem reifen Biofilm eindeutig verdrängt und selbst hohe Kieselsäuregehalte führen dann nicht mehr zu Kieselalgen. Für andere Algen ist Kieselsäure wohl auch nicht bedeutungslos. Das halte ich nicht für so wichtig, bevorzuge und verwende aber selbst kieselsäurearmes Wasser. Kieselsäurefrei erreicht man erst über irgendeine Demineralisierung, z.B. Vollentsalzung über Harze, Umkehrosmoseanlagen und ein nachgeschaltetes Mischbettharz. Außerhalb des Aquariums kann man auch Silikatadsorber auf Eisenoxidbasis verwenden.
    Sinterglas erhöht ebenfalls deutlich den Leitwert. An der Kieselsäure liegt das nicht, denn die erhöht den Leitwert nur gering. Ich weiß nicht wo der erhöhte Leitwert her kommt, vielleicht kommt da irgendwann noch genaueres raus, aber solche undurchsichtigen Geschichten sind mir sowieso schon höchst unsympathisch!
    Sinterglas wird für seine Nitrat reduzierenden Eigenschaften gelobt. Dazu braucht es auch organische Kohlenstoffverbindungen, denn davon leben die fakultativ anaeroben Denitrifikanten um im sauerstoffarmen Millieu sich den benötigten Sauerstoff aus dem NO3 zu reißen, bis es als N2 gasförmig entweicht. Es kann zu NO3-Verlust kommen oder auch nicht. Das ist im Pflanzenbecken sowieso ein unerwünschter, ja ein zu vermeidender Effekt. Könnte man sagen, das ist aber so ein dolles Zeuch, dass ich dann halt Nitrat zusätzlich zugebe um das auszugleichen! Hätte den Schönheitsfehler, dass ich dann die dem Anion NO3 zugehörigen Kationen wie K, Ca, Mg zuführte. Aber, ja, das ginge! Reicht aber nicht für eine vollständige Betrachtung.
    Nun kommt meine praktische Erfahrung, die aber nur ein häufiges Phänomen im Erste-Hilfe-Subforum bestätigt. Speziell Pinselalgenprobleme korrelieren häufig mit dem Einsatz von Sinterglas. Meist geht das mit einer ängstlichen, in der Folge zu geringen Düngung einher. Na schön, wird man sich denken, dann gebe ich mehr Volldünger hinzu. Klappt leider nicht, die Pinselalgen blühen eher auf! Warum das so ist, das weiß ich nicht. Sinterglas, verwendet oder nicht, macht den Unterschied. Aber auch die reichliche Filterung über konventionelle Filtermedien würde ich deshalb als mögliche Ursacher für Pinselalgen nicht freisprechen.
    Pinselalgen betrachte ich als gelöstes, im Grunde einfaches Problem! Sinterglas entfernen, insgesamt darauf achten dass solche die Düngung beeinflussenden Prozesse weitestmöglich ausgeschlossen werden, dann vollständig aufdüngen und die Pinselalgen sind eher früher als später Geschichte! Ich kriege in meinen Becken generell keine Pinselalgen hin, gebe ich welche zu, gehen sie stumpf kaputt.
    Noch eine hübsche Beobachtung: In Pinselalgenbecken entstehen die häufig besonders in der Strömung, in der Filterströmung, das kenne ich auch. Und wo kommt die her? Aus einem Intensivstfilter. In meinen Becken, so ich denn einen leeren Außenfilter dran habe, findet sich in der Strömung nie etwas. Der Bereich der Scheibe, der von der Filterströmung getroffen wird, ist immer der klarste.
    Nach meiner Einschätzung und Überzeugung hat Sinterglas in einem Pflanzenaquarium aber auch gar nichts verloren! Raus damit! Für die strukturell vergleichbare Bimsfilterung sehe ich in diesem Konzept ebenfalls keine sinnvolle Verwendung. Filterschaum ist völlig ausreichend - ohne die potenzielle Option einer unerwünschten Denitrifikation.
  • organische Belastung
    ist ein wesentlicher Punkt in der Betrachtung einer Biozönose, die unsere Aquarien mehr oder weniger sind.
    Als erstes will ich die Bedeutung für die Filterung im Allgemeinen, aber auch für die im vorigen Punkt erwähnten Hochleistungsfiltermaterialien im Speziellen ausführen.
    Was ist "organische Belastung"? Kurz zusammengefasst ist es die Gesamtmenge aller anfallenden organischen Stoffe, als da wären abgestorbene Pflanzenmasse, die Überreste gestorbenen Besatzes, z.B. Fische, Garnelen, aber auch Futter als die wesentlichen Faktoren, wobei es für Futter nur eine geringe Rolle spielt, ob das durch den Fisch geht oder nicht und direkt mineralisiert wird. An dieser Menge orientiert sich die erforderliche Filterungleistung als Summe aus der beckeninneren Filterleistung und der evtl. notwendigen Bereitstellung zusätzlichen Filtersubstrats um eine ausreichende Nitrifikation zur Vermeidung fischgiftigen Nitrits zu gewährleisten.
    Es stellt sich dem interessierten Pflanzenaquarianer die Frage, warum funktionieren typische Aquascapes mit ausgesprochen intensiver Filterung, wie sie international üblich ist?
    Die Antwort findet sich in der organischen Belastung! Wie schon beim Sinterglas ausgeführt braucht es für eine Denitrifikation nicht nur Nitrat und eine sauerstofffreie Umgebung sondern desweiteren als unabdingbare Voraussetzung eine Versorgung der Denitrifikanten mit organischen Kohlenstoffverbindungen aus deren Mineralisation sie ihren Energiegewinn ziehen. Es braucht schon einiges an organischer Belastung und den üblicherweise sehr gering belasteten Pflanzenaquarien/Aquascapes fehlt diese Voraussetzung.
    Unabhängig davon empfehle ich beim Einfahren eines Aquariums grundsätzlich eine möglichst geringe organische Belastung! Falls höhere Mengen organischer Stoffe anfallen sollten, dann macht es Sinn die vor der Zerzetzung zu entfernen. Das gehört zu den Pflegemaßnahmen, die die weitere Entwicklung günstig beeinflussen können.




    kommt noch ^^
  • Aktivkohle
  • Zeolith
  • Phosphat-/Silikatabsorber auf Basis von Eisenoxid
  • Nitratabsorber
  • bakterielle und photolytische Zersetzung der Düngechelatkomplexe organische, synthetische Chelate, pH-Abhängigkeit.
  • Purigen
    Zum Purigen erst mal nur einen kurzen Einwurf. Es entfernt färbende organische Stoffe, das funktioniert sehr gut und es soll wohl auch eine geringe adsorbierende Wirkung auf Ammonium haben. Ich hatte es schon in Gebrauch und konnte nichts nachteiliges feststellen.


to be continued ...
offene Punkte ...

Die Praxis ...
Der Anfang

Pflanzenmasse als Filtersubstrat und Pflegemaßnahmen, Schneiden und mögliche Probleme wie Reduzierung des Biofilms, resultierende bakterielle Trübungen.
Bei der Beurteilung einer Gesamtfilterleistung spielen die Filterwirkung des Beckens, des Bodens mit allen seinen durch Biofilm besiedelten Oberflächen und die zu erwartende organische Belastung durch Futter eine Rolle, erst wenn das (geschätzt) nicht reicht, wird mit zusätzlichem Filtersubstrat ausreichende Nitrifikation gewährleistet.

Jenseits der zu gewährleistenden Nitrifikation kann es zu verschiedenen diffusen Problemen kommen, die durch etwas mehr (oder auch weniger) Filtersubstrat gelöst werden können.




Gruß Nik
 
Zuletzt bearbeitet:

nik

Moderator
Teammitglied
Hi,

damit das wenigstens erst mal Struktur und einen eigenen, zentralen Thread zum Thema bekommt ...
Ein weiterer Anlass war eine sich im Mikroflora-Fred entwickelnde Diskussion, die besser hierher gehört hätte.

Gruß, Nik
 

nik

Moderator
Teammitglied
Na dann ...

... mal ein Beispiel warum ich den Thread für so wichtig erachte ...

Mein 60x35x35 hatte ich überprüfenderweise mit dem kleinsten Eheim classic 2211 laufen lassen. Der lief anfänglich leer nur mit einem Schwämmchen als Schutz der Ansaugseite im Becken. Das Becken lief soweit tadellos und dann erfuhr der Filter eine Änderung in Filtersubstrat: Er wurde bestückt mit schlappen Tonröhrchen und zwei originalen mittelgroben Schwämmen.
In der Folge hatte ich in dem Becken ...
- seit >10 Jahren nicht mehr gesehene Bartalgenspuren gefunden und
- bei nachlässiger Düngung chlorotische, um nicht zu sagen Weißspitzenpflanzen. Es hatte noch weitere Erscheinungen,
- die M. fluviatilis wuchs ab halber Beckenhöhe nun waagrecht - was sie bei Geringfilterung nicht gemacht hatte.

Fand ich sehr erhellend und für mich zweifelsfrei bezüglich der Bewertung der Umstände.

Gruß, Nik
 

Sewascht

New Member
Hallo Nik,

Ich verfolge deine Threads jetzt schon länger und hab mich heute bei Gerd Kassebeer mal eingelesen.

Dabei ist mir aufgefallen dass ich bei dir nie was gelesen habe, welche Wasserwechselintervalle du in Becken mit Geringfilterung anwendest bzw ob dass evtl in Richtung Altwasserbecken geht.

Entfernst du sichtbaren Mulm beim Wasserwechsel,um alle "Depots" zu entfernen, oder achtest du darauf möglichst nur das Wasser zu wechseln, um die Nitrifikation nicht zu stören?

Ich hoffe es nicht irgendwo überlesen zu haben.[emoji19]

Freue mich weiterhin auf anregende Diskussionen und Ansichten.

Grüße

Sebastian






Gesendet von meinem iPhone mit Tapatalk
 

nik

Moderator
Teammitglied
Hallo Sebastian,

doch, zu Wasserwechseln habe ich schon oft geschrieben. ^^ Wasserwechsel haben mir einen großen Wert um ein Wasser in einem bestimmten, gedüngten Zustand zu halten oder ein Wasser wieder auf einen definierten Zustand zu bringen. Ich halte das beim Einfahren eines Beckens von Bedeutung. Wenn das Becken stabil wird, dann werden Wasserwechsel immer weniger notwendig, ich dünge dann meist nur noch auf Sicht. Ein gut laufendes Becken hat bei mir immer die Tendenz zum Altwasserbecken. Habe ich jedoch Interessen in transparenter Düngung, dann wechsle ich üblicherweise jede Woche runter auf ein Drittel der Höhe der Frontscheibe, also eindeutig große Wasserwechsel.

Gruß, Nik
 

DDAX

Member
Da ich auch gerade meine Filtertechnik nochmal überdenke stellen sich mir beim Thema Geringfilterung
bzw. Überfilterung jedoch Primär folgende Fragen:

Welche Nachteile hat es zu viel zu Filtern?

Wenn wir jetzt einen großen Außenfilter nur mit "normalem" Filtermaterial, also ohne Zeolith betreiben,
findet dort doch im wesentlichen nur die Nitrifikation statt, oder?
Die Menge im Gesamtsystem befindlichen Bakterien richtet sich doch nach dem Nährstoffangebot.
Demnach kann es zb bei einem schwach besetzten Pflanzenbecken schon ausreichend Biofilm geben um die Schadstoffe abzubauen. Wenn ich da nun einen großen Aussenfilter anschließe, wird sich die
Menge der Bakterien doch nicht über die maximal durch die Schadstoffe zu ernährende Population entwickeln.

Wie, durch welche chemischen Prozesse könnte die Filterung denn dann unsere Düngung negativ beeinflussen?
 

nik

Moderator
Teammitglied
Hallo Daniel,

DDAX":seoq5ydc schrieb:
bzw. Überfilterung jedoch Primär folgende Fragen:

Welche Nachteile hat es zu viel zu Filtern?
na, die Frage werde ich im Thread nicht beantworten, wenn das im Eingangspost steht. Den werde ich aber noch mal deutlicher bezüglich deiner Fragestellung überarbeiten. ;) Das wird sonst öfters kommen.

Wenn wir jetzt einen großen Außenfilter nur mit "normalem" Filtermaterial, also ohne Zeolith betreiben,
findet dort doch im wesentlichen nur die Nitrifikation statt, oder?
Wenn es so wäre, dann wäre die ganze Choose mit Geringfilterung hinfällig. Der gesamte bakterielle Abbau findet statt und Nitrifikation ist nur ein Teil davon, der auch noch bezüglich Nährstoffverfügbarkeit von geringer Bedeutung ist. Die Nitrifikation ist nur in ihrer ausreichenden Vermeidung von Nitrit von relevant. Alles an Substratfilterung darüber hinaus ist schlicht nicht notwendig, generiert eher Probleme mit der Nährstoffverfügbarkeit bei fast ausbleibendem Benefit. Der Benefit ergibt sich nur aus einer höheren Stabilität des stärker gefilterten Beckens gegenüber Bakterien-/Algentrübungen. Das Thema ist im Thread "** Club der Grünwasseraquarianer ***" beschrieben.

Die Menge im Gesamtsystem befindlichen Bakterien richtet sich doch nach dem Nährstoffangebot.
Demnach kann es zb bei einem schwach besetzten Pflanzenbecken schon ausreichend Biofilm geben um die Schadstoffe abzubauen. Wenn ich da nun einen großen Aussenfilter anschließe, wird sich die
Menge der Bakterien doch nicht über die maximal durch die Schadstoffe zu ernährende Population entwickeln.
Ja, der UNterschied besteht darin, dass im Filter die Bakterien auf Logenplätzen, d.h. schnell angeströmt sitzen und so einen erheblich besseren Zugriff auf Nährstoffe haben. Die beste Verfügbarkeit des Nährstoffangebots ist also im Filter, entsprechend wird sich die Mikroflora, der Biofilm im Filter konzentrieren. Insgesamt lutscht die Mikroflora viel intensiver am Wasser, was mögliche Probleme, die muss es mit reichlicher Substratfilterung nicht zwangsläufig haben, verstärkt. Nährstofffällungen finden in unbekanntem Umfang im Filter statt, das will ich nicht fördern. Außerdem sind im Aquarium gefällte Nährstoffe noch eher den Pflanzen verfügbar. Das ist ein weiterer Punkt, die Rückverlagerung der biologischen Prozesse ins Aquarium.
Das ist um so sinnvoller je mehr Pflanzenmasse (Filtersubstratersatz) und je weniger organische Belastung (vor allem Fischfutter) es hat. Hat es weniger Pflanzen, mehr Fisch(futter), dann braucht es mehr Filtersubstrat und damit steigen wieder die Einflüsse auf die Nährstoffe. Die hier üblichen Pflanzenbecken, schwach besetzt, brauchen keine Substratfilterung.

Das hat noch einen Ansaugschwamm als Garnelenschutz, notwendig ist der darüber hinaus nicht. Das Becken wird schon lange völlig ohne Filtersubstrat betrieben mit einer sich ständig vermehrenden Rasbora hengeli Population. Als Ansaugschutz genügt ein Edelstahlsieb.

Dieses Becken (182,5l) ist ungefiltert, nur mit einem 4 Watt Pümpchen gerührt. Besatz ~35 Danio choprae, Tendenz auch steigend.

Wie, durch welche chemischen Prozesse könnte die Filterung denn dann unsere Düngung negativ beeinflussen?
Nährstoffe reagieren miteinander und fallen aus, bakterieller Abbau, - der Chelate, Oxidation. Lässt sich nicht genau sagen, genauso wenig wie die betroffenen Nährstoffe und in welchem Umfang das stattfindet. Der Spurenelementecocktail ist eine Black Box und lässt sich nur über die Auswirkungen erfassen. Das ist Praxis, wenig Substratfilterung entspannt die Nährstoffsituation. Das hängt eben auch deutlich von der "bakteriellen Ausstattung" eines Beckens ab. Ich bin sicher, diese sich von Becken zu Becken unterscheidende Mikroflora ist die Ursache für unterschiedliche Reaktionen auf gleiche Aktionen.

Gruß, Nik
 

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DDAX

Member
Hi Nik,
ich habe diesbezüglich auch mal die gleiche Frage an eine befreundete Chemielaborantin geschickt,
die arbeitet günstiger Weise auch noch beim Wasserversorger, im Labor der Wasseraufbereitung.
Ich finde die Antwort gibt gut wieder, was die Probleme bei solchen Theorien sind.
Ihr Fokus ehr bei der Aufrechterhaltung der Nitrifikation, als bei Düngerverfügbarkeit, wird aber dennoch angesprochen.

Sollte dir das hier zu viel sein, oder deiner Meinung nach nicht in den Thread passen, kannst du es gerne wieder streichen oder verschieben lassen.

Frage:
Es geht um die sogenannte Geringfilterung von Aquarien.
Also nur gerade so viel Filter und Pflanzenmaterial im Becken zu haben,
damit die Nitrifikation gewährleistet ist.

Wenn ich nun aber an einem Becken, einen schönen großen Ausenfilter installiere, dann kann sich doch die im Gesammtsystem befindliche Anzahl der Bakterien nur so weit entwickeln wie es die Schadstoffe zulassen oder?

Speziell geht es um die Frage, ob eine Überfilterung eine Auswirklung auf die Makroelemente haben kann, also Nitrat, Phosphat und Kalium
Wie ist es mit den Spurenelementen? Eisen, Magnesium, Chrom usw..
So stoffe sind doch vom Filterkreislauf, der nitrifikation ehr unberührt, oder?

Antwort:

Leider kann ich dir wirklich keine eindeutige Antwort darauf geben.
Die Biologie eines Aquariums oder auch Kläranlage, ist ja sehr ähnlich, lässt sich nicht theoretisch festlegen.
Es nehmen noch viele Faktoren Einfluss auf das System, die sich nicht vorhersehen lassen.
Es bleibt also nur experimentieren…
Damit will ich sagen ,bei dieser „Geringfilterung“ kann das Aquarium genauso einen stabilen Zustand erreichen, wie bei einer ausreichenden Filterung .
Ich persönlich würde mich damit nicht so wohl fühlen, du lässt das Aquarium auf „Sparflamme“ laufen, lass dann aber mal eine Störung auftreten und das könnte schon ein größerer Wasserwechsel sein, kann es passieren, dass die Nitri und Deni gestört werden und dein Ammonium nicht mehr richtig umgesetzt wird zumindest für eine Zeitlang. 
Bakterien sind aber auch in der Lage sich seiner Umgebung anzupassen auch nicht von heute auf morgen, aber möglich.
Hört sich jetzt glaub ich verwirrend an?! aber genau das meine ich ,du kannst Biologie nicht theortisch durchspielen und glauben, das ist eine 100% Garantie, das ein Aquarium top laufen muss.

Eine Überfilterung kann schon Einfluss auf die Elemente nehmen und auch auf die Bakterien.
Im Filter sollen sich Nitrosomas und Nitrobakta bilden, denn diese sind für die korrekte Nitrifikation zuständig, doch es gibt noch viele andere Bakterien, die sich im Filter oder Boden des Aquariums bilden und ganz andere Ansprüche haben, z.B Kalium knabbern oder Phosphat mögen oder Kalium im Wasser brauchen um sich zu bilden ,aber Magnsium mögen. So wie eine Pflanze viel Eisen braucht um zu wachen ,die andere weniger  und jeder nimmt sich das was er braucht….. es muss also ein Gleichgewicht entstehen.

Phosphat und Kalium zähle lieber zu den Spurenelementen. Diese sind auch von der Filterung betroffen.
Aber ob da mehr oder weniger davon drin ist, hat nicht die schlimmen Folgen, als wenn die Nitri gestört wäre und Ammonium nicht mehr umgesetzt würde.

Noch mal kurz:  meine Meinung
- Geringfilterung nicht besser als ein schöner großer Filter.
- Was du Schadstoffe nennst, ist ja Futter für die Nitri-Bakterien, stimme ich dir zu.
Kein Futter ,keine Bakterien  
- Großer Filter Einfluss auf Spurenelemente Magnesium, Kalium, Phosphat…   ja, gut möglich durch das Vorkommen anderer Bakterien. Großer Filter viel platz für Bakterien, die dir unter umständen zuviel Spurenelemente weg knabbern und Pflanzen verkümmern, KÖNNTE…MUSS nicht …könnten aber auch dein Gleichgewicht stabilisieren  ….
Zu jeder Theorie bei diesem Thema gibt’s ein JA ABER…
 

nik

Moderator
Teammitglied
Hi Daniel,

ist schon okay. Am besten schickst du ihr noch meine Antwort auf deine Fragen, dann weiß sie wenigstens worum es geht und das Thema Nitrifikation ist schon mal erledigt. Du könntest sie sogar den ganzen Thread lesen lassen.

Mir interessant wäre allenfalls die Frage, welche Beeinflussung durch Filterung sie bei Kalium sieht. Du siehst aber schon ein, dass das über Dritte so wenig Sinn macht wie du ihr Fragen in einem nur unzureichenden Kontext stellst.

Gruß, Nik
 

Teilzeitfussel

New Member
Sehr interessantes Thema.
Vor allem die unterschiedlichen Sichtweisen.
Filterorgien hatte ich noch nie. Ich hatte aber auch das ganz große Glück, dass ich als Kind/Jugendlicher bei einem alten Aquarianer lernen konnte. Und das was er vermittelt hat ist heute noch gültig. (In den '70 gab's noch kein Internet, also konnte er nicht wissen, was er alles falsch macht... :D )
Bei einem reinen Pflanzenaquarium ist Filterung kontraproduktiv. Es können keine "Giftstoffe entstehen, weil nix drin ist, die die produzieren könnte. Und rein zur Wasserbewegung brauche ich keine Pumpe. Da reicht die Heizung- vorausgesetzt, ich hab die nicht genau in die Ecke gepappt. Hier muss ich sogar leicht düngen und CO2 hinzufügen, bis sich ein Gleichgewicht hergestellt hat. dazu gehört aber auch eine leicht Mulmschicht...

Ich filtere etwas anders. Meine Filter sind von den Daten her hoffnungslos überdimensioniert. In dem neuen 54l was ich grade aufbaue, wird ein Filter laufen, der für 250l gedacht ist. Befüllt wird er 1/4 mit Blähton, teilweise mit dem Hammer kleingekloppt (der Bakterie ist es egal worauf sie sitzt) und ganz oben ein grober Schwamm zum Pumpenschutz. Die Leistung wird auf ca 50ltr pro Stunde begrenzt. Standzeit erfahrungsgemäß ca 1 Jahr.

Was ich immer mache, ist verdunstetes Wasser mit destilliertem auffüllen. Die Mineralien bleiben ja im Becken.
 

jörg

Member
Hallo Nik,
ich lese mich gerade durch deine Themen durch, und möchte versuchen mein Becken in der Art aufzusetzen.
Mein Becken ist ein Dennerle Scaper Tank 50l , zur Verwendung kommen 4 teils größere Holzstücke, der Boden besteht aus 2kg ADA Colorado Sand mit einer Höhe von Max. 0,5cm, das Becken wird mit Aufsitzerpflanzen, Moosen, und vielleicht etwas HCC besetzt, als Fischbesatz werden es wohl so 15 bis 20 kleine Salmler werden, und ein paar Garnelen, die Beleuchtung besteht aus DIY LED zwei Leuchtbalken mit je 10W ( 3x 6500K und 2x Gelbton ) die man noch zusätzlich über ein Poti dimmen kann.
Meine offene Frage besteht in der Filterung, da ich keine Heizung im Becken haben möchte, werde ich mir einen gebrauchten Eheim Thermofilter besorgen, dieser hat eine Leistung von 700 l/h, und wird daher gedrosselt, doch nun das eigentliche, da es mir zumindest vorkommt das es zuwenig an Pflanzenmasse sein könnte, wie wäre hier der beste Ansatz den Filter zu bestücken, wie könnte ein möglicher Anfang aussehen, nur einen groben blauen Schwamm und etwas Watte, wie finde ich das am besten heraus, ohne das Becken schon am Anfang an die Wand zu fahren ?

Viele Grüße

Jörg
 

nik

Moderator
Teammitglied
Hallo Jörg,

jörg":8wei41vz schrieb:
Meine offene Frage besteht in der Filterung, da ich keine Heizung im Becken haben möchte, werde ich mir einen gebrauchten Eheim Thermofilter besorgen, dieser hat eine Leistung von 700 l/h, und wird daher gedrosselt, ...
musst du grundsätzlich nicht. Wenn es dir zu stürmisch im Becken wird, dann ja, sonst nicht.

Als Kommentar zu einem vorhergehenden Post mit dem zerkloppten Blähton und reduziertem Durchfluss, das ist hier nicht Sinn der Übung! Es geht darum, die "Filterprozesse möglichst ins Becken zu verlagern und das geht nur mit auf das Notwendige reduziertem Filtersubstrat und das Becken möglichst gut "gerührt". Das Becken ist sich selbst Filter, unerwünschte Ausfällungen finden so nur reduziert im Becken statt und können eher verwertet werden als Ablagerungen im Filtertopf.

doch nun das eigentliche, da es mir zumindest vorkommt das es zuwenig an Pflanzenmasse sein könnte, wie wäre hier der beste Ansatz den Filter zu bestücken, wie könnte ein möglicher Anfang aussehen, nur einen groben blauen Schwamm und etwas Watte, wie finde ich das am besten heraus, ohne das Becken schon am Anfang an die Wand zu fahren ?
Dann lass dir Zeit mit dem Besatz! Erspare dem das Einfahren! Es ist sowieso günstiger das Becken mit geringer organischer Belastung einzufahren.

Abgesehen davon erscheinen mir 15-20 kleine Salmler schon optisch ziemlich viel. Das kannst du mit Nanofischchen wie Boraras machen. Ein gut gerührtes Becken, eingefahren, verträgt schon einiges an Fisch. Und auch wenn es immer wiederholt wird, es ist schiere und unbegründete Panikmache einen Wasserwechsel für ein nachfolgendes Problem mit der Nitrifikation anführen zu wollen.

Es geht hier um das konsequente Erreichen stabiler Becken! Das ist natürlich nicht gleich der Fall und es ist in der Einfahrphase ein bisschen was zu beachten, aber haben sie die Stabilität, dann funktioniert das auch ohne Filtersubstrat.
Mein Tipp: Fahre es ohne Besatz und ohne Filtersubstrat ein und schaue dir an ob es sich problemlos entwickelt.
Lass es halt mal, wie in den anderen Threads beschrieben, 4 Wochen laufen und dann zeigst du am besten mal was das an Pflanzen, Hardscape so ungefähr wird.

Gruß, Nik
 

Teilzeitfussel

New Member
Hallo Nik,
Wenn ich dich richtig verstehen, geht's dir um filterlose Becken? Das ist natürlich ne ganz andere Hausnummer. Da ein biologisches Gleichgewicht reinzubringen ist die ganz hohe Schule.
Aber da bewegt man sich auch auf einem sehr schmalen Grat.
Eigentlich dürfte ich noch nicht mal ein Blatt entfernen, weil man damit schon massiv das Gleichgewicht stört.
Ich definiere Geringfilterung so, dass ich ins Becken eingreifen kann, ohne dass das gleich kippt, weil der Filter sowas abpuffert.
Das es Blähton ist, liegt nur daran, dass es zu der Zeit nix anderes gab. Never change running Systems...
 

nik

Moderator
Teammitglied
Hallo, hier könnte dein Name stehen,
Teilzeitfussel":w811aynl schrieb:
Hallo Nik,
Wenn ich dich richtig verstehen, geht's dir um filterlose Becken?
Nein. Lies einfach den Eingangspost, dann weißt du worum es mir geht .

Das ist natürlich ne ganz andere Hausnummer. Da ein biologisches Gleichgewicht reinzubringen ist die ganz hohe Schule.
Aber da bewegt man sich auch auf einem sehr schmalen Grat.
Eigentlich dürfte ich noch nicht mal ein Blatt entfernen, weil man damit schon massiv das Gleichgewicht stört.
Ja, mit dieser Sicht befindest du dich in reichlicher Gesellschaft, richtiger wird die dadurch aber nicht.
Es ist ein Ziel des Threads die Notwendigkeiten aufzuzeigen und alte Zöpfe, wie die von dir formulierten, zu überprüfen. Das mache ich seit>15 Jahren und es eben nicht so wie dein Blumentopfszenario. Es hat biologisch ausgesprochenen stabile Becken zur Folge, die sich auch noch sehr ähnlich, d.h. geradezu erstaunlich reproduzierbar verhalten. Mit nur so wenig Filtersubstrat wie nötig zu filtern gehört zu den wichtigen Punkten.

Wenn du auch mal die zugehörigen Threads- aus meiner Sig ersichtlich- querliest, dann ist das geeignet die derzeitige Filterpraxis in Frage zu stellen. Wenig oder auch keine Filterung - es dreht sich idR um Pflanzenbecken mit geringerem Besatz - hat ausgesprochene Vorteile und macht nebenbei das System erfreulich transparent.

Gruß, Nik
 
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