Baldellia (Igelschlauch) ist eine Gattung von kleinwüchsigen Froschlöffelgewächsen, die in Westeuropa am häufigsten sind, aber auch in Mittel- und Südeuropa, Teilen von Nordafrika und an wenigen Stellen in Vorderasien vorkommen. Sie wurden zuerst zu Alisma, dann lange Zeit zu Echinodorus gezählt. Meistens werden drei Baldellia-Sippen unterschieden, die je nach Autor als Unterarten oder eigene Arten gelten:
Baldellia ranunculoides kommt an wenigen Stellen auch in Deutschland vor, überwiegend im Westen und Norden, und besiedelt nährstoffarme, flache stehende Gewässer. In der Roten Liste der Farn- und Blütenpflanzen Deutschlands von 1996 wird sie als stark gefährdet eingestuft (Gefährdungsstufe 2) und gilt in den Bundesländern Berlin, Hamburg und Mecklenburg-Vorpommern als ausgestorben oder verschollen (Stufe 0).3
Der Hahnenfußähnliche Igelschlauch eignet sich als Aquarienpflanze und wird schon in alter Aquarienliteratur erwähnt, aber ist im Hobby wohl nur wenig bekannt. Baldellia ranunculoides wird nicht im Zoohandel abgeboten, ist aber gelegentlich als Gartenteichpflanze erhältlich.
In der Landform oder in flachem Wasser bildet der Igelschlauch niedrige Blattrosetten mit lanzettlichen Blattspreiten und doldenähnliche Blütenstände mit weißen bis blass-violetten Blüten. Ähnlich den Echinodorus-Arten entwickeln sich igelartige runde Sammelfrüchte mit Nüsschen. Die Kelchblätter fallen bei der Fruchtreife ab (bei Echinodorus bleiben sie erhalten).
In der Unterwasserform entwickelt Baldellia sehr schmale, linealische, spitz zulaufende, grasähnliche, hellgrüne Blätter. Sie haben neben der Mittelrippe ein Paar von parallelen Seitennerven nahe dem Blattrand.
Baldellia ranunculoides subsp. repens bildet Ausläufer, die modifizierte Blütenstände darstellen (sogenannte Pseudostolone oder Infloreszenzstolone), ganz ähnlich den Helanthium-Arten. An den Blütenständen können sich Jungpflanzen entwickeln. Die Blüten sind größer als bei der Unterart ranunculoides und meistens hellrosa bis blassviolett gefärbt. Sie sind selbst-inkompatibel, das heißt, sie bilden nach Selbstbestäubung keine Früchte aus.1 Die Unterwasserblätter sind bei dieser Unterart starr und werden bis 10 cm lang und 4 mm breit.5
B. ranunculoides subsp. ranunculoides bildet Blattrosetten ohne Ausläufer. Sie wird unter gleichen Bedingungen größer als B. ranunculoides subsp. repens. Die Blüten sind kleiner als bei der anderen Unterart und meistens weiß. Auch nach Selbstbestäubung bilden sie Früchte aus.1 Die Unterwasserblätter werden bis 20 cm (in der Natur in tiefem Wasser auch bis 50 cm) lang und 4 mm breit und sind weich.5
Diese zwei Unterarten von Baldellia ranunculoides zeigen noch weitere Unterschiede, es gibt aber auch Übergangsformen bzw. Hybriden zwischen ihnen.1 Sogar Hybriden zwischen Baldellia und Alisma (Froschlöffel) sind nachgewiesen worden.1
(Weiteres siehe unter "Kultur" und "Gestaltung")
Nach Mühlberg (1980)1 und Kasselmann (2010)2 eignet sich Baldellia ranunculoides als Kaltwasseraquarienpflanze, aber auch für geheizte Becken, da die Art Temperaturen über 20 °C gut verträgt. Sie braucht einen hellen Standort und stellt keine besonderen Ansprüche an das Substrat. Genauere Informationen über die Kulturansprüche haben wir nicht, aber der Igelschlauch scheint eine einfach zu pflegende, vielseitig verwendbare Pflanze zu sein. Zwar ist er gegenwärtig im Hobby kaum bekannt, aber es würde sich für interessierte Aquarianer sicher lohnen, ihn im Aquarium über längere Zeit zu testen und darüber zu berichten.
Die Unterart B. ranunculoides subsp. repens vermehrt sich unter Wasser durch Ausläufer. Die Subspecies ranunculoides bildet keine Ausläufer, aber zumindest bei der emersen Pflanze entwickeln sich Tochterrosetten an der Basis, so dass diese Unterart durch Teilung vermehrbar ist. In emerser Kultur setzt sie reichlich Früchte mit Nüsschen an, die man aussäen kann.
Bei Freilandkultur ist der Igelschlauch in Deutschland nicht zuverlässig winterhart. Besonders die in der Landform, außerhalb des Wassers, wachsenden Pflanzen können in härteren Wintern erfrieren, daher wird Winterschutz (z.B. durch leichte Laubbedeckung) empfohlen. Wenn aber die Pflanze reife Nüsschen entwickelt hat, kann sie sich durch Selbstaussaat erhalten.
(Weiteres siehe unter "Gestaltung")
Quellen und weiterführende Literatur:Wie schon erwähnt, ist der Hahnenfußähnliche Igelschlauch im Aquarienhobby kaum bekannt, und wir kennen bisher keine konkreten Beispiele für seine Verwendung in der Aquariengestaltung. Es wäre aber sicher interessant, Baldellia im Aquascaping zu testen.
Besonders die Unterart B. ranunculoides subsp. ranunculoides erscheint vielversprechend, weil sie unter Wasser eine grasähnliche, hellgrüne, bis ca. 20 cm hohe Blattrosette ähnlich den Helanthium-Arten entwickelt, aber keine Ausläufer bildet. Nach Sterba (1978) wirkt sie im Aquarium am besten, wenn man sie in kleinen Gruppen pflanzt.
Baldellia ranunculoides subsp. repens hingegen bildet durch Ausläufer einen dichten Rasen (Sterba 1978) und könnte daher als grasartiger Bodendecker verwendet werden.
Im Freiland, z.B. an Gartenteichrändern oder in mobilen Gefäßen, wirkt diese kleine Rosettenpflanze mit ihren lanzettlichen Blättern und den ganzen Sommer über erscheinenden, je nach Unterart weißen oder hell-pinken Blüten recht hübsch. Vielleicht könnte man sie auch für gut beleuchtete Paludarien oder Wabi-Kusa-Gestaltungen verwenden.
Quellen und weiterführende Literatur:<a href="https://www.flowgrow.de/db/wasserpflanzen/baldellia-ranunculoides" target="_blank"><img alt="Baldellia ranunculoides" title="Baldellia ranunculoides" src="https://www.flowgrow.de/db/widget/wasserpflanzen/baldellia-ranunculoides" /></a>
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