Diana Walstads "das bepflanzte Aquarium"

har-kon

Member
@Tobi

Danke für die Infos zu Aquatic Plant Central! Da werd ich wohl mal ein paar Tage verbringen. :)

Das Buch von Diana Walstad liest sich sehr gut, jedoch ist deren Ansatz rein auf Becken mit minimaler Technik und ohne CO2 Zufuhr ausgelegt.

Technik spielt nur eine sehr untergeordnete Rolle in dem Buch. Ja, Sie schreibt auch über Minimalfilterung aber das ist nur ein Randthema. Es geht hier im wissenschaftliche Fakten zu allen Arten der AQ-Chemie und Biologie. Was das Co2 angeht, so geht sie sogar sehr ausführlich auf die notwendige Zufuhr von Kohlenstoff ein da es der größte limitierende Faktor des Pflanzenwachstums ist. Wie kommst Du darauf das das anders wäre?

Kann sein, das manche das Buch als Grundlage für ein "politisches" 100% "technikfreies Öko-Aquarium" benutzen, drin stehen aber wissenschaftliche Fakten die für jedes Aquarium gelten und deshalb die die Schmuddel-Ecke "Öko" für das Buch absolut falsch. - Wobei ehrlich gesagt - was soll ein Aq sonst sein wenn nicht ökologisch??? Nur der Begriff ist bei uns in Deutschland negativ besetzt.

Was den Bodengrund angeht, so schreibt Sie wissenschaftlich davon, dass man durch das Verwenden der Pflanzenerde weder Eisen noch Spurenelement-Probleme hat,da diese über Jahre hinweg durch die Wurzel aufgenommen werden. (Was Sie auch mit Ihren eigenen AQ´s und den chemischen Analysewerte der verwendeten Erde beeindruckend belegen kann)

Was Algen angeht, so rückt Sie in dem Buch freies Eisen (Fe2+, Fe3+ durch Photosynthese aus DOC gelöst) in den Vordergrund. Alleine das wäre ein eigener Thread wert, oder?

Wie findest Du übrigens den Ansatz mit Aktivkohle DOC herauszunehmen und somit den Algen das Eisen zu entziehen (Zusammen mir Einsatz von überwasser-blattbildenden Pflanzen und anderen Massnahmen wie richtiges und genügend Licht). So hab ich das auch noch nicht als Anti-Algen-Rezept gelesen. Ist aber schon interessant, das Aquarianer Ihr alle nur denkbaren Algen zusendet haben, Sie diese in Ihre Aquarien einsetzt und diese nach spätestens einem Jahr nicht mehr zu entdecken sind.

Sollte z.B. die Kiesdeckschicht zu gering sein (min. 4 cm) dann gelangt Eisen aus der Erde ins Wasser. Das dann kann das sehr wohl ein Algenproblem verursachen aber auch extern eingebrachtes Eisen z.B. durch Dünger (hab´s gerade am eigenen Leib erfahren) und evtl. anderen vorhandenen Ungleichgewichten... 100% ist niemand vor Algen sicher. Aber es geht doch darum zu verstehen an welchen Schrauben man drehen kann um das wieder in den Griff zu bekommen und da sind wir doch bisher eher am "Hexensud" brauen wenn es um Algen geht. (Damit meine ich den Mischmasch an Empfehlungen der notwendigen Vorgehensweisen incl. Mittelchen gegen Algen die man so bekommt, wenn man um Hilfe schreit - und meist das Algenproblem doch nicht lösen - oder man seine Tiere und Pflanzen damit vergiftet)

Und vieles liegt natürlich in der AQ-Chemie immer nach im Dunkeln (Thema Allelopathien).

Oft vergammelt aber einfach die Erde im Bodengrund, wenn sie nicht für das Aquarium vorbereitet wird. In der Mai Ausgabe von Aquascaping World stand ebenfalls etwas über Erde als Substrat. Dort ist ein recht praxistauglicher Bericht verfasst worden, der in diese Art der Bodenanreicherung einführt.

Interessant - warum "vergammelt" Erde? Da muss ich mich erst einlesen um mir eine Meinung zu bilden. Aber Diana Walstadts Ansatz geht von einem "gut bis sehr gut" bepflanzten Becken aus. Wie gesagt, ich bin noch nicht ganz durch das Buch durch.

Ich glaube wir wären alle glücklicher wenn wir ein Aquarium hätten, das uns nicht im Urlaub nervös macht weil der Tagesdünger fehlt - die Diskussion um High-tech oder Low-Tech ist da völlig unwichtig.

Aber sag mal Tobi - das artet hier richtig aus. Wollen wir das Ganze nicht in einen eigenen Thread verschieben?

Gruß

Harald
 

Tobias Coring

Administrator
Teammitglied
Hallo Harald,

habe deine Antwort mal verschoben.

Die wissenschaftliche Herangehensweise ist sicher nicht verkehrt, jedoch gibt es so gut wie keine wissenschaftlichen Experimente, die sich mit Aquarien beschäftigen bzw. die Situation wie im Aquarium schaffen. Dazu sind Aquarien wirtschaftlich einfach viel zu uninteressant.

Habe hier etliche wissenschaftliche Beiträge aus Fachzeitschriften usw. gesammelt, die sich in etwa mit der Thematik auseinandersetzen. Leider sind solche Studien aber immer nur begrenzt auf unsere Aquarien zu übertragen. Limnologen und "Wasserbotaniker" interessieren eher andere Aspekte.

Natürlich hebt auch Diana Walstad heraus, dass CO2 sehr wichtig ist, jedoch wird in ihrem Ansatz bei weitem nicht groß CO2 zugeführt ;). Das CO2 soll durch die Pflanzen durch z.B. die Karbonate etc. aufgenommen werden. Der "El natural" Ansatz soll eben mit keiner wirklichen Technik auskommen. Alles gut bepflanzt aber eben auch nicht mit anspruchsvollen Pflanzen ;).

Kann sein, das manche das Buch als Grundlage für ein "politisches" 100% "technikfreies Öko-Aquarium" benutzen, drin stehen aber wissenschaftliche Fakten die für jedes Aquarium gelten und deshalb die die Schmuddel-Ecke "Öko" für das Buch absolut falsch. - Wobei ehrlich gesagt - was soll ein Aq sonst sein wenn nicht ökologisch??? Nur der Begriff ist bei uns in Deutschland negativ besetzt.

Also ihr Ansatz ist sehr technikbegrenzt ;). Im unten stehenden Link kannst du ein Becken von ihr betrachten. Das ist eben ein ganz anderer Weg der Aquaristik, der mit der professionalisierten Pflanzenaquaristik nicht mehr soviel zu tun hat. Die Fakten die sie dabei vorstellt, sind eben aus solchen Gründen auch nicht 1:1 auf jedes Aquarium zu übertragen. Zum einen eben, da sie ihre Fakten aus Studien bezieht, die eben absolut nicht aus Aquarien stammen und zum anderen wir in unseren Becken keine "natürlichen" Bedingungen schaffen wollen, sondern eher optimierte Systeme
schaffen, die mit der Natur nicht mehr soviel gemein haben.

Becken von D. Walstad

Sollte z.B. die Kiesdeckschicht zu gering sein (min. 4 cm) dann gelangt Eisen aus der Erde ins Wasser. Das dann kann das sehr wohl ein Algenproblem verursachen aber auch extern eingebrachtes Eisen z.B. durch Dünger (hab´s gerade am eigenen Leib erfahren) und evtl. anderen vorhandenen Ungleichgewichten... 100% ist niemand vor Algen sicher. Aber es geht doch darum zu verstehen an welchen Schrauben man drehen kann um das wieder in den Griff zu bekommen und da sind wir doch bisher eher am "Hexensud" brauen wenn es um Algen geht. (Damit meine ich den Mischmasch an Empfehlungen der notwendigen Vorgehensweisen incl. Mittelchen gegen Algen die man so bekommt, wenn man um Hilfe schreit - und meist das Algenproblem doch nicht lösen - oder man seine Tiere und Pflanzen damit vergiftet)

Da der Ansatz weitestgehend über eine Substratdüngung durchgeführt wird, kann bei einem sehr limitierten Ansatz auch ein gewisser Eisenüberschuss zu Algen führen. Betrachtet man aber das Gesamtbild und stellt den Pflanzen alle nötigen Nährstoffe zur Verfügung, dann kommt es auch sicher nicht durch etwas mehr Eisen zu Algenplagen.
Da ein Becken jedoch auch immer sehr individuell ist, muss die Düngung sicher auch immer auf das Becken abgestimmt sein. Sobald natürlich gewisse Algenarten in großer Menge auftreten ist viel Arbeit nötig, damit diese wieder beseitigt werden. (Algen absammeln, große Wasserwechel, Düngung optimieren usw.)

Da Diana Walstad über ihren Becken wenig Licht hat, reicht die Düngung auch über das Substrat aus. In einem Becken mit höherer Lichtleistung kann dies schnell komplizierter werden und man muss das Substrat weiter aufwerten, damit die Pflanzen alles hieraus beziehen können.

Alles in allem finde ich ihr Buch aber auch gut und es eröffnet andere Denkweisen, die insgesamt sehr interessant sind. Auf die meisten Becken sind aber diese Vorgehensweisen nicht anzuwenden und auch Diana Walstad kann auf diese Aquarien keine wirkliche Ratschläge geben. (sie weist in vielen Themen bei Aquatic Plant Central darauf hin, dass ihre Ratschläge eben für "el natural" Becken funktionieren, jedoch nicht bei Becken mit mehr Technik.

die Diskussion um High-tech oder Low-Tech ist da völlig unwichtig.

Und gerade aus diesem Grund ist es doch SEHR wichtig hier zu unterscheiden.
 

har-kon

Member
Tobi":3vinbd7j schrieb:
Die wissenschaftliche Herangehensweise ist sicher nicht verkehrt, jedoch gibt es so gut wie keine wissenschaftlichen Experimente, die sich mit Aquarien beschäftigen bzw. die Situation wie im Aquarium schaffen. Dazu sind Aquarien wirtschaftlich einfach viel zu uninteressant.

Habe hier etliche wissenschaftliche Beiträge aus Fachzeitschriften usw. gesammelt, die sich in etwa mit der Thematik auseinandersetzen. Leider sind solche Studien aber immer nur begrenzt auf unsere Aquarien zu übertragen. Limnologen und "Wasserbotaniker" interessieren eher andere Aspekte.

Die wissenschaftliche Herangehensweise hilft das Verständnis für elementare Zusammenhänge zu erschließen und daraus Schritte abzuleiten die auf Wissen und nicht Erfahrung basieren (Vorausgesetzt man hinterfragt das Herausgefundene und prüft die Ergebnisse ständig auf Nachvollziehbarkeit) Da wir uns bei Aquarien in einem hochkomplexen Mischmasch aus den verschiedensten Naturwissenschaften (anorganische/organische Chemie, Biologie, Physik) befinden ist es um so wichtiger die Zusammenhänge auf eine solide Wissenbasis zu stellen. Nichts gegen die Erfahrung - damit haben Mediziner bereits im Mittelalter erfolgreich geheilt - nur leider haben sie noch mehr Fehler begangen die auf Unkenntnis des heute fundamentalen medizinischen Wissen beruhen.

Ja klar, Limnologen und "Wasserbotaniker" haben viel erforscht aber wenn Du dir den Literaturnachweis in jedem Kapitel des Buches anschaust, dann gibt es doch einiges an Forschung die auch unter Aquarienbedingungen durchgeführt wurden. Da werden natürlich wissenschaftliche Ergebnisse genannt, die nicht automatisch alle in Aquarien-Fachzeitschriften erscheinen. Das solltest Du Dir unbedingt mal ansehen - mir fehlt leider die Zeit ein solch vielfältiges Informationsangebot zu durchforsten...

Die Fakten die sie dabei vorstellt, sind eben aus solchen Gründen auch nicht 1:1 auf jedes Aquarium zu übertragen. Zum einen eben, da sie ihre Fakten aus Studien bezieht, die eben absolut nicht aus Aquarien stammen und zum anderen wir in unseren Becken keine "natürlichen" Bedingungen schaffen wollen, sondern eher optimierte Systeme
schaffen, die mit der Natur nicht mehr soviel gemein haben.

Schön gesagt - aber der Satz hat gewaltige Sprengkraft! Wir versuchen die Natur in ein Korsett einer unnatürlichen Umgebung zu zwängen und wundern uns wenn wir an allen Ecken und Kanten Probleme haben weil die Pflanzen und Tiere nicht das machen was wir wollen.

In der Schweinzucht ist es ähnlich und nur noch mit Antibiotika und anderen schönen Dingen bekommen wir unser Fleisch auf den Teller.

Was ist denn an einem optimierten System optimiert? Die Wuchsgeschwindigkeit, die Lebensdauer?

Das ist der Punkt wo man sich fragen sollte, was man hier eigenlich macht mit all seinen Düngerflaschen etc. Der normale Aquarienbesitzer will doch eigentlich nur eins: ein schönes Aquarium! Und weil er es nicht versteht, vertraut er auf die Wunderwirkungen der Mittel die Ihm angeboten werden ohne sich Gedanken zu machen (und ohne eine Chanche zu haben zu erfahren was drin ist in den Mittelchen - siehe Easy Carbo -fällt mir nur gerade so ein...) und viele dieser Mittel sind nur notwendig, weil man die Natur komplett nicht versteht, ignoriert und die dann entsprechend reagiert.

So langsam entwickele ich Sympathie für Algen :lol:

Da der Ansatz weitestgehend über eine Substratdüngung durchgeführt wird, kann bei einem sehr limitierten Ansatz auch ein gewisser Eisenüberschuss zu Algen führen. Betrachtet man aber das Gesamtbild und stellt den Pflanzen alle nötigen Nährstoffe zur Verfügung, dann kommt es auch sicher nicht durch etwas mehr Eisen zu Algenplagen.

Das ist jetzt aber erklärungsbedürftig. Wie soll denn das Eisen aus dem Substrat in das Wasser gelangen, außer das die Pflanzen es direkt aufnehmen? Klar durch pures Substrat ohne Deckschicht oder Zudüngung ohne davon zu wissen weil es nicht draufsteht auf der Wunderpackung die man ins Aq kippt.

Aber genau da ist ja eine Kernaussage von Diana´s Buch: Eisen hat im Wasser nicht verloren, denn die Pflanzen können das notwendige Eisen ohne Probleme durch die Wurzeln aufnehmen.

Anders bei den Algen - die brauchen freies Eisen was im Wasser durch Photosynthese entsteht! Wenn man aber im Wasser Eisen hat und Algen sich bilden, dann kann man das Algenwachstum durch Licht mit einem ausgefiltertem Spektralbereich unter 500 ms stoppen (das propagiert Sie nicht für die Aq-Praxis, es ist nur ein Experminentsergebnis aus dem Buch!) - nicht wg. der Lichtverwertung durch die Algen, die sich gut innerhalb von Tagen anpassen können, sondern durch die dann nicht mehr stattfindende Fe Freisetzung aus DOC. Das sind doch mal echte praxisrelevante Kernaussagen des Buches an denen man sich reiben kann!

Weiterhin soll das Substrat die anderen notwendigen Spurenelemente liefern - egal ob das nun Pflanzenerde oder Aquasoil ist - damit könnte man den Volldünger theoretisch vergessen - was einen nicht davon entbindet die Werte regelmäßig zu überprüfen um evtl. auftretendes Mängel zu erkennen.


Hier mal eine Tabelle aus dem Buch über die Pflanzenerde:

tabelle-naehrstoffe.jpg



Da ein Becken jedoch auch immer sehr individuell ist, muss die Düngung sicher auch immer auf das Becken abgestimmt sein.

So steht´s im Buch!

Sobald natürlich gewisse Algenarten in großer Menge auftreten ist viel Arbeit nötig, damit diese wieder beseitigt werden. (Algen absammeln, große Wasserwechel, Düngung optimieren usw.)

Wir tun dies, weil wir uns nicht anders zu helfen wissen - das ist wohl eher der Grund! Aber unbestritten ist, dass ein optimales Pflanzenwachstum der grösste Feind der Algen ist. Nur ist eben die Aufrechterhaltung des optimalen Versorgungszustands das Problem - wer kann das schon von sich behaupten, dass er das beherrscht? Wäre doch schön, wenn schon mal das Substrat eine Vielzahl von Versorgungslücken ausschließen könnte - und man mit weniger Düngerpullen hantieren muss ohne ein schlechtes Gewissen gegenüber seinen Pflanzen haben zu müssen. 8)

Ach ja, gibt es übrigens Beweise dafür, dass Wasserwechsel gegen Algen wirken? Im Buch wird dies als nicht relevant eingestuft...


Da Diana Walstad über ihren Becken wenig Licht hat, reicht die Düngung auch über das Substrat aus. In einem Becken mit höherer Lichtleistung kann dies schnell komplizierter werden und man muss das Substrat weiter aufwerten, damit die Pflanzen alles hieraus beziehen können.

Folge mal deinem eigenen Link:

Lighting: two 40-watt T-12 bulbs in a dual strip-light fitted with an aluminum reflector. One bulb is a cool-white; the other is an Aquarium Plant Bulb (pinkish color)

bei einem 170l-Aq sehr nahe dran an dem von Dir empfohlenen Wert von 0,5W/l - man achte übrigens auf die Zusammensetzung der Röhren - dazu gibt es im Buch auch ein sehr interessantes Experiment.

So jetzt bin ich ausgelaugt. Hilfe, ich will nicht das Buch vermarkten, aber es lohnt sich garantiert es zu lesen!

Gruß

Harald
 

Tobias Coring

Administrator
Teammitglied
Hi Harald,

ich antworte morgen mal ausführlich auf deinen Text. Eins sei jedoch gesagt, dass ich das Buch von ihr auch sehr gut finde... aber diese Methoden ebenfalls mit Vorsicht zu genießen sind und leider nicht universell anwendbar sind.

Ja klar, Limnologen und "Wasserbotaniker" haben viel erforscht aber wenn Du dir den Literaturnachweis in jedem Kapitel des Buches anschaust, dann gibt es doch einiges an Forschung die auch unter Aquarienbedingungen durchgeführt wurden. Da werden natürlich wissenschaftliche Ergebnisse genannt, die nicht automatisch alle in Aquarien-Fachzeitschriften erscheinen. Das solltest Du Dir unbedingt mal ansehen - mir fehlt leider die Zeit ein solch vielfältiges Informationsangebot zu durchforsten...

Mit Fachzeitschriften meine ich auch keine aquaristischen Zeitschriften, sondern Botanische/Limnologie Zeitschriften usw. aus der Uni Bibliothek. Aquarienzeitschriften habe ich ehrlich gesagt noch nie gelesen und besitze keine einzige ;). Diana Walstad zitiert auch gerne aus solchen Forschungsergebnissen. Aber leider sind gerade solche Experimente und Untersuchungen nicht 1:1 auf unsere Aquarien zu übertragen.

Morgen kommt eine längere Antwort ;).... hab jetzt leider nicht mehr so viel Zeit.
 

Tobias Coring

Administrator
Teammitglied
Hi Harald,

Was ist denn an einem optimierten System optimiert? Die Wuchsgeschwindigkeit, die Lebensdauer?

Das ist der Punkt wo man sich fragen sollte, was man hier eigenlich macht mit all seinen Düngerflaschen etc. Der normale Aquarienbesitzer will doch eigentlich nur eins: ein schönes Aquarium! Und weil er es nicht versteht, vertraut er auf die Wunderwirkungen der Mittel die Ihm angeboten werden ohne sich Gedanken zu machen (und ohne eine Chanche zu haben zu erfahren was drin ist in den Mittelchen - siehe Easy Carbo -fällt mir nur gerade so ein...) und viele dieser Mittel sind nur notwendig, weil man die Natur komplett nicht versteht, ignoriert und die dann entsprechend reagiert.

Optimiertes System heißt für mich, dass CO2 zugeführt wird, eine ausgewogene Düngung stattfindet und man in seinem Becken Verhältnisse schafft, die es nicht nur einer Monokultur erlauben zu wachsen. In der Natur setzen sich meist nur wenige Arten an Makrophyten in einem Gebiet durch, da diese sich am besten an die Umgebung anpassen konnten.
In unseren Aquarien können wir jedoch aktiv für gute Bedingungen sorgen, so dass sich vielerlei Arten etablieren können.

"All die Düngeflaschen" kann man es ja auch nicht nennen. Ich hab eigentlich nur zwei. Einmal meinen Mikrodünger und dann noch meinen Makrodünger. Davon gebe ich je nach Becken täglich oder nur alle paar Tage etwas hinzu. Wachsen tut es und Algen kommen auch so gut wie nicht vor.

Es hat wie gesagt auch nichts mit "Natur verstehen" zu tun, sondern mit den Prozessen die im Aquarium ablaufen. Wir wollen garnicht die Natur nachahmen, da dann unsere Aquarien sehr bescheiden aussehen würden ;). Wir projezieren lediglich unser Bild der Natur auf unsere Aquarien und probieren unsere Vorstellung von Natur in dem Aquarium zu verwirklichen.

Alles in allem läuft ein Becken jedoch sehr simpel ab. Sorg dafür, dass genug Makronährstoffe und Mikronährstoffe vorhanden sind, mach deine Wasserwechsel, gib CO2 ab einer gewissen Beleuchtungsstärke hinzu und du solltest keine Probleme haben.
Bestehende Düngesysteme sind da z.B. ein guter Ansatz, wenn man nicht groß Messen möchte. Denn gerade Wassertests sind in der Regel mehr Schätzwerte und helfen einem nicht wirklich weiter.

Das ist jetzt aber erklärungsbedürftig. Wie soll denn das Eisen aus dem Substrat in das Wasser gelangen, außer das die Pflanzen es direkt aufnehmen? Klar durch pures Substrat ohne Deckschicht oder Zudüngung ohne davon zu wissen weil es nicht draufsteht auf der Wunderpackung die man ins Aq kippt.

Aber genau da ist ja eine Kernaussage von Diana´s Buch: Eisen hat im Wasser nicht verloren, denn die Pflanzen können das notwendige Eisen ohne Probleme durch die Wurzeln aufnehmen.

Eisen gelangt ggf. durch Substrataufwühlen usw. auch in die Wassersäule. Ggf. auch durch einfache Wasserbewegung im Becken. Spielt insgesamt aber auch eine untergeordnete Rolle. Das Eisen was wir mit unserem Dünger ins Aquarium kippen sorgt definitiv nicht für Algen, wenn die Nährstoffsituation insgesamt passt.
Düngung über die Wassersäule funktioniert prächtig und daher kann man diese Aussage "Eisen hat im Wasser nichts verloren" höchstens auf die Becken nach Walstads Ansatz übertragen, jedoch nicht auf 99% der anderen Aquarien.

Anders bei den Algen - die brauchen freies Eisen was im Wasser durch Photosynthese entsteht! Wenn man aber im Wasser Eisen hat und Algen sich bilden, dann kann man das Algenwachstum durch Licht mit einem ausgefiltertem Spektralbereich unter 500 ms stoppen (das propagiert Sie nicht für die Aq-Praxis, es ist nur ein Experminentsergebnis aus dem Buch!) - nicht wg. der Lichtverwertung durch die Algen, die sich gut innerhalb von Tagen anpassen können, sondern durch die dann nicht mehr stattfindende Fe Freisetzung aus DOC. Das sind doch mal echte praxisrelevante Kernaussagen des Buches an denen man sich reiben kann!

Also ich sehe hier keine praxisrelevanten Ansätze. Eisen mag ja in DOC gebunden sein, jedoch spielt dies keine große Rolle in Bezug auf die Algen. Mit den Spektralbereichen der Lampen sehe ich als noch wirklichkeitsfremder an. Normale Dreiband Leuchtstoffröhren erfüllen ihren Zweck sehr sehr gut und führen nicht zu Algen.

Optimale Versorgungszustände kann man auch in einem Aquarium recht gut erreichen. Wie gesagt... die nötigen Dünger verabreichen und gut ist. Die Pflanzenphysiologie ist nicht besonders kompliziert, wenn es um die essentiellen Bedürfnisse geht.

Man sollte die ganze Materie nicht verkomplizieren, da gerade der Ansatz von Walstad eben nicht auf jedes Aquarium zu übertragen ist und gerade die Praxis gezeigt hat, dass eben solche Sachen wie "Spektralbereiche" usw. eigentlich keine Rolle spielen.
Ein nährstoffreiches Substrat ist sicher sehr hilfreich, da die Pflanzen dann sowohl auf das Angebot aus der Wassersäule wie auch des Substrats zurückgreifen können.

Ach ja, gibt es übrigens Beweise dafür, dass Wasserwechsel gegen Algen wirken? Im Buch wird dies als nicht relevant eingestuft...

Ich kenn jetzt keine wissenschaftlichen Beiträge dazu... denn wo werden in der Natur schon Wasserwechsel gemacht ;). In einem Aquarium sind sie aber sehr wichtig, um z.B. Algensporen auszutreiben und auch so gegen Akkumulation von irgendwelchen nicht verbrauchten Stoffen zu sorgen.

In Bezug auf ihre Röhren über dem Aquarium. Eine Coolwhite hat schonmal guten Blaulichtanteil und die "pinkish" hört sich nach noch mehr Blau an. Diese sollte aber insgesamt sicher nicht so viel Lichtleistung haben. So gesehen kann man die 0,5w/l auch nicht so ganz stehen lassen :D.
Aber schau dir doch mal die Pflanzen an ;).... da ist nichts anspruchsvolles dabei. Für so einen Tümpel braucht man sicher keine aufwendige Düngung. Solche Becken zauber ich dir aber auch nur mit Kies und ohne jegliche Düngung hin ;).

Abschließend möchte ich noch sagen, dass die Ansätze von Walstad sicher interessant sind und den Horizont erweitern. Praxisrelevant für unsere Art von Aquarien ist davon aber noch lange nicht alles. Ich würde mich da eher an anderen Systemen orientieren, die erstens sehr viel mehr Leute nutzen und zweitens mehr Flexibilität bei der Pflanzenauswahl schaffen.
 
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