Diskussion zum "Biofilm"

nik

Moderator
Teammitglied
Hallo zusammen,

dieser Thread bezieht sich auf Ingos Thread "Biofilme - Allelopathie - Nährstoffverhältnisse" und dieses Posting auf folgenden Beitrag:
http://www.flowgrow.de/pflanzen-all...athie-nahrstoffverhaltnisse-t7480.html#p68997

Erst einmal Dank an Ingo für seine Sammlung, die mir half einiges verknüpfen bzw. neu btrachten zu können.
An der Komplexizität/Diversität der Biofilme hatte ich nie Zweifel. Es gibt Aussagen wonach Mikrolebewesen nur im kleinen einstelligen Prozentbereich überhaupt bekannt sind. Jedes Becken hat >seinen< Biofilm.
Offensichtlich gibt es Wechselwirkungen von Biofilm und Algen und Pflanzen. Überrascht hat mich die Erkenntnis, dass ein dickerer Biofilm (incl. Algen) diese (Algen) wohl begünstigt. Bis dahin hielt ich einen komplexen Biofilm den Algen eher ab- und den Pflanzen eher zuträglich. Andererseits bestätigen gut laufende, algenfreie Becken das durch einen geringen Biofilm. Bei meinen Becken wiederholt es sich immer wieder, dass bei solchen gut laufenden Becken mitunter monatelange die Frontscheibe nicht gereinigt werden muss. Interessant ist auch die Aussage zur Wirkung vom Ammonium auf den Biofilm, respektive den Algen. Das wird so schlüssig, wenn Ammonium eben eine Wirkung auf das Anwachsen des Biofilms (incl. Algen) hat. Das erklärt dann auch, warum eine Ammoniumzugabe nicht zwangsläufig Algen zur Folge hat. Harald hat ausgeprägte Erfahrungen mit Ammoniumdüngung und bei mir führte die eigentlich auch nie zu Algen.

Interessant ist weiterhin, dass im Aquarium möglichst ständig "Sommer" einzustellen ist, da dann der Biofilm relativ stark abgeweidet wird, was sich offensichtlich günstig - im Sinne einer aquaristischen Sicht - auf das System auswirkt.
Bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang Kurts schon vor einiger Zeit geäußerte Beobachtung , dass sein gut oder schlechter laufendes Aquarium entsprechend einen "stumpferen" bzw. einen "glitschigeren"(dickeren) Biofilm aufweist. War mir nicht so aufgefallen, kann ich aber AFAIR ausnahmslos so bestätigen.
Bleibt die Frage: Was macht/begünstigt den "Sommer" im Aquarium?

Gruß, Nik
 

kurt

Well-Known Member
Hallo zusammen,
Auch von mir erstmal ein Danke an Ingo (Bratfisch). :top:

Wie können wir den Mikroorganismen die nötige Besiedlungsoberfläche zur Bildung des Biofilms zur Verfügung stellen, die Scheiben bzw. Steine und Wurzeln werden da nicht reichen aber wir haben die Oberfläche der Pflanzenblätter,
das richtige Aquarienmilieu sollte so zu erreichen sein (Bodengrund lassen wir mal außen vor).
Ein zu dicker Biofilm ist wohl als nachteilig anzusehen, eine große Besiedlungsoberfläche aber notwendig (und Zeit!).
Sessile Mikroorganismen im Aquarium zur Mineralisierung halte ich für effektiver und wichtiger als wie im Filter (Chelatknacker) angesiedelte.
Im freien kristallklaren Aquarienwasser sind verhältnismäßig wenig Mikroorganismen vorhanden.
Wenn bei richtiger Düngung (kein Wasserwechsel)sich keine Schadstoffe akkumulieren, die vorgegebenen Parameter gegeben sind und sich eine gleichbleibende Leitfähigkeit einstellt redet man von Altwasser, warum?
Die oft unnötigen Wasserwechsel,(sagt man da Neuwasser)sollen besser sein?
Es ist die einfachste Lösung, um sich mit der Materie nicht beschäftigen zu müssen.
Unwissenheit und Ignoranz bringen da aber nur Schwierigkeiten, mit oder ohne Wasserwechsel (Algen).
Funktionieren kann beides, aber schöner und einfacher wird alles wenn man die Zusammenhänge versteht.
Da hilft nur Erfahrungsaustausch und weiter beobachten.
 

flo

Member
Hi,

es ist erstmal dahingestellt, ob Wasserwechsel unnötig sind.
Wie willst du die Wasserzusammensetzung denn konstant halten ? Je nach vorhandener Pflanzenmasse wird unterschiedlich viel verbraucht. Eventuell merkst du gar nicht, wenn sich einzelne Nährstoffe langsam anhäufen und die
Leitfähigkeit sagt nichts über die genaue Zusammensetzung der Ionen aus, sondern nur, ob viele oder wenige gelöste Ionen vorhanden sind. Ob sich vielleicht einzelne Nährstoffe übermäßig anhäufen weisst du also gar nicht.
Allerdings müsste man mal probieren, wie sich das in der Praxis verhält.


kurt":3n1dogwb schrieb:
Im freien kristallklaren Aquarienwasser sind verhältnismäßig wenig Mikroorganismen vorhanden.
Das ist die Frage, die mich mal interessieren würde. Ist das wirklich so und was sind "relativ wenige" ?
Relativ zu was ? Zu einer Kläranlage oder einem Operationsbesteck ? :D
Ich habe eher mal Gegenteiliges gelesen.
Eventuell häufen sich im Wasser auch derart viele Bakterien an, dass die (meist vorhandenen) Fische in einem solch keimbelasteten Wasser nicht wirklich gut gehalten werden können und plötzlich immer mal wieder an Infektionen erkranken.
Das wäre dann ein eindeutiger Grund zum Wasserwechsel.

kurt":3n1dogwb schrieb:
Funktionieren kann beides, aber schöner und einfacher wird alles wenn man die Zusammenhänge versteht.

Wäre schön, ob das aber so einfach möglich ist, weiß ich nicht.

Die Frage ist ja auch, ob man ein derart träge reagierendes System wie ein Aquarium derart leicht steuern kann, dass man es stets optimal versorgt.

lg
 

kurt

Well-Known Member
Hallo flo,

flo":2e1kr0r4 schrieb:
es ist erstmal dahingestellt, ob Wasserwechsel unnötig sind.
Wie willst du die Wasserzusammensetzung denn konstant halten ? Je nach vorhandener Pflanzenmasse wird unterschiedlich viel verbraucht. Eventuell merkst du gar nicht, wenn sich einzelne Nährstoffe langsam anhäufen und die
Leitfähigkeit sagt nichts über die genaue Zusammensetzung der Ionen aus, sondern nur, ob viele oder wenige gelöste Ionen vorhanden sind. Ob sich vielleicht einzelne Nährstoffe übermäßig anhäufen weisst du also gar nicht.

Allerdings müsste man mal probieren, wie sich das in der Praxis verhält.
Das habe ich getan und es funktioniert.
Ich habe aber nicht geschrieben das Wasserwechsel unnötig sind, man beachte das Wort oft!

Die Leitfähigkeit ist nur ein Parameter, die anderen Werte müssen auch gemessen werden, Wasserwechsel bzw. Altwasser wäre ein anderes Thema und so komplex das es hier zu weit führen würde.
Hier soll es ja um den Biofilm gehen.

flo":2e1kr0r4 schrieb:
kurt":2e1kr0r4 schrieb:
Im freien kristallklaren Aquarienwasser sind verhältnismäßig wenig Mikroorganismen vorhanden.
Das ist die Frage, die mich mal interessieren würde. Ist das wirklich so und was sind "relativ wenige" ?
Relativ zu was ? Zu einer Kläranlage oder einem Operationsbesteck ? :D
Ich habe eher mal Gegenteiliges gelesen.
es gibt Wassergüteklassen mit den dazugehörigen Leitorganismen!
 

Bratfisch

Member
Hallo Flo.

flo":38w1fsiq schrieb:
kurt":38w1fsiq schrieb:
Im freien kristallklaren Aquarienwasser sind verhältnismäßig wenig Mikroorganismen vorhanden.
Das ist die Frage, die mich mal interessieren würde. Ist das wirklich so und was sind "relativ wenige" ?
Relativ zu was ? Zu einer Kläranlage oder einem Operationsbesteck ? :D
Ich habe eher mal Gegenteiliges gelesen.
Eventuell häufen sich im Wasser auch derart viele Bakterien an, dass [...]

Ich habe keine Daten dazu, frage mich aber welchen Vorteil "diese Bakterien" von einem Aufenthalt in einem nährstoff- / partikelarmen Wasser haben sollten (wenn es nicht gerade die Schwärmer irgendwelcher fischpathogener und wegen dieser speziellen Erreichbarkeitsbedürfnisse auf das "Leben" im Freiwasser vieleicht angewiesener Mikroben sind) während sie auf der anderen Seite die deutlich größere Chance auf ein Nahrungsangebot stammend aus den vielfältigen Seilschaften des Biofilms haben könnten. Die bevorzugte Lebensweise von Bakterien ist, soweit ich weiß, ersteinmal die sessile im Gemeinschafts-Schleim. Erst bei Nahrungsmangel sollen sie sich vom Substrat zu lösen beginnen. Oder einfach absterben bzw. die Reproduktion ´runterfahren? Aber selbst wenn sie sich lösen täten sind es immer noch keine krankmachenden, sondern übliche Stoffumwandler.

Wie die Fische ein Wasser mit darin vermehrt umhertreibenden Stoffumwandlern empfinden, weiß ich nicht. Manchmal wird von einem unspezifischen Unwohlsein von Tieren in einem ebenfalls unspezifisch verdächtigen Wasser geschrieben und dann der sog. Keimdruck oder die Keimzahl in Diskussion gebracht. Ein wirkliches Ergebnis hatten solche Diskussionen aber soweit ich weiß nicht.

flo":38w1fsiq schrieb:
Die Frage ist ja auch, ob man ein derart träge reagierendes System wie ein Aquarium derart leicht steuern kann, dass man es stets optimal versorgt.

Es ist genau anders rum. Ich halte Aquarien (von - bis) im Gegensatz zu selbst kleinsten Freigewässern (das Tümpelchen im Wald) für sehr kipplige Dinger und frage mich eher wie man sie entsprechend träge bekommen / steuern = enger an die Leine legen könnte.

Unsere Geringstwasservolumina bei gleichzeitig hohem aktiven Substratanteil und einer obendrein höchst diskontinuierlichen Betriebsweise (plötzlich gibt´s mal wieder ein Pinnchen Dünger über die Rübe, dann macht das Bio-CO2 was es will, dort erschöpft sich langsam irgendein komischer aktiver Bodengrund oder beginnt erst gerade richtig auszuteilen oder es fault da drin, dann wird mal wieder ein großer Wasserwechsel gemacht, dort liegt ein toter Fisch in der Ecke und "überdüngt" die kleine Welt, ...

... und immer geht dasselbe Wasser"volumen" im Kreis herum und der lokale Schlag in die Magengrube mit ihm.

Wie schon woanders gesagt: Unsere "Gewässer" sind solche nicht sondern lediglich kleinste Bioreaktoren, kreutz und quer vollgestopft mit allem was dem jeweiligen Nutzer gerade Spaß macht. Dabei jedoch mit "Kontroll- und Regeleinrichtungen" versehen als spielte ein Synthesizer nur über die Betätigung des An- und Aus-Knopfes und vieleicht noch einem Tritt vor´s Gebein gleich die richtige Melodie und bleibe auch dabei wobei ihm zusätzlich aber noch dreiviertel der Tasten fehlen. Der findet in der gegebenen Komplexität auf kleinstem Raum dann aber seine eigene Melodie. Unsere "Gewässer" auch. Oft aber eine die wir nicht hören wollen. Senderdrift. Ich denke je kleiner ein Gewässer ist, muß es, um in eine gewollte Richtung und dort stabil zu laufen entweder sehr einfach gestrickt aufgebaut und unverzerrt betrieben sein oder im Falle großer Komplexität und hoher Verzerrung, durch eine umfangreiche Meß- und Regel- und womöglich sogar stoffspezifische Entsorgungstechnik unterstützt werden welche quasi künstlichen Hubraum simuliert.

Eine andere Möglichkeit: (?) Mein Fensterbankbecken läuft techniklos seit, öh?, ... zwei Jahren (glaub´ ich jetzt) und es ändert sich nix in ihm obwohl die Temperatur am Tag von 19-28°C schwankt, der PH von 7,5 bis 9 und das Redox-Potential zwischen Nacht und Vollsonne weiß ich nicht wie, weil ich´s nicht messen kann, aber sicher deutlich. Und es hat nur 12 Liter und ich wechsel Wasser eher nach Lust und Laune und fütter´ ebenso. Aber unten rum, bei den Kleinstlebewesen, ist es im Gegensatz zu den üblichen Aquarien sehr "reichhaltig". Es ist voller Muschelkrebse, Wasserflöhe, vielen Blasenschnecken und TDS und im Boden sind Tubifex. Red-fire, ja, die sind auch drin. Und nichts jedoch wirkt siech. Das Becken wirkt "frisch". Also diese "alte Frische" eines lange aber irgendwie anständig laufenden Beckens ...

Ich denke die gute Schaufel diverser Algen- und Biofilmknabberer plus der Freiwasserfiltrierer können ein Kleinstbecken womöglich ebenfalls auf der Spur halten. (?) Was sich leider nicht mit Fischen kombinieren läßt und auch nicht mit wilden Strömungen. :- (

Womit wir bei Nik´s Frage wo der Sommer im Becken bleibt wären.

Kurt":38w1fsiq schrieb:
[...] Altwasser [...]

Hallo Kurt.

Gerd Kassebeer hat hier mal gesagt das es nicht das "alte" Wasser des Altwasseraquariums ist was es chemisch und biologisch zu einem solchen macht, sondern der alte Schlamm ...

Zitat:

"Frühere Altwasser-Experimente

Der erste Altwasserversuch fand in einem 15 Liter-Becken statt. Ein Büschel Wasserstern, eine Gruppe Moderlieschen, ein Brillantfilter mit zwei Schaumstoffpatronen und Luftantrieb, sowie eine starke Beleuchtung waren die Ausstattung. Die Fische bekamen täglich Lebendfutter. Auf dem Boden bildete sich eine dicke Mulmschicht. Die Filterpatronen verstopften gelegentlich und wurden durch Drücken wieder gängig gemacht. Das verdunstete Wasser wurde durch Leitungswasser ersetzt. Der Wasserstern bildete eine dicke Schicht an der Oberfläche und stagnierte dann. Er wurde nicht geerntet! Wöchentlich wurden pH und Härte gemessen. Der pH sank in 3 Monaten von 7,5 auf 6, stieg nach weiteren 3 Monaten auf 7,0 und blieb dort bis zum Abbruch des Versuchs. Die Härte stieg in 6 Monaten von 10°dH bis auf 20°dH und blieb dann konstant. Nach gut einem Jahr wurde der Versuch abgebrochen, weil sich einfach keiner der Parameter mehr änderte.
Weitere Altwasser-Experimente folgten, ohne zunächst verwertbare Erkenntnisse zu bringen. Schließlich fand ich die Lösung meines Rätsels, nämlich die Ursache der rätselhaften Stabilität, ganz woanders, und zwar auf Kläranlagen. Es war nicht das Altwasser, sondern die Eigenschaften des Schlammes!"

Quelle:

- http://www.deters-ing.de/Gastbeitraege/schlamm.htm

---

Ingo
 

nik

Moderator
Teammitglied
Hi,

ja, der Schlamm! Ich will nicht widersprechen, dass der von nicht geringer Bedeutung ist - nur ...
Was mache ich mit meinem Paludarium, welches 6 oder mehr Jahre als Altwasserbecken lief und nach 10 Jahren - zum Zeitpunkt der Auflösung des Beckens - einfach nur verschwindend wenig Schlamm zeigte? Ich weiß tatsächlich nicht, ob nicht irgendwelche Nährstoffe sich akkumulierten, praktisch lief das Becken trotz einiger sich extrem entwickelnder Parameter außerordentlich stabil.
Um zum Biofilm zurückzukommen ... ich filtere ja üblicherweise nur gering, d.h. so ein in letzter Zeit häufiger feines Schwämmchen. Läuft das Becken gut, kann der Schwamm viele Monate betrieben werden. Setzt sich der Schwamm sich jedoch zu, hat das Becken ein Problem!

Mit dem Sommer ... da ist mir aufgegangen, das ist leider Quark. Das zielt darauf ab, das (sommerliche) Biofilmfresser jenen (segensreich?) reduzieren, aber praktisch gibt es im Aquarium Unterschiede im Biofilm, die sich nicht durch Abweiden erklären lassen. Die sich anbietende Aussage, nur ein abgeweideter Biofilm ist ein guter, taugt nicht.

Gruß, Nik
 

Bratfisch

Member
Hallo Nik.

nik":16lu1ueq schrieb:
[...] der Schlamm! [...] nur ... Was mache ich mit meinem Paludarium, welches [...] nach 10 Jahren - zum Zeitpunkt der Auflösung des Beckens - einfach nur verschwindend wenig Schlamm zeigte?

Das war auch mein Gedanke in Hinblick auf Kurt´s altes Becken in welchem ich ebenfalls sehr wenig alten Schlamm vermute und ich würde deshalb die Aussage bzgl des alten Schlammes als Platzhalter für rein physikalische Austauschvorgänge um die biologische Wirkung einer alteingessenen und bestens aufeinander abgestimmten und sich nicht mehr in internen Grabenkämpfen aufreibenden Gemeinschaft von Mikrolebewesen erweitern.

(Allerdings sind da noch die Humin- u. Fulvostoffe. Gewiss ist einges über sie bekannt, jedoch ist ihr Mitspielen in der Aquaristik für mich noch wenig greifbar. Aber sie sind wichtig und haben an vielen Orten ihre Finger drin!)

---

Der Glitsch:

Ich habe ähnliches wie Kurt festgestellt. Da in meinem Filterbecken eine gleichmäßige und nicht-turbulente Strömung von Ein- zu Auslass herrscht, konnte ich dort ab und an sehen wie an dem feinfiedrigen Hornblatt mit der Strömung "wehende" fädige Biofilmausläufer mit daran haftendem partikularen Mulm sich bildeten.

War dem so, lief auch das Becken "irgendwie" komisch. Der auf dem Boden des Filterbeckens liegende Mulm wirkte insgesamt ein Spur schleimiger, klebriger / breiiger und nicht so locker flockig wie in guten Zeiten. Wirbelte man ihn auf so hielt er sich folgend auch länger im Wasser und klumpte nicht mehr so schnell und fiel kurzfristig wieder aus.

Zu diesen Zeiten ist dann im Becken insgesamt eine unterschwellige Stagnation zu bemerken. Das Hornkraut wächst zu diesen Zeiten lediglich mit sehr dünnen, wie Getreideähren wirkenden Blättern und in seiner Farbe schwingt ein unangenehm trübgelber Ton mit und es bleibt mehr "Dreck" an ihm kleben.

Ich frage mich also wie es dazu kommt dass es dem Mulm, dem Biofilm, zu diesen Zeiten beliebt mehr "Solo-Glitsch" aufzubauen ODER, alternativ, seine Gesamtbakterienmasse inkl. Glitsch zu erhöhen. Ist es nun dass dort mehr Solo-EPS aufgebaut wird, z.B. als Schutz vor -irgendetwas- oder hat sich die Gesamtbakterienzahl erhöht? In beiden Fällen fragt man sich -> warum?, wo einem die makroskopischen Bedingungen doch eigentlich unverändert vorkommen.

Und warum reagiert "das Becken" zu diesen Zeiten mit einer Art von Stagnation und wirkt insgesamt weniger frisch? Blockieren die angeschwollenen Biofilme über ihre EPS einen Nährstofftransport?

nik":16lu1ueq schrieb:
Mit dem Sommer ... da ist mir aufgegangen, das ist leider Quark. Das zielt darauf ab, das (sommerliche) Biofilmfresser jenen (segensreich?) reduzieren, aber praktisch gibt es im Aquarium Unterschiede im Biofilm, die sich nicht durch Abweiden erklären lassen. Die sich anbietende Aussage, nur ein abgeweideter Biofilm ist ein guter, taugt nicht.

Ich denke ebenfalls nicht dass nur ein abgeweideter Biofilm einzig aus dieser Eigenschaft heraus ein guter ist, nicht in diesem Kurzschluß, und vor allem bekam ich einen Schreck als ich das Bild des Sommers sah und dort nur Pink und dachte "Huch! Sind ja nur noch die Cyanos da OO!" und mir vorstellte das die nun quasi konkurrenzlos waren, was mich zu folgenden Gedanken brachte, da dort, in diesem Sommer-Bild ja praktisch das andere Extrem dessen gezeigt wurde was Kurt und ich in Form eines seltsam aufdringlich werdenden Biofilms beobachteten.

Demzufolge denke ich also das ein Abweiden des Biofilms sicher nicht ausschlaggebend für seine grundsätzliche Art und Weise und folgende Wirkung auf das Wasservolumen ist, ABER es ist wichtig um ihn nicht vergreisen zu lassen, um ihn zu reseten, um in ihm, da er über die Fähigkeiten der EPS eine doch recht abgeschlossene Welt darstellt, keine internen Verdrängungswettbewerben folgenden Dominanzen, bzw. Einseitigkeiten aufkommen zu lassen und ihn für den Aquarianer somit besser steuerbar zu halten, denn wie man zum Beispiel aus Untersuchungen über die Wirkung verschiedenster Desinfektionsmittel wie z.B. Wasserstoffperoxid, Chlor, Wasserstoffperoxid in Kombination mit Silberionen, mit Eiseninonen auf z.B. unerwünschte Trinkwasserbiofilme sieht, ist es gerade die EPS welche die Welt im Schleim so ganz hervorragend vor Einflüssen aus dem Medium Wasser zu schützen vermag und die Desinfektionstechniker oft verzweifeln läßt, weil Wirkungen teilweise nur wenige zehn µm tief reichen, oft nicht die erwünschte Ablösung der EPS-Matrix vom Substrat zur Folge haben und darin geschützte Bakterien sich folgend über Mutationen Resistenzen aneignen und die "alte" übriggebliebene und sie umgebende EPS-Matrix als prima Säuglingsnahrung hernehmend von diesem Punkt erneut starten.

Ich leite daraus folgendes ab:

Das maßvolle Abweiden des Biofilms ist wichtig um ihn über das dem Aquarianer zugängliche Medium Wasser wenigstens halbwegs steuerbar zu halten. Ein dicker, womöglich stark EPS-haltiger Biofilm hat womöglich die Tendenz zu machen was ER will!

Ich denke also schon, dass ein moderater Sommer im Aquarium dem Beckenbetreiber den Weg "in" den Biofilm erst eröffnet. Womit ich auch die (bisher noch unbelegte) Wirkung diverser sog. Filterbakterien-Präparate einbeziehe, in der Form, dass ein "geöffneter" Biofilm eine Ansiedlung der darin enthaltenen und wenn man den "Wissenschaftlern" glauben darf, "guten" Bakterien deutlich erleichtert anstatt ihr Anrennen gegen die "Festung im Schleim" vieleicht sogar gänzlich verpuffen zu lassen.

Eine mögliche Folge will mir noch einfallen: Gesetzt den Fall da ist ein Biofilm bakterienbetont deutlich angewachsen, hat also auch entsprechend EPS aufgebaut, nun treten irgendwelche Bedingungen ein welche die Bakterien darin in Nachteil bringen / reduzieren. Übrig bleibt die EPS mit zum Teil abgestorbenen Bakterien und ... womöglich schon immer vorhandenen Cyanobakterien. Diese könnten nun, um eine Konkurrenz befreit, das großartige Nahrungsdepot der brachliegenden EPS durchwachsen und als Sprungbrett zur Macht hernehmen?

---

Ingo
 

kurt

Well-Known Member
Hallo Ingo,

Bratfisch":1g5yknc9 schrieb:
Hallo Nik.
nik":1g5yknc9 schrieb:
[...] der Schlamm! [...] nur ... Was mache ich mit meinem Paludarium, welches [...] nach 10 Jahren - zum Zeitpunkt der Auflösung des Beckens - einfach nur verschwindend wenig Schlamm zeigte?
Das war auch mein Gedanke in Hinblick auf Kurt´s altes Becken in welchem ich ebenfalls sehr wenig alten Schlamm vermute und ich würde deshalb die Aussage bzgl des alten Schlammes als Platzhalter für rein physikalische Austauschvorgänge um die biologische Wirkung einer alteingessenen und bestens aufeinander abgestimmten und sich nicht mehr in internen Grabenkämpfen aufreibenden Gemeinschaft von Mikrolebewesen erweitern.
Da liegst du schon richtig (wenig Schlamm)und ich sehe das ähnlich (Erweiterung).

Infos,
mein Testbecken, der Mulm (Schlamm glitschig) war Anfangs Sandfarben und nicht wie mir bekannt braun!
Ich vermute, dass es mit der Einfahrphase zusammenhängt, mittlerweile ist kein Mulm mehr vorhanden.
In meinem Schauaquarium befindet sich der Mulm nur zwischen den Vallisnerien, er ist locker,flockig und braun, so wie du es beschreibst.
In beiden Aquarien brauche ich die Frontscheibe so gut wie nie zu reinigen, darauf befindet sich dann der von mir beschriebene stumpfe Biofilm.
Es wurde in beiden Becken dieses Jahr nur das verdunstete Wasser mit VE-Wasser aufgefüllt.
Wie gut sich mein Schauaquarium stabilisiert hat ist schon erstaunlich, es läuft schon über 20 Jahre aber noch nie so gut wie jetzt.
Natürlich dank toller und informativer Berichte im Forum. :D
Was sind aber jetzt die idealen Bedingungen für die Mikroorganismen und welche Rolle spielt die Zeit?
Wie schon mal angesagt werde ich für längere Zeit Objektträger einbringen und den Belag mit den mir gegebenen Möglichkeiten mikroskopisch untersuchen.
 

kurt

Well-Known Member
Hallo zusammen,

Bratfisch":1qnj6r3c schrieb:
Das war auch mein Gedanke in Hinblick auf Kurt´s altes Becken in welchem ich ebenfalls sehr wenig alten Schlamm vermute
hier mal ein Bild von heute zur Veranschaulichung des sauberen Bodengrundes in meinem Schauaquarium, da ist nichts sauber gemacht worden!


Die Mikroorganismen leisten ganze Arbeit, ich habe auch keine Welse (Algenfresser) im Aquarium, nur ein paar Red-Fire Garnelen.
Wie weit der Bodengrund eine Rolle spielt, weiß ich noch nicht so richtig.
Meine Bodendurchsickerung mit dem Austausch des Bodengrundwassers in einer Woche wurde reduziert!
Die Durchflussgeschwindigkeit ist gemessen worden.
Diese Strömungsgeschwindigkeit ist noch zu hoch und man bekommt die von mir schon mal angesprochenen schwarzen Faulstellen an den Pflanzenstängeln bzw. deren Auflösung.
Die Bodendurchsickerung wurde von mir auf 2 X 24h im Monat geschaltet, das ist ein Austausch von ca. 2 x pro Jahr,allerdings nur umgerechnet.
Meine Tigerlotus die auf höherer Durchströmung mit verstärktem Wachstum reagierte ist nach der Umstellung im Wuchs viel kleiner geworden, sie ist wegen ihrer Größe aber zusätzlich umgepflanzt worden, (weiter nach hinten weniger Licht) ich muss das mal weiter beobachten.
 

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