in vitro - Austausch / Nährmedien / Kultur

[Tobias Coring]

Hi Flowgrower,

ich habe hier in einigen Themen gesehen, dass ein paar von euch großes Interesse am Thema in vitro Kultur haben. Bei Youtube findet man z.B. auch sehr viele DYI Anleitungen für die in vitro Kultur im eigenen Heim usw.

Wer bastelt denn zu Hause an eigenen in vitro Pflanzen rum? Wie sieht es hier bzgl. einem intensiveren Austausch zur Etablierung und Kultur aus?! Aus meiner Sicht gibt es zwar viele Paper zu dem Thema, jedoch gibt es immer wieder Pflanzen, die gar nicht so wollen, wie sie eigentlich sollten .

Aktuell haben wir bei Aquasabi Probleme mit der Kultur von Javafarnen. Wir haben viele besondere Varianten isoliert und in Kultur, jedoch wollen diese einfach nicht attraktiv zum Wachsen kommen. Leider sehen auch alle Farne, die wir von anderen Lieferanten erhalten, nicht so aus, wie wir uns das vorstellen würden .

Auch sind einige Moose für uns weiterhin ein Rätsel. Es geht hier um Fissidens, Callicostella und Pilo Moss. Diese Moose laufen auf quasi allen Medien suboptimal und neigen zu extremer Protonema Bildung. Durch Anpassung unseres Mediums konnten wir diese massive Protonemaproduktion in die richtige Richtung bewegen, jedoch wachsen die Moostriebe extrem langsam.
Wir haben bereits alle möglichen Tests mit Veränderung des Mediums durch, kommen da aber auf keinen grünen Zweig. Sehr schade, da diese Moose eine große Bereicherung wären.

Wie schaut es also hinsichtlich eines Austausches aus? Würde sich ggf. sogar ein Unterforum dafür lohnen, bei der man pro Pflanze ein eigenes Thema machen kann?!

 

[Wuestenrose]

Hallo Tobias,

ich pflege zwar keine in vitro Kulturen, würde aber einem Austausch mit großem Interesse folgen.


Viele Grüße
Robert

 

[moskal]

Hallo Tobias,

großes Interesse bei mir!

Aktuell haben wir bei Aquasabi Probleme mit der Kultur von Javafarnen. Wir haben viele besondere Varianten isoliert und in Kultur, jedoch wollen diese einfach nicht attraktiv zum Wachsen kommen.

Krass, hätte ich genau dort nicht vermutet. Macht ihr Meristem oder Sporen?

Bei mir bezieht sich das Invitro bisher nur auf Samen, das ist weit weniger anspruchsvoll als Meristem. Es gibt einfach Pflannzen abseits der Aquaristik die invitro besser über ein kritisches Sämlingsstadium kommen. Z.B. Byblis sind solche Kandidaten. Später Samen ernten ist kein Problem.

Gruß Helmut

 

[moskal]

Mit dem kann ich gleich die invitro Sporen nummer ausprobieren.

 

[max273]

Hallo Tobias,

großes Interesse bei mir!


Krass, hätte ich genau dort nicht vermutet. Macht ihr Meristem oder Sporen?

Bei mir bezieht sich das Invitro bisher nur auf Samen, das ist weit weniger anspruchsvoll als Meristem. Es gibt einfach Pflannzen abseits der Aquaristik die invitro besser über ein kritisches Sämlingsstadium kommen. Z.B. Byblis sind solche Kandidaten. Später Samen ernten ist kein Problem.

Gruß Helmut

Kannst du ein wenig ausführen, wie genau du das mit den Samen machst, bzw. was du mit Samen anders machst als man es mit Pflanzenteilen macht? Geht es darum, dass man die Samen so überhaupt zum Keimen bringt? Ich habe hier noch einige viele Samen von Eriocaulon Arten, aber die wollen einfach nicht keimen. Manchmal keimen ein paar, aber nach dem zweiten Blatt sterben sie. Eriocaulon-Samen sind halt echt winzig. Aber ich frage mich trotzdem, ob es eine Methode gibt, wie man die Samen zum Keimen "zwingen" kann.

 

[Plantamaniac]

Hei, das würde mich auch sehr interessieren. Weil ich meine sauberen Becken nicht mit Fadenalgen oder Clado versauen will.

Aktuell haben wir bei Aquasabi Probleme mit der Kultur von Javafarnen.

Moose und Javafarne vermehre ich gerne auf einer dünnen Schicht Kokoserde (kann man in einer Tüte in der Microwelle auch erst erhitzen, sonst wachsen manchmal Farne oder Pilze drin ;-) ). Einfach in eine Feinkostschale mit Deckel 5mm Erde rein, fluten. die alten Javafarnblätter etwas zerknittern und mit der Oberseite nach unten auf die Kokoserde legen. Die Dosen schattig und warm auf dem Fensterbrett stapeln und erstmal vergessen. Das dauert nicht lange und auf den Unterseiten wachsen lauter kleine Javafarne, die sauber abgenommen und aufgebunden werden können. Man könnte die Blätter vorher auch noch in so eine Entalgungslösung aus EC/Wasserstoffperoxyd oder Zitronensäuelösung legen, um sicher zu sein.

Moose werden entweder ganz oder in 1cm lange Stückchen geschnitten auf das Kokossubstrat gelegt und angedrückt. Dann rauswachsen lassen und die Spitzen ernten, das mache ich bei beidem gegen Algen. Funktioniert gut.
Fissidens zippelianus und festere Arten gehen auch gut. Feine Fissidens, Cameroon und Pilo leider nicht.

Das ist jetzt zwar kein Invitro, aber führt trotzdem zum Erfolg.

VG Monika

Edit; Fehler gefunden..den Javafarn mit der Oberseite nach unten auf die Kokoserde legen. Die Jungpflanzen kommen auf der Unterseite raus.

 

[moskal]

Hallo,

Kannst du ein wenig ausführen, wie genau du das mit den Samen machst

das Thema ist länger. Aber ganz kurz zusammengedampft: Der große Feind von Invitro Kulturen sind Keime, die in die Kultur gelangen. Eine der größten Probleme der Invitrokultur ist, daß das Pflanzenmaterial selbst ein Keim ist und keimfähig bleiben muß, während alles drumrum steril sein muß. Und da lassen sich Samen oder Sporen wesentlich rustikaler behandeln, als intakte Pflanzenzellen.
So können Samen mit einer Clorix lösung in Konzentrationen gesäubert werden, die lebendes Pflanzenmaterial töten würde. Und für meine Zwecke ist der Rest vergleichsweise einfach: Nährlösung herstellen, bei mir Murashige Skoog oder Ronald de Fossards Nepenthes Salts, in sterile Gläschen füllen, Samen drauf, Deckel zu, hell stellen, fertig. Bei Gewebekulturen würde das eine 100% Bruchlandung ergeben, mit Samen kommen ein paar durch. Aber hierbei reicht es auch aus wie beim Einkochen von Gemüse vorzugehen.

Ich will da noch ein wenig dran feilen und habe ein paar solche Flaschen geschnorrt. Die haben eine Sterile Belüftung, also könnte ich vielleicht eine Äthanollösung nach dem die Samen in der Flasche sind einsprühen und dann verschließen.

Bei mir gehts nicht um Keimung an sich, sonder um die extremst empfindlichen Keimlinge und das Erreichen von so 2cm Größe. Bis dahin wird von vielen absolut keine Konkurenz ertragen. Ich meine z:B. so was:


Da hatte ich Glück, kein Pilz, kein Moos, keine Alge. Sobald da was vorhanden ist, wars das für die Pflänzchen. Das lässt sich Invitro vermeiden.
Dann gibts noch Samen, die mal ein flottes halbes Jahr zur Keimung brauchen und die Zeit lang trotzdem ständig feucht sein und hell stehen müssen. Eine möglichst keimarme Umgebung ist da von großem Vorteil. Man kann sich mit lebendem Spagnum behelfen aber das Schützt die Samenhülle selbst nicht vor Schimmel, Cyanos, Algen, Fremdmoos.

Ich habe hier noch einige viele Samen von Eriocaulon Arten, aber die wollen einfach nicht keimen. Manchmal keimen ein paar, aber nach dem zweiten Blatt sterben sie.

Goggeltip: Stratifikation Samen , Gibberellinsäure Samenkeimung

Aktuell lasse ich bei mir Roridula dentata keimen. Die braucht als Auslöser einen Buschbrand. Momentan weichen sie auf feuchtem Substrat ein, am Sonntag werde ich da ein wenig Stroh drauf verbrennen und hoffen, daß sie keimen. Bei denen ist Konkurenz durch andere Keime dann kein Problem, diese Sämlinge sind kräftig.

Gruß
Helmut

 

[Wuestenrose]

Hallo...

Eriocaulon-Samen sind halt echt winzig.

Die Samen mancher Sukkulenten sind noch winziger. Wenn ich die aussäe, schüttle ich das Tütchen mit den (so gut wie unsichtbaren) Samen über der Erde aus und überlasse die Platzierung dem Zufall. Man hat keine Chance, ein einzelnes Korn gezielt an einen Platz zu bringen.

Aber ich frage mich trotzdem, ob es eine Methode gibt, wie man die Samen zum Keimen "zwingen" kann.

Es gibt nicht nur eine . Ich hab irgendwo eine Liste, welche Pflanzensamen welche Methode zur Überwindung der Keimhemmung (Stratifizierung) benötigen. Das reicht von Kalt-Stratifizierung (ein Vierteljahr im Kühlschrank, z. B. Granatapfel) über mehrere Kalt-Warm-Wechsel bis zum Bad in 10 % Wasserstoffperoxid.

Ich muß mal suchen, wo ich die Liste habe.


Viele Grüße
Robert

 

[moskal]

Hallo,

auf die Liste wäre ich auch gespannt. Allerdings keimen die meisten Eriocaulon von alleine so gut und überall, daß es schon nerven kann. Bei denen die das nicht tun, tippe ich auf Trockenperioden mit starker Hitze und viel Licht, vielleicht sogar mit Buschbrand. Und auch wenns teilweise kritisch gesehen wird, Gibberellinsäure ist ein Versuch wert.

Habe vorhin Nährmedium angesetzt (Nepenthes Salze +Vitamine+400yS/cm NPK) und mir in Bezug auf Farne und Moose was gedacht: Emers reagieren die sehr gut auf Aminozugabe per Blattdüngung. Ich werde eine sterile Aminolösung herstellen und die Pflanzenteile nach dem Sterilprotokoll kurz darin baden. Mal sehen, was passiert. Und ob das mit Grünzeug und meinem billigst zusammengebasteltem setup überhaupt klappt.

Gruß Helmut

 

[Tobihaze]

Es ist tatsächlich so, dass einige Arten sehr leicht keimen, während andere sehr zickig sein können. Die Idee mit den Trockenperioden und Gibberellinsäure ist definitiv einen Versuch wert.