Scape ohne Namen

JoergB

New Member
Am 19.02.2012 begann ich nach 30 Jahren Nebenbeiaquaristik (naja, ein bisschen mehr war es schon) mein erstes echtes Aquascape aufzusetzen, oder das was ich als solches bezeichne. Da die Flowgrow Community durch dieses Forum eine schier endlose Quelle wirklich wichtiger Infos verfügbar macht, konnte ich durch intensives Lesen sehr viele Probleme vermeiden. Ich möchte mich darum bei allen Flowgrowern bedanken, die dieses Forum mit Informationen füttern und somit den vielen auch passiven Lesern ermoeglichen, mit Begeisterung ihrem Hobby nachzugehen. Dank natürlich auch der Admincrew.

Nun zu meinem Aquarium. Nach einem nunmehr über 20 Jahre altem 270 l Eigenbau sollte nun das erste Mal ein wirkliches Schmuckstück entstehen. Dazu waehlte ich ein Giesemann Contura 360 mit 120 cm Laenge, 60 cm Tiefe und 50 cm Hoehe. Vom Design fast ein Mac unter den Aquarien. Das Contura 360 fasst brutto 360 l. Die Verarbeitung des Beckens und des Schrankes ist von vorbildlicher Qualität, klare Empfehlung. Wie sich später zeigen sollte, sind die kreisförmigen Einlässe für die Schläche auf der Rückseite der Abdeckung doch etwas klein bemessen, besonders bei Lily Pipes. Auch die vorgeschlagenen T5 Leuchten würden in etwas längerer Ausführung besser zum Becken passen. Dazu etwas später mehr. In den Werbeprospekten hätte ich mir gerne mehr Details zur Aufsicht und zur Rückseite gewünscht.

Doch zurück zum Prozess des Scape-Entwurfs. Die 60 cm Beckentiefe sollten ein sehr räumlich wirkendes Layout ermöglichen. Anfangs experimentierte ich mit diversen Anordnungen der Hardscape. Mit einer Wellpappe simulierte ich den Substratanstieg und platzierte darauf Mangrovenholz und schwarzen Basaltsteinbruch, den ich noch aus meinem alten Aquarium hatte und vormals bei einem Natursteinhändler in Anklam kaufte. Da das mein erstes Scape werden sollte, nahm ich mir für den Entwurf drei Tage Zeit, immer wieder korrigierte ich nach längeren Pausen bis ich ein passendes Layout gefunden hatte, was mir gefiel.



Dann wurden Fotos gemacht um im Nachherein genau dieses Layout mit dem Substrat zu reproduzieren. Als Substrat benutze ich ADA Powersand, ADA Amazonia Soil und Soil Powder. Die vielen lustigen Supplemente habe ich weggelassen. Insgesant habe ich 80 l Soil bzw Soilprodukte verbraucht.




Dann wurden erneut die Mangrowenteile und Basaltsteine angeorndnet. Hinter den Mangroventeilen und den Steinen wurde der Boden bis auf 20 cm, also fast bis zur Hälfte des Beckens aufgefüllt.




Um das Layout nich zum Einsturz oder ins Rutschen zu bringen, habe ich mit einem Luftschlauch (4 mm) sehr vorsichtig Wasser eingefüllt, bis der Wasserspiegel an der niedrigsten Bodenstelle sichtbar wurde. Der erhöht liegende Boden wurde dann satt mit einem Pumpzerstaeuber befeuchtet um das Einpflanzen, besonders von HCC zu vereinfachen.




Aus meinem alten Becken hatte ich HCC für ca die Hälfte des Bodengrundes zur Verfügung, was ich dann auch komplett aufgebraucht habe. Ein paar Anubias barteri nana, die schon immer schlecht gewachsen waren, habe ich ebenfalls noch mit hinübergerettet und eine grosse Rosettenpflanze, die später ziemlich rasch sehr gross werden sollte (hinten rechts), Das Becken wird mit 4 x 39 Watt beleuchtet. Allerding muss ich hier rückblickend sagen, dass die Standardlänge der Leuchte zu klein ist. Die randständigen Pflanzen sollten sich deswegen später zum Licht beugen, was der Gesantaesthtik nicht zutraeglich sein sollte. Auch dazu spaeter einiges mehr. Zwei Tage später nach Befüllung mit Wasser und hellblauem Hintergrund (Folie auf PVC Platte) und nachdem ich noch um die Wurzeln Grossen Wasserfreund gesteckt hatte, bot sind folgendes Bild:



Auf den Wurzeln habe ich testhalber verschiedene Moose platziert. Leider hielten es die Fische aus dem alten Becken nicht mehr in den Eimern aus (zwei Verluste nach drei Tagen), sodass sie gleich mit in das Becken einziehen mußten, worüber ich nicht jedoch micht besonders glücklich war.

Im folgenden sollte sich der Amazonia Soil bewähren, das harte Greifswalder Wasser (21° GH) sollte enthärtet und mit Nährstoffen angereichert werden, um optimales Wachstum zu gewährleisten.
 

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Arami Gurami

Administrator
Teammitglied
Hallo Jörg,
willkommen hier im Forum und zurück im Hobby. Schön, daß du dich hier schon etwas einlesen konntest.
Leider muss ich direkt eine Warnung aussprechen: Frisch mit Aqua Soil eingerichtete Becken werden mit heftigen Ammonium/Nitritpeaks einfahren! Ich empfehle dringend, den Besatz wieder umzusiedeln.
Btw. hast du kein HCC im Vordergrund, sondern das Hemianthus micranthemoides, eine Stengelpflanze.
 

JoergB

New Member
Scape ohne Namen - Der Nitritpeak

Vielen Dank für die erste Reaktion von Aram, dass das so schnell geht, habe ich gar nicht gedacht. Damit keine Missverständnisse aufkommen, ich schreibe das ganze als eine Art Dokumentation, d.h. der Nitritpeak, von dem ich vorher keine Ahnung hatte, wie massiv er ausfallen würde, ist glücklicherweise überstanden - ohne einen Verlust und das trotz Teilbesatz.

Naiverweise habe ich gedacht, den NO2 Peak durch meinen alten Filter (Eheim Professional II) im Griff zu behalten. Er war und ist gut mit Bakterien besiedelt, die das NO2 locker zu NO3 oxidieren sollten, die Wirkung hielt sich arg in Grenzen - ich möchte gar nicht mutmassen, was ohne diesen eingefahrenen Filter passiert wäre.

Ich möchte dieses Vorgehen zum Einfahren von Soil mit Teilbesatz um Gottes willen niemand weiterempfehlen, es hat mich einige Nerven gekostet, noch dazu weil ich einige Insassen nicht mehr einfangen konnte. jedoch konnte ich durch die ein oder andere Massnahme die Auswirkungen einigermassen begrenzen.

Nach der Befüllung des Aquariums hiess es nun erstmal Warten, wie sich die Pflanzen entwickeln und die noch vorhandenen Freiflächen so schnell wie möglich zuzupflanzen - viele Pflanzen = viel Zehrung der aus dem Soil ausblutenden Nährstoffe. Zur Technik und Düngung: CO2 wurde zu Beginn aus einer Druckgasflasche mit 1 Blase pro Sekunde und eine Woche später mit 3 Blasen pro Sekunde zugeführt. Der Drop-Checker wurde mit Testlösung bestückt, welche 30 mg/l CO2 als optimal anzeigt und immer im grünen Bereich gehalten. Gedüngt wurde und wird nach dem ADA Regime mit Spurenelementen und Kalium, inzwischen auch mit Volldünger für lichthungrige Wasserpflanzen. Nach einer Woche (26.2.2012) konnte ich folgende Wasserwerte messen:

pH 6.5 (Ausgangswert 7.5), gH 16 (AW 21), kH <4, NO2 0.7, NO3 50, NH4 5, PO4 0.1 (eher geraten), Fe 0.05 (eher geraten)
die Pflanzen metabolisieren stark, im Aquarium schwirren viele kleine Blasen umher, der Nitritpeak kündigt sich an, daraufhin habe ich erstmal 100 l Wasser ausgetauscht. Dem NItritwert widmete ich im folgenden sehr viel Aufmerksamkeit - er sollte explodieren. Der Nitratwert war ebenfalls exorbitant hoch.

am 26.2.2012 noch NO2 0.7 mg/l -> 1/3 Wasserwechsel
am 27.2.2012 schon NO2 2 mgl/l -> 2/3 Wasserwechsel
am 28.2.2012 NH4 0.8; NO2 4mg/l; NO3 50 -> 3/4 Wasserwechsel
am 29.2.2012 am Morgen haben sich alle Fische (2 Siamesische Rüsselbarben, 2 Antennenwelse und ein Skalar) an der Wasseroberfläche eingefunden, Atmung ist hochfrequent - NO2 behindert die Bindung von Sauerstoff ans Hämoglobin, Messwerte sind NH4 0.5; NO2 4mg/l; NO3 50 mg/l - ich kann leider nichts tun, muss zur Arbeit.
am 29.2.2012 am MIttag haben sich alle Fische zurück in die oberflächenfernen Wasserschichten begeben. Atmung immer noch hochfrequent, jedoch nicht so gestresst wie am Morgen. Die Wasserpflanzen machen offensichtlich genug Sauerstoff, um gegen das NO2 anzukommen.

Um möglichst viel NH4 aus dem Soil (daraus entsteht ja durch unvollst. Oxidation das NO2) möglichst früh zu verbrauchen, pflanzte ich noch zusätzlich Wassernabel, Hutpilzpflanze (Hydrocotyle verticillata), Wasserhaarnixe (Cabomba Caroliana), Amerikanische Wasserhecke (Didiplis diandra), also alles schnellwachsende Pflanzen. Zusätzlich noch Blyxkraut (Blyxa japonica), Roten Tigerlotus, Nadelsimse (Eleocharis Acricularis), Anubien, Rotes Kirschblatt (Nomaphila Red Species), Echinodorus tenellus.

am 29.2.2012 spät abends wird ein 2.Filter installiert, es wurde JBL Denitrol eine ganze Flasche gegeben. Ferner habe ich entschieden für die nächsten Tage keine Beleuchtungspausen mehr einzulegen - der Sauerstoff der Pflanzen hatte scheinbar einen guten Effekt auf das Befinden der Fische, sie schwimmen immer noch in mittleren und unteren Wasserschichten.

am 1.3. am Morgen ist der NO2 Wert auf 5 mg/l angestiegen. Die Fische sind agil, schwimmen in allen Wasserschichten und fressen normal, trotz Schlafentzug, haben allerdings immer noch hochfrequente Atmung. Ich beschliesse, es erstmal laufen zu lassen, um durch die hohe NO2 Konzentration endlich die NO2-Oxidierer zu stimulieren.

am 1.3. abends das gleiche Bild, die neuen Pflanzen haben sich gut zum Licht gedreht.
am 2.3. morgens, NO2 bleibt bei 5 mg/l, also immer noch dramatisch hoch - steigt aber nicht mehr
die Fische scheinen sich zu gewöhnen (Bildung von mehr Hämoglobin?), atmen zumindest das erste Mal ruhiger, fressen gut.
am 3.3. morgens, NO2 sinkt das erste mal - auf 4 mg/l
Fische zeigen keine Symptome, einige Pflanzen sehen sehr gelb aus.
am 4.3. 13:00 habe ich folgende Wasserwerte gemessen: NO2 2 mg/l, NH4 0,5 mg/l, NO3 50 mg/l, PO4 0,7 mg/l, pH 6.0, gH 14, kH 3, Fe 0.1 - damit ist der Nitritpeak wohl endlich auf der absteigenden Seite.
am 4.3. 18:00 fällt NO2 weiter auf 1.8 mg/l - die Tendenz scheint klar nach unten zu zeigen. Ich stelle das Licht wieder auf Tag und Nacht um, allerdings 16 h Licht, 8 h Dunkelheit.

nach einer einwöchigen Dientreise bis 10.3. gedeihen an der Frontscheibe grüne Algen.
Allen Fischen geht es gut, zum Glück keine Opfer.
Wasserwerte sind pH 5.8, GH 14, KH 0, NH4 0,25, NO2 0.5, NO3 50
Die Algen liessen sich wegwischen, waren nach 2 Tagen aber wieder da.

am 13.3. mache ich 2/3 Wasserwechsel - und nach dem Nitritpeak dann das nächste Ungemach -
eine Staubalgenexplosion - glücklicherweise nur ein ästhetisches Problem, doch dazu im nächsten Teil.

ps: nochmal zur Vordergrundpflanze, ich bin jetzt etwas verunsichert, ich habe sie mal als HCC gekauft, kann HCC unter Umständen auch Stängel bilden oder ist das notwendigerweise dann immer Hemianthus micranthemoides.
 

JoergB

New Member
Staubalgeninvasion

Hallo zusammen, gestern habe ich Euch von meinen Erfahrungen zum Amazonia Soil Nitritpeak berichtet. Matze - übrigens vielen Dank für die Blumen. Da der Nitritwert nun ziemlich niedrig war, wurden Amano-Garnelen (20 Stück), Schwarze Neons und noch Skalare bestellt. Nachdem ich dachte, dass Problemkapitel wäre mit dem letzten Wasserwechsel ausgestanden fingen jetzt an sich Staubalgen wie wahnsinnig auszubreiten. 2 x täglich wurde die Frontscheibe besiedelt und wieder abgeschabt. Vielleicht kann mir jeder nachfühlen, dass man keine Lust hat von diesem Elend Fotos zu machen. Zwischenzeitlich kamen die Fische an und durften schon mal einziehen. Die messbaren Wasserwerte waren okay. Die Staubalgen wucherten jedoch fleissig weiter - abschaben, 5 h später war die Frontscheibe wieder dicht - die Rückscheibe und die Seitenscheiben putzte ich nach 10 Durchgängen nicht mehr. Alles wurde grün, die Scheiben, das Mangrovenholz und besonders die roten Pflanzen - das Wasser blieb allerdings schön klar. Nun war guter Rat teuer:

Das erste, was ich versuchte war ein UVC-Klärer. Funktionierte ein bisschen aber nicht wirklich zufriedenstellend. Ich hate gehofft, die abgeschabten Algen damit abtöten zu können, der Effekt war - die Frontscheibe brauchte vielleicht 2 h länger, um zuzuwachsen.

Nachdem ich 2 Tage alle möglichen Foren durchgestöbert hatte, wurde ich hier fündig. Tobias hat ja schönerweise den Artikel zu den "Kontrollierten Ungleichgewichten" übersetzt und genau dort fand ich die Lösung. Staubalgen kommen hoch, wenn zuviel PO4 relativ zum NO3 vorhanden ist und das Mg/Ca Verhälntnis zugunsten vom Calzium zu hoch ist.

Die Wasserwerte sahen nach dem letzten Wasserwechsel so aus: pH 6,5; gH 14; kH 5; NH4 0,1; NO2 0; NO3 8 und PO4 0,25, Fe 0,05. Vorher hatte ich NO3 Konzentrationen von 40 und mehr mg/l. Nun muss man es ja nicht gleich übertreiben und wieder auf derartig hohe NO3 Werte aufdüngen, ich habe mir also von AR den KNO3 Dünger gekauft und auf 30 mg/l aufgedüngt. Am nächsten Tag waren nur noch 25 mg/l NO3 messbar. Nach der Nitrataufdüngung habe ich mit ADA Green Brighty weitergedüngt und den Phosphateintrag durch das Fischfutter immer mit AR KNO3 komepensiert. 2 Tage später war der Spuk vorbei, vereinzelte Staubalgen auf dem Holz erzeugten noch Sauerstoff, alle anderen befanden sich massiv auf dem Rückzug. Am 1.4. ist der UV Klärer noch aktiv, NO3 wird auf 25 mg/l gehalten und das Aquarium ist klar wie nie zuvor. Staubalgenreste sind nur noch auf einigen Pflanzen zu sehen und werden von Posthornschnecken abgeweidet. Von den ungeputzten Seitenscheiben lösen sich Schollen der Staubalgenkruste. Da unser Wasser fast nur Ca als Härtebildner beinhaltet, dünge ich ab jetzt pro Woche 10 - 20 g MgSO4 auf 300 l, also Bittersalz, dazu. Die Wasserwerte sind jetzt pH 6,0; gH 15; kH 3; NH4 0; NO2 0; NO3 15; PO4 0,3; Fe nicht detektierbar. Daraufhin Aufdüngung von Eisen und NO3. Die roten Pflanzen sehen kläglich aus, alles andere hat die Staubalgenpest gut überstanden. Ich denke, ich muß das rote Kirschblatt (es waren im Hintergrund an die 25 Pflanzen) abschreiben. Vielleicht hat ja jemand von Euch eine Idee, wie man es wieder aufpäppeln kann. Momentan sind nur Strünke mit winzigen Blättern übrig.

Zum Bild: Weiss jemand, was für eine Rosettenpflanze das zwischen den beiden rechten Mangrovenwurzeln ist. Ich denke, dass sie das Layout zu sehr dominiert und deswegen wohl raus müsste. Ein kleiner Abstand mit freier Sicht auf den nun schwarzen Hintergrund wäre vielleciht schöner. Auch könnte sich die Wasserhecke dann etwas mehr entfalten. Ich scheu mich allerdings, dieses Wurzelmonster zu entfernen, da das die Bodenstruktur wahrscheinlich arg in Mitleidenschaft ziehen würde. Was meint ihr?

Heute sieht das Aquarium so aus:
 

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