Desinfektionsverfahren der Wasserwerke

Aquabot

New Member
Guten Tag allerseits,

(die eigentliche Frage ist untenstehenden fett markiert, das Intro kann gerne übersprungen werden)

im Januar erhalte ich mein ersehntes Aquarium (720 l), um das Hobby nun im Eigenheim mit dem nötigen Platz wieder aufleben zu lassen, das ich seinerzeit umzugsbedingt zunächst aufgeben musste. Aktuell bin ich noch in der Vorbereitungsphase und über aquasabi.de, bei denen ich viel des benötigtes Equipments gekauft hatte, auf dieses Forum aufmerksam geworden und konnte schon einige Threads mit wertvollen Informationen und vor allem Erfahrungen lesen :).

Als ich mein erstes Aquarium betrieben habe, war ein andauerndes Thema die Verwendung von Chlor der dort ansässigen Wasserwerke. Da Chlor nicht dauerhaft, sondern nur im Bedarfsfall eingesetzt wurde, war eine Messung bzw. Prüfung bei Wasserwechseln obligatorisch. Entschärfen konnte ich es durch Auffüllen des Eimers mit der Duschbrause ;). Allerdings handelte es sich um ein 200 l Becken (Bruttovolumen). Mit einem 20 l Eimer war der wöchentliche Wasserwechsel damit unproblematisch. Wenn ich mit dem kommenden Becken 50% Wasserwechsel wöchentlich mit Eimer durchführen würde, wäre das zwar Ausdauersport, der sicher nicht schadet – aber eben auch nicht lustig. Daher wird der Wasserwechsel mittels der Möglichkeiten des Fluval FX-6 über einen direkten Schlauchanschluss realisiert. Das bedeutet aber eben auch: Kein "Entgasen" durch Duschbrause.

Die notwendigen Daten rund um das Trinkwasser an meinem Wohnort habe ich den offiziellen Veröffentlichungen entnommen und außerdem folgenden Auszug aus der Trinkwasserverordnung:

Aufbereitungsstoffe und Desinfektionsverfahren gemäß Trinkwasserverordnung:
  • Polyaluminiumchlorid (bei Bedarf)
  • Ozon
  • Quarzsand, Anthrazit
  • Aktivkohle
  • UV-Bestrahlung
  • Natriumhypochlorit (ersatzweise)
  • Natriumhydroxid (Natronlauge)
Von Chlor ist hier nicht die Rede. Das ist gut. Die genannten Verfahren bzw. Stoffe sind m.E. auch nicht weiter kritisch für den Einsatz des Trinkwassers im Aquarium (liege ich damit richtig?).
Die für mich offene Frage: Ist es dennoch üblich (nach aktueller Gesetzeslage noch erlaubt?) u.U. dennoch auf Chlor zurückzugreifen, wenn beispielsweise eine kritische Keimbelastung auftritt, die der Versorger mit seinen regulären Maßnahmen nicht unter Kontrolle kriegt? Hat jemand Erfahrungen bzw. Informationen zu diesem Thema?


Vielen Dank!
– Paul
 

Lixa

Well-Known Member
Hallo Paul,

Du liegst falsch. Natriumhypochlorit setzt Chlor dem Wasser zu.
Chlorid ist ein relativ harmloses Ion, Chlorit ist etwas anderes.

Ich verwende Gartenschläuche und Gartenbrausen zum Befüllen. Entsprechende Anschlüsse die man an jeden Wasserhahn anstatt des Diffusors einschrauben kann gibt es im Baumarkt. Da passen dann auch die Gartenschlauchanschlüsse dran.

Ansonsten müsstest du einen Belüfter bauen können: Membranpumpe und CO2 Reaktor sollten bei nicht zu hoher Fließgeschwindigkeit sowie hoher Luftzufuhr evtl. vorhandenes Chlor (und andere Gase, die auch Mal Probleme machen) austreiben können.

Wenn das Aquarium eine CO2 Anlage mit CO2 Reaktor hat brauchst du sogar nur eine Membranpumpe und ein Rückschlagventil! Gas und Luft umstecken oder umschalten und fertig.

Ob ein Inline Diffusor auch ginge bin ich nicht sicher, denn der benötigte Druck ist evtl. für Membranpumpen zu hoch.

Viele Grüße

Alicia
 

Aquabot

New Member
Hallo Alicia,

vielen lieben Dank für deine Aufklärung und Tipps! Und vor allem das aufmerksame Lesen. Da hätte ich mich sonst in trügerischer Sicherheit gewogen.

Einen CO2-Reaktor hatte ich bisher nicht geplant, sondern Inline-Diffusor. Das wäre aber in jedem Fall ein guter Grund den Plan zu ändern.


Danke nochmals!
–Paul
 

Lixa

Well-Known Member
Hallo Paul,
CO2 Reaktoren gibt es schon lange und wichtig ist vor allem eine (zumindest für US Aquaristik Reaktoren) ausreichend hohe Fließgeschwindigkeit. Sonst füllt sich der Reaktor mit CO2 und es bildet sich eine Art Wasserfall darin. Reaktoren können lauter als Diffusoren sein und gluckern gelegentlich.

Der Filter wird dann natürlich viel Luft auswerfen wenn du den Reaktor lüftest.

Ich hatte es selbst Mal, dass die Fische nach dem Wasserwechsel getaumelt hatten. Stäbchentest zeigte Chlor an in geringer Menge. Lüftung mit Membranpumpe und Aktivkohle retteten die Fische. Inzwischen nehme ich lieber Regenwasser mit Dolomit aufgehärtet.

Viele Grüße

Alicia
 

Wuestenrose

Well-Known Member
'N Abend...

Die für mich offene Frage: Ist es dennoch üblich (nach aktueller Gesetzeslage noch erlaubt?) u.U. dennoch auf Chlor zurückzugreifen, wenn beispielsweise eine kritische Keimbelastung auftritt, die der Versorger mit seinen regulären Maßnahmen nicht unter Kontrolle kriegt?

Selbstverständlich. "§ 5 Mikrobiologische Anforderungen" der aktuellen TrinkwV besagt:

"In Leitungsnetzen oder Teilen davon, in denen die Anforderungen nach Absatz 1 oder 2 nur durch Desinfektion eingehalten werden können, müssen der Unternehmer und der sonstige Inhaber einer Wasserversorgungsanlage nach § 3 Nummer 2 Buchstabe a und b, oder, sofern die Trinkwasserbereitstellung im Rahmen einer gewerblichen oder öffentlichen Tätigkeit erfolgt, nach Buchstabe d oder Buchstabe f eine hinreichende Desinfektionskapazität durch freies Chlor, Chlordioxid oder andere geeignete Desinfektionsmittel oder -verfahren, die gemäß § 11 in einer Liste des Umweltbundesamtes aufgeführt sind, vorhalten.

Und in der §-11-Liste erscheint Chlorgas nach wie vor.

Unser Wasserwerk setzt allerdings auf UV-Desinfektion.


Viele Grüße
Robert
 

Lixa

Well-Known Member
Hallo,
Tatsächlich wird Chlor nur selten eingesetzt, vor allem wenn durch das Wetter vermehrt Bakterien Wasser sind.


Ob das so stimmt weiß ich nicht, aber manchmal schmeckt das Leitungswasser etwas nach Chlor, dann trinke ich lieber heißen Tee.

Das ist bei uns, Harzwasser, fast nie der Fall.

Viele Grüße

Alicia
 

Aquabot

New Member
Danke euch für die weiterführenden Informationen. Damit ist klar, dass ich mich nicht auf chlorfreies Wasser aus der Leitung verlassen kann.
 

zpm3atlantis

Active Member
HiHo Paul

Ich komme aus der Trinkwasserkontrolle und Überwachung bzw. aus dem Labor. Deswegen kann ich dir da eventuell mehr erzählen, muss aber dazu sagen das ich aus der Schweiz bin. Die ist etwas pingeliger in Sachen Trinkwasser als Deutschland.
In der Schweiz (bzw. dem Kanton in dem ich lebe) ist es so, dass Chlor nur noch in Ausnahmefällen verwendet werden darf und wenn es verwendet wird muss die Bevölkerung informiert werden. Standardmäßig wird alles über UV gemacht.
Chlor ist eigentlich die chemisch falsche aussage. Was desinfizierend wirkt ist das Hypochlorit-Ion (OCl-). Dieses kann auf verschiedene Weise hergestellt werden, eine Variante ist es Chlorgas ins Wasser zu leiten:
Cl2 + H2O --> HCl + HClO
Oder man verwendet Natriumhypochlorid und gibt Salzsäure hinzu. Die Natronlauge aus deiner Liste ist dann zur pH-Korrektur da.

Aber die Chlorung wird auch in Deutschland langsam abgeschafft, da dabei giftiges Chlorat (OCl3 -) oder wenn man stark organisch belastetes Wasser hat entstehen halogenierte organische Verbindungen die Krebserregend sind.

Grüsse
Marc
 

usedtoscape

New Member
Was würde gegen einen Zwischenspeichern in Form einer Regentonne o.ä. Sprechen? Den einfach regelmäßig prüfen und ggfs. behandeln oder im Bedarfsfall über Aktivkohle filtern.
Vorrat ist bei uns Pflicht, ansonsten bräuchte die Osmoseanlage ja ewig für den Wasserwechsel.
LG
Dominik
 
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