Hallo zusammen,
erst mal zum OT, ist mir schon wichtig.
kiko":7xgbf34k schrieb:
OT:
Der zweifelhaft mineralisierte Schlamm im Kies war über die Jahre für eindeutig zuordenbare Wuchsstörungen gut, hatte ich vergleichsweise im Sand nie.
Habe ich selbst zwar nie erlebt in den eigenen Kiesbecken, aber man wird zu jedem Substrat sicherlich immer Vor- wie auch Nachteile finden können. (bei Sandbecken besteht z.b. das grundsätzliche Problem, das bei häufigen umpflanzen Mulm in untere Schichten eingetragen wird, was im ungünstigsten Fall auf Dauer zu Faulstellen führt.)
Nur letzlich ist vieles im Aquaristikbereich nur theoretischer Natur, da es für uns kaum möglich ist ein System als ganzes genau zu erfassen - geschweige denn alles messen zu können. Das wichtigtste ist daher imo immer, daß man ein Gefühl und Gespür für sein eigenes Becken entwickelt. Ist das einmal der Fall, wird man es auch erfolgreich über viele Jahre problemlos betreiben können und das relativ unabhängig vom verwendeten Substrat.
bei mir kam sicherlich dazu, dass ich während meiner Kiesphase ganz sicher nicht so gut mit Aquarien umgehen konnte wie später. Ich hatte die meiste Zeit viel zu wenig gedüngt. Da das immer sehr stark bewachsene Becken waren, waren das immer ausgesprochene Mangelbecken in Makronährstoffen, d.h. alte Blätter gingen schnell verloren und auch bei nur relativ geringem Fischbesatz fiel insgesamt sehr viel Mulm an. Die Kiese wurden immer feiner und ich weiß nicht mehr ob mein letzter ein 2mm oder ein 1-2mm Kies war. War auch egal, denn ich hatte schon Übung und konnte an der Frontscheibe zusehen, wie sich der Kies sukzessive von oben nach unten zusetzte. Mit verschiedenen Kiesen schaffte das Becken geradezu frappierend genau 2 Jahre, dann gingen die Wachstumsstockungen los und Substrataustausch war angesagt.
Mit dem Sand hatte ich Glück, gleich einen geeigneten erwischt zu haben, der war sofortige Entspannung. Dieser erste Sand lief im gleichen Becken dann 12 Jahre. Das Becken habe ich dann abgebaut, weil es schon insgesamt über 20 Jahre auf dem Buckel hatte und einfach fällig war. Bei der Auflösung habe ich aus den bis zu 20cm hohen Sandschichten heraus geholt, das roch einfach nur appetitlich frisch. Wie neu. Im durchwurzelten Bereich, so ca. -1 bis -6cm, gab es Verfärbungen, eindeutig durch Wurzelaktivität. Der obere cm war durch die TDS immer blitzblank.
Jetzt gibt es eben noch Theorie zum Schlamm im Allgemeinen, eben auch im Kies, eben die Nährstoffpufferung. Die habe ich mir in diesem gering gefilterten Becken lange ansehen können und in einem vergleichbaren Becken 6 Jahre parallel - allerdings mit vorschriftsmäßig bemaßtem Mattenfilter, ich wollte den Vergleich mit einer intensiven biologischen Filterung haben - und habe mir den deutlich stärker anfallenden Schlamm und die Folgen lange genug ansehen können. Mit den Becken konnte ich schon gut umgehen, die waren optisch beide völlig algenfrei.
Das muss ich ab und an mal schreiben, damit klar wird, warum ich so eine ... stabile ... Sicht zu (geeignetem) Sand und zur Filterung habe. Düngung war eine vergleichsweise wenig aufregende Geschichte, sieht man davon ab, dass ich seinerzeit ein amerikanisches Forum "TheKrib" brauchte um den Ansatz in Makrodüngung zu bekommen. Die
Poor Man's Dosing/Dupla Drops waren damals schon Thema.
Da gab es deutschsprachig g a r n i c h t s ! Das blieb auch noch länger so. Also kein Wunder das ich relativ schnell im Flowgrow aufgeschlagen bin und da hatte ich das Forum schon eine geraume Zeit lesend verfolgt. Zu meinen wenigen positiven Eigenschaften gehört, dass ich sehr gut andere Standpunkte, andere Wege akzeptieren kann. Ich hoffe dann immer bei allen möglichen Gegensätzlichkeiten auf einen Austausch von Wissen, Erfahrungen. Bei der Behandlung des vergleichsweise ungriffigen Themas Mikroflora ist das noch einmal wichtiger.
Ich habe gerade das Bedürfnis die ganze Sache ein bisschen zu erden, denn man sollte nicht vergessen, solche gut laufenden Becken sind ohne solche Mittelchen möglich.
Die Mikroflora ist einfach eine wichtige Komponente, die - ich betone - maßgeblich zum Gelingen eines Aquariums beiträgt. Das ist eine nebulöse Geschichte, die vor allem über die resultierenden Wirkungen irgendwelcher Maßnahmen sinnvoll betrachtet werden kann. Theoretisch ist Mikrobiologie ein Fass ohne Boden. Die Meerwasseraquarianer haben das schon recht pragmatisch umgesetzt. Dort werden die Aquarien mit "Lebendgestein" aufgesetzt und so gleich mit einer vollständigen, gewachsenen Mikroflora auf die Entwicklungsreise geschickt.
Vergleichbares wird es in Süsswasser in dieser Reproduzierbarkeit nicht geben. Es sieht mir immer wieder so aus, bei nicht gut laufenden Becken in der Mikroflora teilweise "ergänzen", teilweise "unterdrücken" zu müssen und bis jetzt sehe ich das universelle Mittel nicht, nur Bausteine. Mikroflora alleine wird es auch nicht sein. Das hat Wechselwirkungen. Ich denke, auch Infusorien, d.h. Wimper-, Pantoffel-, Glocken-, Rädertierchen, etc. spielen ebenfalls eine Rolle. Muschelkrebschen sind schon sichtbare Vertreter dieser auf Mikroflora aufsetzenden und diese beeinflussenden Gemeinschaft. Da ich Scheiben nie reinige, finden sich allermeist winzige Süsswasserpolypen ein. Ich habe mal recherchiert, das Protogen von Hobby gibt es noch. Eine weitere, vielleicht bessere Möglichkeit wäre die Gewinnung von Infusorien über einen Heuaufguss. Ich denke, so in diesem Bereich, d.h. Mikroflora und aufsetzende Mikrolebewesen finden sich Ursachen für funktionierende bzw. nichtfunktionierende Becken. Ups, Algen sind ebenfalls Bestandteil des Biofilms. Ich bin sicher, die Qualität des Biofilms spielt eine wichtige Rolle bei der Algenvermeidung.
Ich wollte beispielhaft das ewig nicht gereinigte Gestein zeigen. Optisch hätte ich mir das besser gewünscht, auf den hellen Gesteinsadern sind Grünalgen, das schwankt in der Intensität. Das ist optisch nur mäßig. Fädige Algen gibt es überhaupt nicht, das ist schon so gut wie alles was an Algen im Becken sichtbar ist. Der Stein befindet sich mit der Spitze direkt unter einer T5 HO keine 5cm entfernt. Den Pflegezustand des Beckens, incl. Schwächen in der Düngung, würde ich als schlecht bezeichnen. Aber mikrobiologisch funktioniert es. Das da insgesamt im Biofilm organisch mengenmäßig wenig los ist, erkennt man an den fehlenden, den sonst abweidenden Schnecken.
Das ist verlottert
, aber völlig stabil. Man beachte die Rückwandscheibe, die Wasseroberfläche, so läuft das schon lange. Das ist das Becken unserer Jüngeren, die kümmert sich einen Scheisendreck um Mikrobiologie. Braucht sie auch nicht, dieses Becken ist allenfalls noch mit Vorsatz aus der Bahn zu werfen. Das geht noch besser, aber da müssen meine Becken grundsätzlich hin, weniger akzeptiere ich nicht mehr. Diese Einstellung ist wichtig, denn wer sich mit den Mängeln arrangiert, hat schon verloren. Deshalb weiß(!) ich auch, dass viel CO2 oder PO4 zur Unterdrückung irgendwelcher Probleme ein grundsätzlicher Irrtum ist. Es ist nur rumfrickeln am Symptom.
Weil's so schön ist noch ein paar Bilder vom Mulm in diesem gering gepflegten Becken. Filtersubstrat hat das wegen fehlender Garnelen gar keins. Es geht auch ohne Garnelen algenfrei.
Mulm kann man im ersten Bild noch im Hintergrund sehen. Auf den weiteren sieht man an der Scheibe den Sand im Detail. Der Bakterienfilm ist nur an der Scheibe so, das beinhaltet mit Sicherheit Cyanobakterien, ist aber belanglos und ließe sich bei Bedarf leicht und folgenlos, aber nicht dauerhaft
entfernen.
on topic
kiko":7xgbf34k schrieb:
hi,
in welchen Dosen sollen diese EM Gewässer dosiert werden....und wie oft...?
bei jedem WW...?
Wie es sich mit dem "ursprünglichen" EMs verhält weiß ich nicht.
Die Milchsäurebakterien im Anarex werden zumindest wohl eher nicht in der Form im Wasser vorkommen, da es en bißel Kanne Brottrunk ähnelt und sollten daher in Teichen ggf monatlich aufgefrischt werden. Wie sich sowas im AQ verhält, muß man gucken. Gleiches gilt vermutlich auch für das AquaDry5, welches ich momentan alle 2-3Wochen gebe.
Da ist es mir wichtig zu unterscheiden zwischen Ökosystem stützen und Ökosystem in erwünschter Weise zum Laufen zu bringen. Die Grenzen sind sicher fließend, aber mich interessiert primär letzteres.
Die Milchsäurebakterien kommen ganz sicher auch natürlich vor. Diese Mittel - sprich EM Gewässer, Bio EM Plus, ich denke, es gibt weitere Mittel auf EM Gewässer basierend, vielleicht auch das Anarex, Kanne Brottrunk ist auch milchsäurebakterienbasierend, aber etwas anderes - geben reichlich Milchsäurebakterien hinzu. Neben der mineralisierenden Wirkung >>sollen die<< andere Bakterien verdrängen. Tun sie wohl auch, die können Stoffe produzieren, die andere Bakterien in der Entwicklung hemmen.
Das EM Gewässer enthält im Unterschied zum scheinbar ähnlichen Brottrunk
Purpurbakterien oder Photosynthesebakterien. Nach Photosynthesebakterien zu googlen, macht kaum Sinn, da kommt nur EM-Prosa bei rum. Pupurbakterien habe ich verlinkt. Letztendlich egal, da es sich einer Beurteilung entzieht. Wie das mit Anarex und ähnlichen Mitteln aussieht ist schlicht unklar.
Für EM gibt es auch verschieden zusammengesetzte "EM-seeds", die zur Herstellung verschiedener Mutterkulturen dienen. Die verschiedenen EM Produkte haben durchaus Potenzial auf Unterschiede, deshalb nehme ich nur EM Gewässer.
Die Dosierung vom EM Gewässer beträgt 10ml/100l, steht auf der Flasche. Das würde ich mal nicht so sklavisch sehen.
Gruß, Nik