Moin Loitz
Das Aquascape hat m.E. den ersten Platz genauso verdient wie mindestens eine Handvoll anderer in dem Wettbewerb auch.
Das Ziel kommt absolut klar rüber und ist überzeugend unter Verwendung fast aller dafür verfügbaren Mittel umgesetzt.
Dass die Vorlage, die dargestellte Landschaft, nicht aquatisch ist, drängt das Projekt m.E. nicht aus der Aquaristik (schließlich ist ja auch Wasser in dem Pott, 'ne ganze Menge sogar). Auch Gestaltungsaquaristik hat erfreulicherweise viele Facetten, muss sich ja nicht (wie meine eigene) unbedingt aquatische Vorlagen zum Ziel machen.
Im Vergleich zu Iwagumis, deren erste "Entdeckung" mich tief beeindruckt hat, an denen ich mich aber auch sehr schnell sehr satt gesehen habe, bietet dieses Becken zwar etwas weniger "Stil" aber durch seine ungleich stärkere Gliederung im Kleinen auch sehr viel mehr zu entdecken - wird nicht ganz so schnell langweilig.
Der zentrale Schwerpunt ist bei den Maßen (insbesondere Breite/Höhe) m.E. fast zwingend um die Teile (hier also die Hälften) zusammen und im Gleichgewicht zu halten. Die Durchgängigkeit der (durch ihre geringe Diversifikation eindrucksvoll gestärkten) Stilelemente verhindert erfolgreich ein Auseinanderfallen.
Innnerhalb der Hälften sind dann eine Menge von Strukturen nach dem Goldenen Schnitt angeordnet. (Auch ihr jeweiliges Breite/Höhe-Verhältnis nähert sich dem ... --- hm, wäre interessant das Bild mal im Grafikprgramm ganz wenig in die Höhe zu ziehen, bis das B/H Verhältnis exakt 62/19 ist, um zu sehen ob das wirkt.)
Besonders gelungen finde ich die Erzeugung von Perspektive (nur die Fische stören hier (wie auch in anderen Aspekten des Projekts) ein wenig). Insbesondere die Verwendung der höheren E. acicularis im Vordergrund (verstärkt durch die Froschperspektive des Fotos) rückt die Berge mit ihrem kleinblättrigen Bewuchs pseudoperspektivisch weiter in die Ferne und hebt das Layout wohltuend von den Bühnenbild-Aquascapes mit Teppich auf dem Boden und nach Größe gestaffelt aufgestellten Pflanzenkulissen ab. Diesen Eindruck hätte man allerdings, falls die reale Tiefe des Beckens dafür reicht, durch Verwendung von E. parvula im Mittelgrund am Fuß der Berge noch mehr verstärken können.
Die streng horizontale Ausrichtung der bewachsenen Flächen ist für die Illusion der dargestellten terrestrischen Landschaft unabdingbar: die Erosion, die durch die gekonnte Auswahl der gut strukturierten Steine suggeriert wird, spülte jeden Bewuchs an anderen Flächen wieder ab.
Allerdings wirkt dieser Bewuchs teilweise zu wenig angewachsen, ein klein bisschen wie drauf drapiert.
Insgesamt eine hervorragende Umsetzung des klar gesteckten Ziels und darin auch kreativ, wobei der Fleiß (und das solide Handwerk) noch mehr Bewunderung heischt als die dafür notwendige Kreativität.
Am meisten stören die Fische den Gesamteindruck. Wenn, dann hätte es kleinere Arten gebraucht, die zudem schwarz tätowiert hätten werden müssen, dann wären sie als Bergdohlen durchgegangen.