Grüße in die Runde,
als meist stiller Mitleser in dieser wertvollen Wissenssammlung, ist mir schon mehrfach aufgefallen, dass das Messen von Wasserparametern immer wieder etwas "abwertend" behandelt wird. Aus diesem Grund will ich hier mal ein paar Erfahrungen von mir niederschreiben, welche die andere Seite der Medaille hinterleuchten. Bekanntlich führen ja viele Wege nach Rom. Vielleicht helfen sie ja dem ein oder anderem weiter.
Grundsätzlich habe ich die Erfahrung gemacht, stagnierendes Pflanzenwachstum durch Nährstoffmangel im Aquarium anhand von Messungen aufzudecken.
Aufdüngung nach Berechnung ist Theorie. Ermitteln der Ist-Werte im Becken, sowie des Verbrauches der Nährstoffe durch kontinuierliche Messreihen, die Praxis. Erst recht wenn man garnicht weiss, was fehlt. Ungern schütte ich irgend etwas nach Vermutung ins Becken.
Meine Langzeitmessreihe läuft nun seit März 2014, an ein und dem selben 180L Becken, welches im Sept. 2012 nach Umzug neu eingerichtet wurde und noch heute läuft. Ein Pflanzenbecken mit gutem Besatz. Ausschlaggebender Punkt war damals die Unzufriedenheit im Pflanzenwachstum sowie das auftauchen div. Algen nach ca. 1,5 Jahren Zufriedenheit nach Neustart. Heute weiss ich, der damals eingebrachte Nährboden war erschöpft, der Nachschub über ungedüngtes Leitungswasser brachte ungenügend neue Nährstoffe inkl. Nährstofflücken mit sich.
Ich nutze heute ausschließlich die Tropfentests der Firmen JBL für GH, KH, PO4 und K, Sera für Fe, sowie M&N für NO3 und Ca.
Vorrausetzung dafür ist natürlich das Wissen im Umgang mit diesen Tests, striktes einhalten der Anleitungen, sowie auch konsequentes entsorgen bzw. ersetzen abgelaufener Tests, um Messfehler so gering wie möglich zu halten. Die Chargennr. auf den JBL Tests sind verschlüsselte Haltbarkeitsangaben, welche auf der Homepage entschlüsselt werden können. Das alles lernt man über die Zeit, man wächst mit seinen Aufgaben.
Ich ersetzte Tests durch andere, aufgrund fragwürdiger Anzeigen, schlechtem Preis Leistungsverhältnis oder auch stark begrenzter Haltbarkeit.
Mit dem Einstieg in die Düngung meiner Unterwasserwelt kam der Erfolg, allerdings auch neue Fragen.
Ich konnte zum Beispiel nicht nachvollziehen, wie viele hier in der Szene ihre Becken mit "teuer erkauften Düngern überdüngen", um dann eine Woche später per Wasserwechsel wieder zu resetten, und das Spiel von vorn beginnen. Abgesehen von der Tatsache, das sich Nährstoffe unterschiedlich verbrauchen.
Gern erwerbe ich viele meiner Dinge für das aquaristische Hobby über AquaSabi, um ihnen damit den Repekt zu diesem Forum hier zu zollen...aber Dünger fürs Toilettenspülwasser zu erwerben, das konnte nicht Sinn und Zweck der Geschichte sein.
Ich begann mit Messungen von täglich über wöchentlich bis monatlich. Alle Ergebnisse zum Verbrauch wurden dokumentiert, um Rückschlüsse zu ziehen, Änderungen vorzunehmen. Meine Vision wuchs weiter.
Dank GHL Profilux 3, welcher Beleuchtung, Temperatur und Co2 regelt, Leitfähigkeit und Redox rein interessehalber überwacht, sowie 4 Dosierpumpen steuert, stellte ich im Oktober 2014 den wöchentlichen Wasserwechsel versuchsweise ein. PO4 und Fe wird seitdem täglich auf Zielwert gehalten. Versuchsweise spiele ich natürlich auch damit, um weitere Erkenntnisse zu gewinnen. Den absoluten Wert gibtes sowieso nicht. Der Stickstoffkreislauf hält sich aufgrund des Besatzes im Verhältnis zur Pflanzenmasse und deren Verbrauch in Waage, Mg und K wird mittlerweile ca. vierteljährlich nach Messung wieder angepasst. In der Regel messe ich jetz ca. einmal im Monat. Hin und wieder müssen die täglichen Zugabemengen natürlich korrigiert werden.
Niemals aber musste ich seit 2014 einen Zwangsresset durch Wasserwechsel aufgrund überhöhter Nährstoffansammlungen machen.
Aus dem Versuch ist Realität geworden, und das nun seit über 5 Jahren.
Das Ergebnis ist ein Becken mit gesundem Pflanzenwuchs, welcher ca. 14 tägig gestutzt und in Form gehalten wird. Alle Fische erfreuen sich seit Jahren bester Gesundheit. Algen sind bis auf paar grüne Punkt oder Staubalgen an den Scheiben keine vorhanden. Bei Reinigungsarbeiten (Mulm aus dem Moos entfernen) abgesaugtes Wasser wird prinzipiell mit Osmosewasser ersetzt(geschätzt so ca. 50L im Jahr), bzw. filtere ich das Wasser über Microfaser und pumpe es zurück ins Becken. Damit ist eine ungemeine Stabilität der Biologie entstanden.
Ich denke, ein Aquarium in dieser Art zu betreiben und zu verstehen, wäre mir ohne den Wassertests so nicht möglich gewesen.
MfG Rocco