Pflanzen als Nährstoff-Konkurrenten zu Algen

Erich 67

Member
Hallo an alle!

In gefühlt 90% aller Internetartikel zum Thema Algen/Aquarien, kommt das Argument mit der Nährstoff-Konkurrenz vor.
Quasi: schau, dass es deinen Pflanzen prächtig geht, dann "verhungern" die Algen.
Damit es den Pflanzen aber prächtig geht, muss natürlich auf die Nährstoffversorgung geachtet werden.
Vielleicht check ich es einfach nicht, aber wie soll das in der Praxis aussehen?
Sobald ich dünge, werden Algen ebenfalls die Nährstoffe aufnehmen - unter Umständen sogar schneller und effizienter als Pflanzen.
Stelle ich jegliche Nährstoffzufuhr komplett ab, werden die Algen unter Umständen den "längeren Atmen" haben.

Ist dieses "Nährstoff-Konkurrenz"-Argument einfach eine alte, wissenschaftlich nie belegte Sichtweise die einfach nicht tot zu kriegen ist?

LG!
Erich
 

Timmy88

New Member
vermutlich wird da nur gemeint dass man einen üppigen Pfanzenanteil im AQ haben sollte und somit den Algen kontra bietet.
 

Erich 67

Member
Hi Kevin!

Nik´s Artikel zum Thema "Niedrigfilterung" habe ich schon vor einigen Wochen mit großem Interesse gelesen.
Die Ansätze über Biofilm auf viel Pflanzenoberfläche und die schnellere Reaktion bei Eingriffen - versus träges Verhalten von Bio-Filtermedien , erscheint mir absolut logisch/nachvollziehbar.

Gleichzeitig bin ich der Ansicht, dass das Thema derart "unberechenbar" ist, dass man schwer einen Leitfaden für Erfolg ableiten könnte.
Als Vergleich: Das Mikrobiom des menschlichen Darms. Egal wie bewusst, gesund, ballaststoffreich sich jemand ernährt, er kann dennoch massive Probleme haben - und selbst das "animpfen" mit "gutem" Mikrobiom aus einem anderen Organismus hält nur eine Zeit lang vor. Einfach weil andere Parameter gegensteuern - die kaum zu finden ist.
Ansonsten hätte wir schon längst einen funktionierenden Wirkstoff/Methode gegen das Reizdarmsyndrom, Colitis Ulcerosa oder Morbus Crohn etc.
Aber das nur als Beispiel einer ähnlichen Situation - wie unglaublich komplex diese Zusammenspiele eigentlich sind.

LG!
Erich
 

Tigger99

Member
Erich,
Was viele nicht bedenken sind Futter und Ausscheidungen der Fische sind "Dünger", welcher umgesetzt werden möchte. Mit vielen Pflanzen wird dieses in Pflanzenmasse umgesetzt, ansonsten halt von Algen.. Problem bei Pflanzen, sie unterliegen dem minimal Gesetzt Algen halt nicht so stark.
Problem der Unterversorgung oder Strömungsmangel können dann zum Algen Wachstum führen.
Andererseits gibt's die Überversorgung z. B. Eisen, Pflanzen puffern da auch aber auch nicht endlos..
Daher auch wenig Fisch und somit wenig Futter geben, weniger Algen usw. stimmt teilweise im richtigen Kontext.
Man stelle sich ein 60l Becken mit 50zig Guppy ohne Pflanzen vor... Geht mit viel WW auch ohne Algen oder?
 
Zuletzt bearbeitet:

nik

Moderator
Teammitglied
Moin Erich,

z.B. ist das Mikrobiom ursprünglich lebender Menschen von erheblich höherer Diversität. Habe so irgendwie Faktor 20 in Erinnerung im Vergleich zu Menschen der zivilisierten Welt. ^^ Das ist ganz wesentlich von der Ernährung abhängig. Vielfältig, naturbelassen. -Wobei letzteres in der Definition erheblichen Zündstoff birgt.

Allgemein gilt, eine Mikroflora hat eine Neigung zur Diversität. Das ist eine Frage der Zeit und kann aquaristisch schon mal in der Entwicklung auf einem für den Aquarianer unerfreulichen Stand hängenbleiben. Beispielhaft erwähne ich mal Cyanobakterien und Kahmhaut.
Wie bei vielen anderen Biotopen, Ökosystemen hat Leben jedweder Weise eine Neigung zu maximaler Vielfalt der Arten bei geringer Individuenanzahl. Das Resultat ist eine bestmögliche Verwertung gegebener Ressourcen.

Wenn man Algen halbwegs brauchbar beschreiben will, dann sind das Nutznießer mind. mal unrunder Nährstoffverhältnisse. Man könnte sie Pionierpflanzen nennen. Interessanterweise spielen weniger Überschüsse eine Rolle sondern Nährstofflücken. Im Umkehrschluss zur allgemein postulierten Abhängigkeit der Algen von "Nährstoffüberschüssen" müsste man Algen durch Begrenzung der Nährstoffe vermeiden können. Das habe ich versucht und mir Mühe gegeben. Das Ergebnis: Pflanzen tot, Algen nicht. Schlichtes Fazit: Algen sind genügsamer, Pflanzen deutlich anspruchsvoller was das Niveau der Nährstoffversorgung betrifft.

Wenn man also etwas gegen Algen tun will, dann gehört eine ausgewogene Nährstoffversorgung in jedem Fall dazu, zielt aber vor allem auf die Bedürfnisse der Pflanzen ab! Will man etwas gegen die Algen tun, dann muss man sie auskonkurrieren - durch einen entwickelten Biofilm!

Großes Problem: entwickelten Biofilm gibt es nicht aus der Flasche! Es gibt eine menge Mittelchen, helfen bei manchen Erscheinungen, aber auch nicht zuverlässig

Das einzig sinnvolle am Einbringen zusätzlicher Pflanzen ist nicht deren Nährstoffkonkurrenz zu Algen, sondern idealerweise der auf den Öberflächen der Pflanzen importierte Biofilm. Der hat das Potenzial zur Algenkonkurrenz. ^^

Hat erstmal nichts mit Geringfilterung zu tun.

Gruß Nik
 

Erich 67

Member
Hallo Nick!

Zum Mikrobiom bei naturverbundeneren Menschen:
Aktuell geht man eher davon aus, dass es weniger an der Nahrungsvielfalt mangelt (wir beziehen Lebensmittel aus allen Kontinenten), sondern am Grad der Verarbeitung / Garung / Konservierung.
Mit wenigen Ausnahmen (Räucherung, Fermentation ..)
Also selbst wenn wir brav Insekten futtern würden - wir müssten sie ungegart einwerfen ^^

Zum Thema Pflanzenmasse/Biofilm:
Mich wundert/ärgert ein wenig, dass ein mit massig Pflanzen besetztes Becken von heut auf morgen, plötzlich mit Algen zu kämpfen hat.
Die Pflanzen sind übrigens nach wie vor in einem äußerst gesund wirkenden Zustand und wuchern weiter vor sich hin.
Sämtliche (mir messbaren) Nährstoffe, sind schon immer am unteren Ende der Empfehlungen dosiert worden.
NO3: 5mg/l, PO4: 0 (nicht nachweisbar), Fe: 0,1mg/l, CO2 ~20mg/l

Und egal welchen Ratgeber man liest - es geht stets um dieses seltsame Konkurrenz-Thema Algen/Pflanze.

Wahrscheinlich ist wieder mal Geduld, der wahre Wirkstoff ^^

LG!
Erich
 

kurt

Well-Known Member
Hallo zusammen,

In gefühlt 90% aller Internetartikel zum Thema Algen/Aquarien, kommt das Argument mit der Nährstoff-Konkurrenz vor.

@erich,
das wird meistens wegen der Komplexität nur Ansatzweise erläutert.
Mal passende Licht u. Nährstoffversorgung vorausgesetzt.

Gesunde Pflanzen haben Abwehrkräfte.
Wichtig ist deshalb die Vitalität der Wasserpflanzen, dazu braucht man die richtige Nährstoffversorgung.
Die Wasserpflanzen sorgen dann für genügend Sauerstoff was sich auf das Aquarien Milieu (Mikroorganismen/Biofilm) auswirkt.
Beschrieben wird immer klares Wasser, aber ohne Definierung (Schwebstoffe?).
Genauer bezeichnet wird über Wassergüteklasse und Leitorganismen.
Welche Mikroorganismen sich entwickeln hängt stark vom O2-Gehalt des Wassers ab, Oxidationsstufen/Tendenzen sind messbar über Redoxwert.
Wenn sich im Laufe der Zeit die richtige Mikroflora und Fauna gebildet hat kommt es zu biologischen Gleichgewichts Populationsgrößen u. Vielfältigkeit.
Sichtbar wird alles an einer gewissen Brillanz des Wassers, beschreiben kann man das nicht.
 

Erich 67

Member
Hallo Dirk!
Erich was für Algen hast du den?
Und wie alt ist die Beleuchtung...

Es sind vorwiegend Grünalgen. Die Pinselalgen sind auch aufgekommen, aber die konnte ich mit geringster Dosis H2O2 einnebeln und damit zurückdrängen.
Beleuchtung ist LED ~1580 Lumen auf 35 Liter -> rund 45 Lumen/Liter

LG!
Erich
 

Erich 67

Member
Hallo Kurt!

Welche Mikroorganismen sich entwickeln hängt stark vom O2-Gehalt des Wassers ab, Oxidationsstufen/Tendenzen sind messbar über Redoxwert.

Ich hab O2 zwar noch nie gemessen, aber nachdem sich nach rund 4 Stunden ab Lichteinschaltung die reinste "Kristallwelt" entwickelt (O2-Bläschen wohin das Auge sieht), nehme ich an, dass eine ausreichende O2-Versorgung vorhanden ist. Wie schnell sich das in den Dunkelstunden wieder abbaut, hab ich allerdings nie verfolgt.

LG!
Erich
 

moskal

Well-Known Member
Hallo,

ich hatte Anfang bis ende 90er ein 375l Aquarium mit Aequidens rivulatus und Pimelodus pictus. Nur Sand und Wurzeln, keine Pflanzen auch keine Algen. Das Aquarium wurde ab 2000 größer, es sind Uarus dazu gezogen, immer noch keine Algen oder andere Pflanzen. Das bei Futtermengen die hier wahrscheinlich für Erstaunen sorgen würden. Ohne Pflanzen müssten ja laut der 90% Aquarianer zwangsläufig veralgen, tun sie aber nicht. Ich hatte z.B. auch noch nie einen veralgten Heuaufguss, auch wenn der am Fenster steht und das Nitrat da drin durch die Decke schießt.

Wissenschaftlich ist das alles allerdings nicht. Wissenschaftlich wäre meine ich der Stand, daß es für jede Bedingung die passende Alge gibt.

Aber die Lebewesen, die sich vor die Algen stellen müssen keine Pflanzen sein. Ich habe auch noch nie davon gehört, daß eine ausgewachsene Algenplage durch mehr Pflanzen beseitigt wurde. Und dieses "Du musst die Ursachen der Algen bekämpfen, sonst nimmt das alles wieder seinen Gang, bloß keine "Chemie", das hilft nichts, Pflanzen und nur Pflanzen als Konkurenz für Algen hilft" langweilt mich zunehmend. Es ist eher so, daß höhere Pflanzen ohne massig Algen besser Wachsen. Daraus lässt sich aber nicht schließen, daß Pflanzenwachstum Algen verhindert. Zwei Baustellen.

Gruß, helmut
 

kurt

Well-Known Member
Hallo zusammen,

Ich hab O2 zwar noch nie gemessen, aber nachdem sich nach rund 4 Stunden ab Lichteinschaltung die reinste "Kristallwelt" entwickelt (O2-Bläschen wohin das Auge sieht), nehme ich an, dass eine ausreichende O2-Versorgung vorhanden ist. Wie schnell sich das in den Dunkelstunden wieder abbaut, hab ich allerdings nie verfolgt.

@erich,
O2 müsste demnach genügend vorhanden sein, zu hoch geht aber auf Kosten von Nährstoffen.

NO3: 5mg/l, PO4: 0 (nicht nachweisbar), Fe: 0,1mg/l, CO2 ~20mg/l

niedrig ist gut = 0,05mg/l, aber nicht nachweißbar.
Du brauchst Level Konstante, wie willst du das mit nicht nachweisbar machen, deshalb nichts gegen 0 laufen lassen!
PO4 = 0,1 mg/l No3. eher > = 10mg/l, Konstant (gilt für alle Nährstoffe), zur Stabilisierung konstanter Werte dünge ich deshalb täglich…
Nährstoffe sind manchmal schneller weg als man glaubt, Werte ändern sich, ein Gleichgewicht bekommt man nicht von heute auf morgen.
 
Zuletzt bearbeitet:

Erich 67

Member
Hallo!

Du brauchst Level Konstante, wie willst du das mit nicht nachweisbar machen, deshalb nichts gegen 0 laufen lassen!

Der nicht nachweisbare PO4-Anteil ist ärgerlich - den kann ich selbst ein paar Stunden nach der Einbringen des Düngers nicht messen.
Also zu einem Zeitpunkt, an dem die anderen Nährstoffe noch etwas deutlicher vorhanden sind.

Dass der JBL-Test nichts taugt, würde ich mal ausschließen.
Im Tropica "Specialised Nutrition" liegen die Angaben bei:
N 1,3%, P 0,1%, K1,0%

Aber mit dem gezielten düngen einzelner Nährstoffe, öffne ich eine "Büchse der Pandora" die ich eigentlich lieber zugelassen hätte ^^

LG!
Erich
 

kurt

Well-Known Member
Hallo Erich,

Der nicht nachweisbare PO4-Anteil ist ärgerlich - den kann ich selbst ein paar Stunden nach der Einbringen des Düngers nicht messen.

Dürfte nicht sein, das Aquarium muss ein zu messenden Wert haben, PO4 zusätzlich düngen.

Dass der JBL-Test nichts taugt, würde ich mal ausschließen.

JBL-Test, der ist OK.

Aber mit dem gezielten düngen einzelner Nährstoffe, öffne ich eine "Büchse der Pandora" die ich eigentlich lieber zugelassen hätte ^^

das muss jeder selber wissen, Glücksspiele sind ja nicht verboten.
Pflanzen und Algenproblem Threads gibt es im Forum ja genügend, Zufällig oder vorprogrammiert?
 
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