Hi Jan,
schön, dass Du dich der Sache annimmst! Es ist ein leidvolles Thema, auch wenn ich nicht davon betroffen bin. Aber ich kann sehr gut nachvollziehen, dass das ein Kritikpunkt ist und dass man das lösen mag.
Zunächst würde ich dich aber bitten, ein wenig mehr mit Absätzen zu arbeiten
Das macht das Lesen deutlich angenehmer und man findet auch schneller die Passagen, die man eventuell zitieren mag.
Nachfolgend ein wenig Background, um das von mir geschriebene ein wenig einordnen zu können.
[...] also rein theoretisch ist Platin so innert, dass auch eine Beschichtung ewig halten müsste [...]
da bin ich anderer Meinung. Dank (oder wegen) der Aquaristik durfte ich mein Lieblingsfach Chemie weiter vertiefen. Zunächst habe ich mich mal mit den Ausfällungen von Eisen(III)-Phosphat beschäftigt. Dazu die Gleichgewichtsreaktionen des Phosphat-Puffersystems in Abhängigkeit vom pH berechnet und anschließen mit dem Löslichkeitsprodukt von FePO
4 in Verbindung gesetzt. Dabei sind nette Grafiken entstanden, die leider die Massenwirkung außer Acht gelassen haben
Irgendwann ging es mal um das Verhältnis von Eisen(II)/Eisen(III), um die Relevanz von Chelatoren zu hinterfragen und da bin ich dann auf das Eisen(II)/Eisen(III) System gestoßen, welches die Phasen des Eisens im
Pourbaix-Diagramm festhält.
Unterm Strich sind das Gleichgewichtsreaktionen in Abhängigkeit von pH und E
H, die ihr Gleichgewicht auf den Linien zwischen den angrenzenden Stoffen des Diagramms haben. In der Abszisse gilt die Massenwirkung, in der Ordinate die Nernst-Gleichung für das Einstellen des Gleichgewichts.
So ist jedenfalls meine aktuelle Sicht der Dinge. Wenn da irgendwas nicht passt, kannst Du mich auch gerne per PN anschreiben, damit wir den Thread nicht zumüllen. Der hat Potential wertvoll zu werden! Die Ergebnisse aus dem Austausch kann man dann hier wieder einpflegen. Das hält den Thread übersichtlicher.
Langer Bogen aufgespannt: Wie hängt das nun alles mit dem Reaktionsvermögen von Platin zusammen... ?
Suche dir bitte eine beliebige Redoxtabelle aus und schau, ob Platin darauf gelistet ist. Das Redoxpotential von Pt liegt bei
1,188V bei pH=0. Heißt, wenn im Wasser ein Redoxpotential von 1,188V gemessen wird und zugleich 1 mol/l an Protonen herumschwirren, dann liegt Platin zu 50% in Ionenform vor und wird somit aus der Elektrode herausgelöst.
Anmerkung: Das ist keine Aussage darüber, wie schnell die Reaktion abläuft. Das Gleichgewicht stellt sich nur irgendwann ein.
Notiz: Säure-Base-Reaktionen und deren Gleichgewichte sind für mich irgendwie besser greifbar. Der Dualismus zum Redox-Verhalten besteht allerdings. Dient mir vermutlich in naher Zukunft als "Nachschlagewerk".
Hohe Redoxwerte heißen "Elektronenmangel" im Medium. Stoffe werden also eher Elektronen abgeben wollen, um den Elektronenmangel entgegenzuwirken (le Chatelier zieht sich bei qualitativen Beschreibungen einfach durch^^). Je edler die Stoffe, umso höher muss der Elektronenmangel sein, damit diese ihre Elektronen abgeben. Das Problem ob des Redoxverständnisses liegt eben darin, dass die Elektronen nicht "frei" sind, sondern in in den Reaktionspartnern gespeichert sind.
Das heißt, kommt das Redoxpotential um die Elektrode herum irgendwie in Richtung 1,188V, dann besteht für Platin die Möglichkeit, Elektronen abzugeben und zu ionisieren. Wobei "Gegend" sehr weitläufig sein kann. Das müsste man messen oder über die Nernst-Gleichung mal quantifizieren.
Jetzt kann man natürlich sagen "Moment, das ist bei pH=0 der Fall" und genau dafür habe ich
hier ein Paper gefunden, was die Löslichkeit von Platin untersucht hat. Leider sind die Abstände zur initialen Messung sehr weit vom Startpunkt entfernt (ca. 150 Tage), sodass keine Aussage über die Gleichgewichtseinstellungsgeschwindigkeit getroffen werden kann
Wie wirkt sich denn Ozon und die Elektrolyse auf das Redoxpotential um die Elektrode herum aus?
Auszug aus dem verlinkten Paper (Results):
Figure 1B shows a slight variation in platinum concentrations, particularly for platinum wire, which agrees with the change in pH from 6.4 to 8.5 ( Table 2, B) during the experiment.
Mit der Aussage deckt er einen weiten Bereich der Aquarien auch ab. Platin geht also im Aquarium in Lösung. Die Menge hängt natürlich auch vom Redoxpotential ab. Pflanzenaquarien, die gerne an der Sauerstoffsättigung hängen, neigen also eher dazu, dass Platin in Lösung geht (Sauerstoff erhöht das Redoxpotential, sorgt also für Elektronenmangel --> Oxidativer Stress in biotischen Prozessen).
Hinzu kommt noch, dass in Aquarien gerne mal Chelatoren verwendet werden und auch "frei" vagabundieren. Wird ein Metall aus dem Chelat von der Pflanze verwertet, kann das Chelat auch das Platin erwischen. Was bedeutet, dass es aus der Gleichgewichtsreaktion weitestgehend (abhängig von der Komplexbildungskonstante) entfernt wird.
Durch Wasserwechsel oder Volldüngerzugabe kann man, nach meinem aktuellen Verständnis, somit Platin von der Elektrode nach und nach herauslösen.
Für mich steht vorerst, dass Platin zwar edel ist und nicht gerne Elektronen abgibt, aber ganz unmöglich ist es nicht. Das deckt sich zumindest mit den Erfahrungen von Lukas.
Lasst es mal wirken. Wenn was nicht klar sein sollte, bitte bei mir melden. Das lässt sich klären
Vielleicht ergeben sich neue Erkenntnisse daraus.
Schöne Nacht,
Kevin