Was könnte ich in meinem Fall gegen die Kieselalgen tun?

Lixa

Well-Known Member
Glaubst Du wirklich, die fast toten Pflanzen in den ganzen Hilfegesuche sind verhungert trotz der Menge an Düngern die dort zugegeben werden?
Hallo Kerstin,

Tatsächlich sind einige der häufigsten Fälle hier:

Viel viel Dünger, viel Filterung, viel Licht.
Was dann passiert, ist dass die Mikroorganismen im Filter (oft auch Boden) den Dünger fressen, sodass die Pflanzen im Überfluss verhungern.
Die Nährstoffe, die die Bakterien nicht fressen werden dann von Algen verbraucht. Je nach Kalium und Phosphat im Wasser treten eher Pinsel oder grüne Fadenalgen auf.

Meine Fische fressen gerne Pinselalgen und die Beläge auf Steinen können natürlicher wirken als sterile Steine. Mit einer kräftigen Dosis Eisendünger kann ich Pinselalgen zum Wachsen bringen. So wie in der Natur mögen sie Strömung und viel Licht. Man findet sie in flachen Bächen und Flüssen.

Tatsächlich sind die Mikronährstoffe in der Natur spärlich vorhanden, vor allem auch Eisen. Dort lösen sie sich aus den Steinen, kommen aber auch sehr viel mit Laub und Wasser. Tatsächlich kann eine Düngerpause von Eisen helfen, sofern die Makronährstoffe und Mahnesium ausreichen. Man düngt dann einfach nicht bis die Pflanzen wirklich Bedarf haben.

Viele Grüße

Alicia
 

nik

Moderator
Teammitglied
Moin,

Glaubst Du wirklich, die fast toten Pflanzen in den ganzen Hilfegesuche sind verhungert trotz der Menge an Düngern die dort zugegeben werden?
naja, ich lese die 1.Hilfethemen schon häufig so, dass wegen der üblichen Algenängste zögerlich bis hin zu viel zu wenig gedüngt wird.

Ich hatte mich vorab über die Düngung und deren Werte informiert, in dementsprechenden Aquascaping Kanälen wird noch deutlich mehr gedüngt - Andre hatte weiter oben auch empfohlen noch mehr PO4 zu düngen.
Das verunsichert mich echt total.
Kann man ja auch machen. Algen brauchen natürlich auch Nährstoffe und der allgemeine Irrtum besteht darin, dass Pflanzen als Nährstoffkonkurrenz betrachtet werden. Nur, das ist mittelprächtiger Unsinn, denn um Pflanzen ans Gedeihen zu bekommen sind in jedem Fall genug Nährstoffe auch für Algen vorhanden! Sinnvoller wird der Ansatz, wenn man den Biofilm in Konkurrenz zu Algen sieht. Man achtet also gar nicht auf die Algen, sondern darauf dass die Pflanzen vollversorgt sind und konkurriert die Algen über den Biofilm aus. Augenscheinlichstes Beispiel sind Kieselalgen. Tatsächlich ist es so, dass reichlich Kieselsäure Kieselalgen fördert, allerdings ist die Wirkung des Biofilms entscheidend ob die Kieselalgen sich durchsetzen können oder nicht. Deshalb sind Kieselalgen häufig in frisch eingerichteten Becken solange zu sehen bis sich ein - Achtung - geeigneter Biofilm etabliert hat! Das ist nämlich leider kein automatischer Selbstläufer und manchmal richtet sich der mehr oder weniger heterogen belebte Biofim mit den Kieselalgen als Bestandteil des Biofilms ein - und dann können auch Kieselalgen ziemlich hartnäckig werden.

Kieselalgen sind ein sehr geignetes Beispiel, denn die kann man auch über die Vermeidung von Silkat verhindern. Allerdings braucht es dann schon eine Wasseraufbereitung mit völliger Silikateliminierung, d.h. eine Demineralisierung per VEA oder UOA und wenigstens ein Mischbettharz hinterher. Mit so einem Wasser können die auch nicht mehr. Dieses Prinzip kann man allgemein mit allen Nährstoffen und Algen befolgen. Sascha (bocap) hat eine solche Betriebsweise ausführlich beschrieben. Ernährung nur über Soil, weitgehende Vermeidung von organischen Stoffen und ein ausgesprochen nährstoffarmes Wasser. Soil wird zur Nährstoffversorgung genutzt, das Wasser wird über eine extreme biologische Filterung (Seachem Matrix) und eine chemische Filterung (Purigen) algenfeindlich gemacht. Die haben keine Wurzeln, Pflanzen schon. Kann man bei Sascha sehen, funktioniert.

Mich interessierte allerdings immer mehr die andere Möglichkeit, nämlich der Biofilm bzw. die Mikroflora. Der ist variabel und entwickelt sich gemäß den Bedingungen. Das lässt sich durchaus in seiner Entwicklung beeinflussen, leider ist das nicht so offensichtlich, weil Mikroflora eine vielfältige Zusammensetzung verschiedener (Mikro-)Organismen ist und auch da gilt wie in reifen Ökosystemen, wie z.B. dem Regenwald, der beste Biofilm ist einer mit möglichst großer Diversität bei geringer Individuenanzahl/Spezies. Wenn sich einzelne Spezies durchsetzen, Cyanobakterien sind ein typischer Fall, dann ist was faul. Auch CB lassen sich direkt töten - oder auskonkurrieren.

Eine wesentliche Rolle spielt der Biofilm bei der Nährstoffverfügbarkeit und ist der Grund, warum gleiche Nährstoffgaben in einem Becken funktionieren und in einem anderen nicht. Filterung beinflusst des weiteren die Nährstoffe, Bodengrund auch. Letzteres ist übrigens der Grund, warum ich gewaschenen Quarzsand der Übersichtlichkeit halber verwende, denn das minimiert die Einflüsse auf Nährstoffe genauso wie eine nur mehr so geringe wie eben noch notwendige Filterung. In den hier üblichen Pflanzenbecken braucht es die grundsätzlich nicht. Das funktioniert schon mit ungedüngtem Sand so gut. Natürlich kann man den auch düngen oder Soil dazu verwenden, allerdings sehe ich keinen grundsätzlichen Vorteil in vorgedüngtem Soil, aber einen Nachteil: Es verbraucht sich. Sand geht ewig.

Tonige Soils sind ausgesprochen komplex in ihren Eigenschaften. Darüber sind umfangreiche Abhandlungen geschrieben worden. Keine leichte Kost! Und trotzdem werden die vorgedüngten Soils als eierlegende Wollmilchsau mit entsprechender Zielgruppe vermarktet. Sind sie nicht.

Ist schon interessant, wie das mit extremer biologischer Filterung oder auch völlig ohne zusätzliche Substratfilterung - das Becken ist sich mit allen von Mikroorganismen überzogenen Oberflächen häufig selbst genug "Filterung" - funktionieren kann. Die Ansätze sind so unterschiedlich wie die Betriebsweise.

Vielleicht ist es nun verständlicher, wenn Algen sowohl auf Nährstoffe, aber primär auf (die Qualität des) Biofilms reagieren.

An der Bedeutung der Mikroflora geht kein Weg vorbei, deshalb heißt der Thread in meiner Signatur auch "Die Pflege der Mikroflora oder ..." ... wie kriege ich meine Kiste zum Fliegen.

Gruß Nik
 

strauch

Active Member
Hallo Kerstin,

danke für deine Antwort. Für mich fallen die Beobachtungen so gut wie alle in die Kategorie vernachlässigtes Becken. Das führt dann zu den Ausfällungen im Schlamm oder im Filter. Vielleicht ist das in der Tat auch meistens der Start ins "Unglück". Zu den beiden Punkten mit dem Bach und die Hilfegesuche mit den fast toten Pflanzen, sicher das hier eine üppige Nährstoffversorgung _aller_ Nährstoffe vorliegt? Ich denke eher das hier ein extremes Ungleichgewicht herscht, aber ich weiß es nicht. Alicia merkt ja auch richtig an, die Leute haben viel Licht und Nährstoffe in den Becken und damit auch viel Geschwindigkeit das es schief läuft.
Wenn die Leute in den Foren Wasserwerte posten ist meist ein Nährstoffungleichgewicht vorhanden und eben das Becken vernachlässigt. Da sind ja auch manchmal ganze Rückwände voll mit Pinselalgen, die sich ja einfach säubern liesen.
Ich hatte Pinselalgen und meine Pflanzen zeigten massiven Eisen-/Manganmangel, wenn ich Eisen reduziert habe, wie es oft empfohlen wurde, wurde es auch mit den Pinselalgen schlimmer und der Pflanzenwuchs stagnierte. Ich bin mit Eisen rauf auf 0,2mg/l und habe Phosphat stark erhöht inkl. regelmäßiger Filterreinigung und Mulm entfernen.
Auch wenn man mal so die Threads durchstöbert nach Lösungen, die meisten Threads verlaufen im Sande, manch einer startet neu. Es gibt bei den 1000 Pinselalgenthreads maximal eine Hand voll die diese "erfolgreich" beschrieben los wurden.
Und klar, wenn da nur noch tote Stängel in Algen im Aquarium sind, wird das nicht besser wenn ich an den Nährstoffen drehe. Dann ist dein hier oft schon empfohlener Neustart die besser Idee. Trotz alledem muss der Aquarianer ja etwas anders machen, damit er nicht wieder in das gleiche unglück rennt.

Zu den Aquaristikherstellern: Ich würde soetwas erwarten wie es Triton im Meerwasserbereich macht. Lösungen anbieten und erklären. Die haben doch auch kein Interesse daran, den Leuten immer den Neustart zu "empfehlen". Hast du dir mal durchgelesen was Sera und JBL gegen Pinselalgen empfehlen? Und ich würde erwarten, das solche Hersteller in den Bereichen auch forschen und die Ergebnise publizieren und erklären. Wenn genauso Fischmedikemente verkauft würden wie Tipps gegen Algen oje. Hier hat man vermutlich den Vorteil, das die Lebensmittelindustrie ergo Fischzüchter viel Forschung betreiben.
Wenn ich sehe was so für Informationen von JBL, Tetra, Sera, Dennerle über Youtube rausgehauen werden und was Fischhändler wie Aquaddicted für Videos machen. Dann ist das peinlich für die Hersteller. Oft wird extrem ungenügend deklariert, aus vielem mit zweifelhafter Wirkung ein Betriebsgeheimnis gemacht und nachweißlich extrem viel Unsinn rausgehauen. Spezielle Leuchtstoffröhren mit Anti-Algen Spektrum, der ganze flüssiger CO2 quark uvm.
Warum geht nicht ein Hersteller hin und macht Vergleichsbecken und berichtet darüber? Oder zeigt mal wie ein Becken von Pinselalgen befreit wird.

Auch auf Mails mit Nachfragen wird extrem "schlecht" geantwortet. Es wird kaum erklärt, ich bekomme ganz oft Antworten mit der Kategorie, wir machen das so weil es funktioniert doch. Sera empfiehlt z.B. beim Dünger (0,2mg/l) eine andere Eisenkonzentration, als beim Wassertest (0,25-0,5mg/l), als bei der Online Analyse (0,5-1mg/l), das dies verwirrt sehen die so nicht.

Mikroflora oder Biofilm ist für die ein Fremdwort, als Produkt haben die dafür einen Oberflächenabsauger.
 
Hallo,
aus meinen selbst gemachten Erfahrungen kann ich Andre nur zustimmen.
Da man immer zu hören bekommt, dass man Soil nicht mulmen soll, da es sonst zerfällt und den Filter am besten so wenig wie möglich reinigt, habe ich das auch nicht gemacht. Nur den wöchentlichen Wasserwechsel gemacht. Mit der Folge, dass der Filter verschlammt ist und sich im Boden einiges an Mulm angesammelt hat. Sobald ich dann ein wenig Eisen gedüngt habe, sind die Pinselalgen explodiert.
Falschen Schluss getroffen und den bösen Eisendüngung wieder weggelassen. Pinselalgen sind etwas weniger geworden, aber die Pflanzen sind natürlich auch nicht mehr gewachsen und sind verkrüppelt.
Ich habe dann die mir gegebenen Tipps umgesetzt und zusätzlich mulme ich regelmäßig den Boden durch. Durch die beständige Eisendüngung sah das Becken zwar extrem schlimm aus, aber die Pflanzen wuchsen auf einmal wieder. Wenn ich mir die Bilder ansehe, dann wundere ich mich, dass ich das Becken nicht eingestampft habe. Irgendwann kam dann der Punkt, an dem die Pinselalgen langsam aber stetig weniger wurden bis sie dann endlich weg waren.
Sobald ich aber die Pflege etwas vernachlässige, kommen wieder leicht Pinselalgen zum Vorschein, was mich aber nicht groß stört.

Viele Grüße
Christoph
 

echi68

Member
Hallo Andre,
Ich hatte Pinselalgen und meine Pflanzen zeigten massiven Eisen-/Manganmangel, wenn ich Eisen reduziert habe, wie es oft empfohlen wurde, wurde es auch mit den Pinselalgen schlimmer und der Pflanzenwuchs stagnierte. Ich bin mit Eisen rauf auf 0,2mg/l und habe Phosphat stark erhöht inkl. regelmäßiger Filterreinigung und Mulm entfernen.
Hast Du schon mal in Erwägung gezogen, Dein gesammtes Nährstoffniveau abzusenken? Nach meiner Erfahrung entstehen die ganzen Mangelsymptome nicht primär durch Mangel sondern oft durch einen Überschuß auf der anderen Seite.
LG Kerstin
 

strauch

Active Member
Hallo Kerstin,

wo wir wieder bei dem von mir genannten Ungleichgewicht sind :). Aber die Balance muss man auch erstmal finden. Und um deine Frage zu beantworten, ja ich habe mich an vielem versucht und deswegen auch extra eine Osmoseanlage gekauft, da ich im Trinkwasser schon 20mg/l Nitrat habe.
Ich werde direkt bestraft, wenn ich einen Nährstoff in den Mangel laufen lassen (aber auch wenn ich es übertreibe). Bei mir ist aber nirgends eine Bevorratung. Den Filter reinige ich alle 2 Wochen komplett, Mulm sauge ich ab und im Sand ist kein Nährboden und findet auch keine Zirkulation statt. Am schlimmsten ist es bei mir wenn ich Phosphat oder Mikronährstoffe begrenze. Kalium und Nitrat äußert sich dann auch in Problemen (Löcher in der Hygrophila) aber bei weitem nicht so "empfindlich" wie bei Phosphatmangel oder Mikronährstoffmangel.
Aktuell teste ich mich mit massiv gesteigerter Spurenelemente Zugabe mit Nutridrakon + Mn und 3 Wochen sind noch etwas wenig um ein Fazit zu ziehen, aktuell macht es aber einen sehr guten Eindruck. Wenn sich das bewährt, werde ich anschließend die Eisendüngung wieder runterfahren und schauen, ob meine Probleme Eisenprobleme oder Spurenelemente-Probleme waren.
Ich sehe aber auch wie Nik den Biofilm als Konkurrenz zu den Algen und nicht die Nährstoffe, es ist ein Riesenunterschied ob ich eine Kahmhaut auf dem Becken habe oder nicht. Die Kahmhaut bekomme ich am Besten in den Griff wenn ich gründlich mit Filterschwamm und Fibalon filtere, dies aber regelmäßig säubere, das sich hier keine Mikroflora groß entwickeln kann. Und auch hier habe ich viel getestet mit Eheim Fix, grober und feiner Schwamm etc. Ganz ohne Filterung nur ein kleiner Filterschwamm. Es ist auch schon viel Wasser durchs Auquarium gelaufen bei meinen Tests :). Und immernoch gibt es jeden Tag neue Erkentnisse. Danke vieler Mitforisten. Habe aber auch das Gefühl, das ich immer besser das Konzept von Nik verstehe, auch wenn ich es 1:1 nicht umsetzte und mich seit 4 Jahren daran versuche. Aber es erklärt für mich die meisten "Probleme" am nachvollziehbarsten ohne etwas zu "bekämpfen" oder zu "vermeiden".

Und spannend finde ich auch wie sich der Geruch vom Aquarienwasser massiv verändert. Ein gut laufendes Aquarium riecht ganz anders, als eine was Probleme hat. Am krasesten sind ja wirklich Blaualgen. Aber das lässt sich schwer über das Internet übertragen :).
 

Besser0711als0815

New Member
Hallo zusammen,

meine Bart/Pinselalgen sind verschwunden.

Ich habe noch ein paar neue Pflanzen eingesetzt um wieder gesundes Wachstum zu haben.
Zusätzlich habe ich auf eine andere Beleuchtung gewechselt - AquaGrow Uniq FS.

Zugegebenermaßen habe ich nicht alles verstanden was über den Biofilm geschrieben wurde.
Allerdings habe ich gedacht, dass es förderlich wäre die Wasserwechsel wöchentlich zu machen - um nicht ständig Frischwasser einzuleiten.
Vielleicht hat auch das zum Erfolg geführt.

Übrigens, ich hatte wirklich zu viel SiO2 im Becken, als Ursache hattet ihr ja die Kieselsäure beschrieben.
Der SiO2 Wert ist jetzt auch wieder im grünen Bereich.

Die neu eingesetzten Pflanzen wachsen ganz gut, die Alten kämpfen vermutlich immer noch ums überleben.

An der Düngung hatte ich nichts verändert.

EDIT:
Vergessen, was ich noch gemacht habe...
Biologisches Filtermaterial (welches eigentlich in den Filter kommt) in einem Säckchen auf den Bodengrund im Becken gelegt. Keine Ahnung ob das was gebracht hat?!

Beste Grüße,

Manuel
 
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