Hi Henning,
das ist eine interessante Frage... :wink:
Aber man liest immer wieder, dass sog. Selektionszucht betrieben wird. Ich bin zwar kein Profi, aber ich denke mir das so:
Also erst mal ist eine Selektionszucht, d.h. das immerwährende aussortieren von Tieren, mit denen man weiterzüchten will, eine sehr aufwendige und langwährende Sache.
Die Idee dahinter ist relativ einfach.
Aus jedem Wurf werden nur diejenigen Tiere zur Weiterzucht eingesetzt, von denen man denkt, dass sie die vielversprechendsten Merkmale angelegt haben (also Gene - Genotypisch - z.B. durch Eltern und Großeltern, etc.) oder bestimmte gewünschte Merkmale zeigen(also im Erscheinungsbild - Phänotypisch).
Da die Genetik, also die Vererbungslehre bei Garnelen, soweit ich weiss, noch nicht soweit geklärt ist, konzentriert man sich auf das Erscheinungsbild der einzelnen Tiere.
Hierbei ist Glück ein wichtiger Faktor.
Hast du z.B. in einem Wurf Jungtiere, die etwas mehr Weissanteil zeigen als die Eltern, kannst du diese nehmen, um damit weiterzuzüchten. Wichtig ist, dass du sicherstellst, dass diese tiere sich nur mit Tieren verpaaren, von denen du ähnliches siehst oder erwartest. Du selektierst. praktisch würde das heissen, diese Tiere kommen in ein extra Becken, damit sich kein anderes Tier mit weniger guten Merkmalen damit verpaaren kann. Im folgenden Wurf suchst du wieder die Tiere aus, die nochmal etwas mehr weiss zeigen, usw.. Natürlich gibt es keine Garantien, dass in dem Wurf solche Tiere sind. Als Hobbyist geht man oft nach der Methode "Versuch und Irrtum".
Gut wird es, wenn du Tiere so relativ vereinzelt halten kannst, dass du immer weisst welche Eltern deine Tiere haben, bzw. welchen Stammbaum, also welche besonderen Merkmale bei der Selektion im Vordergrund standen.
Bei Garnelen ist das oft relativ schwierig zu bewerkstelligen, weil sie ja Gruppentiere sind. Deswegen gibt es dort oft sog. Stämme, wo sich bestimmte Merkmale relativ gehäuft an die Nachkommen einer ganzen Gruppe weitergeben. Ausgangsbasis sind aber auch hier immer einzelne wenige Tiere.
Nun gibt es in der Regel ja mehr als ein Merkmal, das man erhalten und optimieren will, was die Sache bezüglich der "richtigen" Selektion komplizierter macht. Ausserdem sollte man möglichst darauf achten, dass sich keine zu starke Inzucht bildet, allerdings ist das bei Garnelen relativ zu vernachlässigen.
Futter und Hälterung allgemein spielen grundsätzlich bei der Zucht ausserhalb der gesunden Haltung eine geringere Rolle. Manchmal stellt man sich die Frage, ob bestimmte Umwelteinflüsse vielleicht die Gene anregen schneller zu mutieren???
Wofür Sachen wie Futter, Farbverstärker etc. aber gut sein können ist dem züchter zu zeigen, was quasi in den Tieren steckt. Also welche genetischen Anlagen wirklich vorhanden sind. Gerade wenn es um Farben geht, weisst du ja, dass diese sich bei Garnelen schnell mal je nach Stimmung verstärken, oder verblassen können...
Das wichtigste für die Zucht wird also eine genaue Beobachtungsgabe und Erfahrung sein. Mehrere Becken sind nötig und der Wille Arbeit in Form eines Zuchtbuches zu führen, da man sonst zu schnell den Überblick verliert.
Hoffe für den gröbsten Anfang bekommst du nun eine Vorstellung davon, wie aus einer einfachen Bienengarnele eine Mosura flowerhead mit höchster Farbdichte werden kann... :wink:
LG
Stephan