Wird Salicylsäure im Aquarium abgebaut?

[Kalle]

Hi zusammen,

Salicylsäure wird in der Aquaristik u.a. zur Bekämpfung von Cyanobakterien genutzt. Ich experimentiere in einem Becken ohne Tiere gerade mit einer einmaligen 3fachen Überdosierung von Femanga Algen stopp spezial gegen ein paar Cyanos. Es enthält 25mg Salicylsäure auf 100ml und wird normalerweise im Aquarium 4mal nach dem WW wöchentlich mit 25ml (6,25mg) auf 100L dosiert. Ich habe also rund 19mg/100L ins Becken gegeben.

Ich will möglichst bald wieder Clithons einsetzen und die Mikrobiologie mit ML Special blend aufpeppen.

Ich frage mich nun: Wie stabil ist die Salicylsäure im Aquarium, wie (schnell) wird sie abgebaut? Oder kummuliert sie sich bei wiederholter Anwendung und kann nur über WW b zw. spezielle Filter entfernt werden?

Kennt sich da zufällig jemand aus?

VG Kalle

 

[Setech]

Nabend Kalle,

Salicylsäure dürfte dank Phenolring relativ anfällig für UV Strahlung und reaktive Sauerstoffspezies bzw. allgemein elektrolytische Prozesse sein.
Kurz recherchiert konnten Guinea et al. (2008) in vitro je nach Versuchsaufbau Abbauraten zwischen 5% und 98% pro Stunde erzielen. Selbstverständlich unter experimentellen Idealbedingungen (ausreichend Katalysatoren etc.) für den jeweiligen Prozess.
Aufs Aquarium lässt sich das natürlich schlecht übertragen. Praxisnahe Studien mit belastbaren Daten habe ich auf die Schnelle nicht gefunden. Das ist auch glaube ich kein so naheliegendes Forschungsgebiet...

Mit einem UV-C Klärer solltest du aufgrund der hohen Photosensitivität aber in kurzer Zeit die Konzentration drücken können. Wobei ich auch davon ausgehe, dass im Aquarium die Salicylsäure wegen Bakterien usw. allgemein recht schnell degradieren dürfte.

Im Zweifelsfall einfach mal den Daphnientest machen...

 

[Kalle]

Hi Janis,

vielen Dank für die Mühe und die Infos, sehr interessant. Abbaurauten zwischen 5% und 98% /h - das ist schon eine ordentliche Spannweite. Ich habe mal die geringste Abbaurate von 5% /h angenommen, dann blieben von den 19mg nach 24h knapp 6mg/100L. Das Einsetzen von Tieren sollte also theoretisch nach 24h kein Problem mehr sein.

Nun ich, bzw. mindestens drei Probe-Clithons, haben haben den Preis für meine "Theorie" bezahlt :
Ich habe einen Tag (ca. 24h) nach der Dosierung auf 19mg/100L fünf Clithons eingesetzt. Einen Tag später habe ich drei tote gefunden, eine "grast" (noch) "unauffällig" und eine wird vermisst. Vorheriges Umsetzen zwischen meinen beiden Aquarien lief bisher problemlos. Offenbar wurde in den 24 Stunden lange nicht soviel Salicylsäure abgebaut, dass die Konzentration in die Nähe der empfohlenen Dosierung (6,25mg /100L) kam, was für eine ziemlich langsame Abbaurate spricht.

Mein Fazit: Von einer Überdosierung von Fermanga ASS, Blue Exit etc. mit Besatz würde ich abraten.

VG Kalle

 

[nik]

Hallo Kalle,

Alg Exit basiert auf Salicylsäure (Blue Exit ?), wobei es praktisch deutliche Unterschiede in der Anwendung/im Ergebnis von Alg Exit, Weidenzweigen oder ASS gibt. Mit Alg Exit bleibt mir dauerhaft in Erinnerung, dass bei einer allenfalls leicht erhöhten Dosierung das Aquarium danach schneckenfrei war. Anderer Besatz zeigte keinerlei Beeinträchtigungen.

Gruß, Nik