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Vorwort
Dieser Beitrag dient in erster Linie dazu, meine aktuelle, über die letzten Jahre gereifte Betriebsweise zu erläutern. Er soll dem interessierten Leser ermöglichen, diese Betriebsweise entweder ganz oder in Teilen zu übernehmen oder sich mit Anregungen zu versorgen.
Die hier von mir beschriebene Betriebsweise eines Pflanzenaquariums funktioniert bei mir und bei den Personen mit denen ich im persönlichen Kontakt stehe, ebenfalls sehr gut. Vieles was in den einzelnen Becken abläuft ist vergleichbar und im Ergebnis oft weitestgehend reproduzierbar. Mitglieder im Forum, die bereit sind, diese Betriebsweise identisch umzusetzen und ihre Erfahrungen damit hier zu teilen, können dabei helfen, diese bisher in meinem Umfeld sehr erfolgreich getestete Betriebsweise weiter zu verifizieren und sicherlich auch weiter voranzutreiben.
Ich möchte mit diesem Beitrag auf keinen Fall den Eindruck erwecken, dass dieser der Weisheit letzter Schluss ist. Die hier beschriebene Betriebsweise ist lediglich meine eigene Art und Weise der Pflanzenaquaristik, wie sie sich über die letzten Jahre herausgebildet hat und mit der ich mit sehr hoher Reproduzierbarkeit, kontinuierlich immer wieder sehr gute Ergebnisse erziele.
Ob etwas erfolgreich ist, liegt natürlich auch ein Stück weit im Auge des Betrachters, bzw. an den eigenen Ansprüchen. Bevor ich also auf die einzelnen Aspekte meiner Betriebsweise eingehe, will ich vorher das Ergebnis definieren, an welchem sich meine Betriebsweise messen lassen muss, bzw. was derjenige, der bereit ist das 1:1 umzusetzen, auch erwarten kann.
Kurz und knapp zusammengefasst erwarte ich im Ergebnis immer ein optisch algenfreies Becken mit kristallklarem Wasser, gemächlich wachsenden, ordentlich perlenden, gut ausgefärbten und mangelfreien Pflanzen.
Ich erwarte ganz klar nicht, dass nie Algen in meinen Becken auftauchen – das tun sie mit Sicherheit! Algen sind bei meiner Betriebsweise allerdings nie zu einem Problem geworden, sondern waren immer nur marginale, temporäre Erscheinungen, die sich mit sehr wenig Aufwand und in sehr kurzer Zeit beseitigen ließen.
Produkte, die ich in meinen Ausführungen benenne, verwende ich weil ich sie getestet habe und von ihrer Funktionalität überzeugt bin oder sie gut in das Gesamtkonstrukt meiner Betriebsweise passen. Es gibt sicher ähnliche Produkte die genauso gut funktionieren, mit denen ich im Rahmen meiner Betriebsweise aber entsprechend wenig oder gar keine Erfahrung habe.
Entstanden ist meine Betriebsweise dadurch, dass ich die letzten Jahre wirklich sehr, sehr viel selber getestet und ausprobiert habe. So kann ich guten Gewissens behaupten, dass ich bereits alle gängigen Betriebs- und Düngekonzepte mehrfach selber getestet habe. Dabei habe ich immer hinterfragt, was die Intention der einzelnen Konzepte ist und warum diese funktionieren (sollen). Aus all meinen Versuchen habe ich immer die positiven Aspekte und Ansätze der einzelnen Konzepte mitgenommen und in meinen Augen bestmöglich mit anderen geeigneten Konzepten kombiniert. Darüber hinaus habe ich, wo immer möglich, Input von Leuten aus der Szene gesammelt, die optisch algenfrei Becken mit gesundem Pflanzenwuchs betreiben. Da war viel Try and Error Mentalität und einiges für unnützes Zeugs verbratenes Geld, was diesen Prozess begleitet und zu dem geführt hat, wie ich heute vorgehe.
Auf folgende Punkte im Rahmen meiner Betriebsweise möchte ich näher eingehen:
Ausgangswasser
Vergleichbare Ergebnisse erfordern möglichst dieselben Ausgangsbedingungen. Hier steht an erster Stelle das verwendete Ausgangswasser. Obwohl prinzipiell bereits bei vielen Leuten „gutes“ Ausgangswasser aus der Leitung kommt, mit dem man auch sicherlich sehr gute Ergebnisse erzielen kann, rate ich zu Gunsten der Übersichtlichkeit und vor allem Vergleichbarkeit dazu, ausschließlich vollentsalztes Wasser zu verwenden. Nur durch die Verwendung von vollentsalztem Wasser ist man in der Lage saubere, reproduzierbare Rahmenbedingungen zu schaffen. Ich verwende zur Erstellung meines Wassers ein Mischbettharz. Das Harz tausche ich aus, sobald der Leitwert über 5 ?S/cm ansteigt. Eine Osmoseanlage liefert auch bereits ein gutes, brauchbares Ausgangswasser wobei ich aber auch hier für absolute Reinheit immer noch einen Mischbett-Vollentsalzer dahinter schalten würde.
Filterung, Umwälzung und Oberflächenbewegung
In einem so winzigen Ökosystem spielt die Filterung eine entscheidende Rolle. Ähnlich einer Kläranlage dient der Filter im Aquarium zur Reinigung des Wassers. Ich habe alle möglichen Varianten der Filterung ausprobiert. Von komplett leeren Filtern, über die Geringfilterung, bis hin zu komplett vollgepackten Filtern mit mechanischer, biologischer und chemischer Filterung. Bei Letzterer bin ich schlussendlich hängen geblieben. Neben dem kristallklarsten Wasser lieferte ein vollgepackter Filter auch schlussendlich immer die besten Ergebnisse und die stabilsten Verhältnisse im Becken.
Der Aufbau ist in Durchflussrichtung immer identisch (mechanisch > biologisch > chemisch):
1. Grober und/oder mittlerer Vorfilterschwamm (mechanisch)
2. Feinfiltervlies (mechanische Feinfilterung)
3. Maximale Menge an Seachem Matrix (biologisch)
4. Seachem Purigen (chemisch)
Der Fokus liegt hier ganz klar auf der Menge an biologischer Filtermasse (Seachem Matrix). Davon versuche ich, so viel wie möglich in den Filter zu packen. Ich will im Filter eine stabile Bakterienkultur zur Reinigung des Wassers haben, d.h. zur Mineralisation organischer Stickstoffverbindungen. Je größer das Volumen an biologischer Filtermasse im Filter ist, desto stabiler und effektiver kann dieser Vorgang ablaufen. Das gesamte System ist somit unabhängiger von der Bakterienkultur außerhalb des Filters, welche ja immer wieder Schwankungen durch z.B. Pflanzenrückschnitt, Scheibenreinigung, Bodengrundabsaugen usw. ausgesetzt ist.
Bei der Auswahl der richtigen Pumpenleistung achte ich darauf, dass ich den Bruttoinhalt des Beckens mindestens 4-7x pro Stunde umwälze. Eine ordentliche Umwälzung sorgt unter anderem dafür, dass feine Schmutzpartikel, Detritus usw. besser in Bewegung gehalten werden und so eher den Weg in den Filter finden, anstelle sich irgendwo in strömungsarmen Ecken zu sammeln.
Des Weiteren ist eine ordentliche Wasser-, und vor allem Oberflächenbewegung wichtig, um zum einen Nährstoffe, allem voran CO2, überall gleichmäßig im Becken zu verteilen. Zum anderen ist gerade die Oberflächenbewegung, bzw. vor allem die Sauberkeit der Oberfläche für einen guten Gasaustausch wichtig. Eine nicht saubere Wasseroberfläche (Kahmhaut) behindert den Gasaustausch und reduziert außerdem die Lichtmenge, die ins Becken gelangt. Aus diesem Grund setze ich immer einen Oberflächenskimmer ein, entweder z.B. den Glas Skimmer von Aqua Rebell, oder noch besser den EHEIM Skim350. Der Skim350 hat für mich drei entscheidende Vorteile im Vergleich zur direkt an den Filterkreislauf angeschlossenen Glasware:
Die Leistung lässt sich unabhängig vom Filter einstellen. Man kann ihn bei der Fütterung von treibendem Futter kurzzeitig abschalten, ohne gleich immer den ganzen Filter ausschalten zu müssen und er stellt eine zusätzliche Möglichkeit dar, die Wasserbewegung im Becken günstig zu beeinflussen.
Ich verwende den Skim350 immer mit einem variablen Auslaufrohr (EHEIM Art-Nr. 4004600) Dieses richte ich für eine zusätzliche Oberflächenbewegung immer leicht nach oben hin aus. Die Oberflächenbewegung ist in meinen Augen genau richtig, wenn sich die Wasseroberfläche zwar leicht kräuselt, aber durch den Skimmer keine plätschernden Geräusche erzeugt werden.
Bodengrund, Nährstoffe und Düngung
Es geht prinzipiell darum, die Pflanzen in ein nährstoffreiches Substrat zu stecken und gleichzeitig die Nährstoffe in der Wassersäule - vornehmlich Nitrat, Phosphat, Eisen und andere Spurenelemente, möglichst gering, bzw. nicht nachweisbar zu halten. Ich verwende also eine typisch magere Düngung.
Als Bodengrund setzte ich das Soil von Tropica ein. Bei sehr hohem Bodengrundaufbau nehme ich als Unterbau Lavagranulat. Bodengrundzusätze sind nicht zwingend nötig, schaden bei sachgerechter, sparsamer Anwendung sicher aber auch nicht.
Wenn es um Nährstoffe und Düngung geht, unterscheide ich in zwei Kategorien. Auf der einen Seite das Wechselwasser, welches aufgrund des Vollentsalzers komplett nährstofffrei ist. Ich salze das Wechselwasser dann lediglich in Calcium, Magnesium und Kalium grob im Verhältnis 2:1:0,8 auf folgende Werte auf:
Calcium = 12 - 25 mg/l
Magnesium = 6 - 12,5 mg/l
Kalium = 5 - 10 mg/l
KH = <= 1°
GH = 3 - 6°
Dazu verwende ich drei unterschiedliche Nährsalze:
CaCl2.2H2O (Calciumchlorid-Dihydrat)
MgSO4.7H2O (Magnesiumsulfat-Heptahydrat, aka Bittersalz)
KHCO3 (Kaliumhydrogencarbonat)
Die Nährsalze kann man entweder in entsprechender Menge in trockener Form direkt ins Wechselwasser geben oder besser, man mischt sich drei separate Dünger mit passenden Konzentrationen an. Hier hilft der Nährstoffrechner. Die Nährsalze sind frei verkäuflich. Einfach mal googeln.
Als einfache Alternative für diejenigen die sich die einzelnen Dünger nicht selber herstellen wollen oder können, funktionieren auch die diversen fertigen Aufhärtesalze die primär nur die GH erhöhen ganz hervorragend.
Das Wechselwasser ist somit komplett frei von Nitrat, Phosphat, Eisen und anderen Spurenelementen!
Auf der anderen Seite geht es um die Düngung im Becken mit Makro und Mikronähstoffen. Aufgrund der gegebenen Versorgung der Pflanzen über den Bodengrund halte ich das Nährstofflevel im Wasser möglichst gering.
Wer die ganz einfache All-in-One Lösung bevorzugt, der greift zu den Düngern von Tropica. Hier funktioniert die auf den Flaschen abgedruckte Standarddosierung sehr gut. Wer Makro- und Mikrodüngung lieber voneinander getrennt zugeben möchte, der ist besser bei den Düngern von Aqua Rebell aufgehoben. Im speziellen bieten sich hier der Makro Basic Estimative Index sowie der Micro Basic Eisen an. Wobei ich die Dosierung hier deutlich unter der Herstellerempfehlung halte! Den Marko Basic Estimative Index dünge ich so, dass ich bei maximal ca. 7 mg/l Nitrat pro Woche auskomme. Beim Mikro Basic Eisen dosiere ich maximal 2/3 der Herstellerangabe, also ca. 0,07 mg/l pro Woche. Sowohl die beiden Dünger von Tropica als auch der Makro Basic Estimative Index in Kombination mit dem Mikro Basic Eisen von Aqua Rebell halte ich aufgrund Ihrer Zusammensetzung der Nährstoffverhältnisse für sehr gut aufeinander abgestimmt, da sie sich auch weitestgehend mit meinen unzähligen Verbrauchsmessungen die ich vor einigen Jahren ziemlich exzessiv betrieben habe decken.
Bei der Zugabe des Düngers bevorzuge ich, sofern es sich von der Menge her sinnvoll gestalten lässt, eine tägliche Düngung bzw. mehrere kleine Düngerzugaben über die Woche verteilt gegenüber einer Stoßdüngung nach dem Wasserwechsel. Eine Stoßdüngung funktioniert aber auch sehr gut.
CO2 wird per Druckgasanlage eingeleitet. Mittels Dauertest peile ich einen Wert zwischen 20-40 mg/l an, was zusammen mit der KH < 1° zu einen pH von knapp unter 6 führt.
Wasserwerte messe ich keine mehr. Eine Messung macht in meinen Augen aufgrund der mageren Düngung und dem somit sehr nährstoffarmen Wasser auch keinen Sinn. Nitrat, Phosphat und Eisen sind i.d.R. knapp an der Nachweisbarkeitsgrenze bzw. nicht nachweisbar. Bei meiner Betriebsweise reicht die oben genannte Dosierung der Dünger in den ersten Monaten - solange das Soil noch ausreichend Nährstoffe bereitstellt, vollkommen aus um guten, mangelfreien Pflanzenwuchs zu generieren.
Selbstverständlich wachsen die Pflanzen bei diesen Nährstoffkonzentrationen nicht besonders schnell, was mir jedoch im Rahmen einer entspannten, möglichst wenig Arbeit verursachenden Betriebsweise sehr entgegenkommt.
Mit diesem Düngekonzept kommt man locker über die ersten 3-6 Monate, ohne dass man die Düngung anpassen muss. Mit der Zeit lässt aber natürlich auch die Nährstoffversorgung über den Bodengrund, speziell in Stickstoff nach. Dann kann es nötig sein, dass man die Düngung leicht den Bedürfnissen des Beckens anpasst. Hier gibt es leider kein Patentrezept. In der Regel bedarf es aber lediglich einer leichten Anpassung im Bereich Nitrat, Phosphat und evtl. Eisen. Insgesamt sind mehr als 10 mg/l Nitrat, 0,7 mg/l Phosphat und 0,1 mg/l Eisen pro Woche, zumindest bei dieser Betriebsweise, selbst bei sehr stark mit hauptsächlich Stängelpflanzen bepflanzten Becken und viel Licht, in aller Regeln nicht nötig.
Mit zunehmender Reife des Beckens sinkt dann aber auch gleichzeitig die Anfälligkeit gegenüber Dünge- und/oder Pflegefehlern. So kann ein gut laufendes Becken auch schon mal gut und gerne ein paar Wochen komplett ohne Wasserwechsel, Pflege und Düngung auskommen. Ja, manchmal habe ich sogar das Gefühl, dass eine solche „Diät“ dem Becken sehr gut tut!
Organische Belastung und Pflegemaßnahmen
Unter organischer Belastung verstehe ich in erster Linie Tierausscheidungen/Detritus, auf der Oberfläche treibende Pflanzenreste, verrottende Pflanzen/Tiere und so weiter.
Diese organische Belastung versuche ich so gering wie möglich zu halten, da sie schlichtweg Sauerstoff verbraucht. Sauerstoff ist aber für die Funktion des gesamten Systems von entscheidender Bedeutung. Mein Ziel ist immer im Laufe der Beleuchtungsperiode eine Sauerstoffsättigung des Wassers zu erreichen. Das ist an den vielen Sauerstoffbläschen zu erkennen, die sich dann an den Pflanzenblättern bilden.
Ganz konkret achte ich darauf, dass ich das Becken so sauber wie möglich halte. Absterbende Blätter, tote Tiere, treibendes Pflanzenmaterial usw. werden bei Bedarf täglich entfernt!
Zu den für mich wichtigen Pflegemaßnahmen gehört unter anderem auch der wöchentliche Wasserwechsel. Hier reichen im späteren Verlauf meiner Erfahrung nach 25-30% vollkommen aus. Mehr ist aber definitiv nicht schädlich!
Bei jedem Wasserwechsel reinige ich die Scheiben und die Silikonnähte, auch wenn diese optisch sauber sind. Außerdem sauge ich bei jedem Wasserwechsel den Bodengrund ab. Auf Sandflächen geht das ganz gut in dem man mit dem Schlauch kleine, kreisende Bewegungen knapp über der Sandoberfläche vollführt und so den Schmutz aufwirbelt und gleich absaugt. Wenn man dichte Bodendeckerteppiche hat, drückt man einfach den Schlauch dort rein und saugt so den Mulm raus.
Alle vier Wochen reinige ich den Filter. Dazu zählt das Ausspülen des Vorfilterschwamms und des Seachem Matrix. Das Filtervlies wir durch ein neues ersetzt und auch das Purigen wird durch regeneriertes ersetzt. Den Vorfilterschwamm ersetzte ich alle 3-4 Monate oder nach Bedarf, wenn er nicht mehr schön aussieht. Das Filtergehäuse und die Pumpenteile reinige ich bestmöglich unter fließendem Wasser und mit einer weichen Bürste. Schläuche, sowie Filterein- und Auslauf werden ebenfalls mit einer Schlauchbürste gereinigt.
In diese Pflegemaßnahmen lohnt es sich wirklich Zeit zu investieren. Je sauberer ich das Becken insgesamt halte, desto besser läuft das in der Regel. Außerdem sieht ein sauberes, gepflegtes Becken doch auch viel schöner aus!
Erstbesatz (Anti Algen & Cleaning Crew)
Ich verwende in jedem Becken Posthornschnecken, Garnelen (vornehmlich Amanogarnelen) und Otocinclus als Anti Algen & Cleaning Crew. Die Posthornschnecken und die Garnelen setzt ich bereits am dritten Tag ein. Die Otocinclus ziehen dann in der Regel nach der ersten Woche ein. Durch die anfangs häufigeren Wasserwechsel, sowie durch den Einsatz von Bakterienstartern (Microbe Lift Special Blend & Nite Out II oder Seachem Pristine & Stability) hatte ich hier noch keine Ausfälle, was sicherlich auch mit daran liegen mag, dass das Tropica Soil anfangs deutlich weniger Ammonium freisetzt als z.B. das ADA Amazonia.
Mengenmäßig empfehle ich anfangs bei den Posthornschnecken und den Amanogarnelen je ein Tier pro 5 Nettoliter. Dieser Besatz vertilgt Aufwuchs und macht es somit vor allem Grünalgen von Anfang an schwer, sich durchzusetzen.
Algen
Für die meisten Aquarianer sind Algen sicherlich der Indikator schlechthin, ob ein Becken, eine Betriebsweise, funktioniert oder nicht. Algen werden sich aber mit keiner Betriebsweise voll und ganz vermeiden lassen! Es wird immer einmal wieder Situationen geben, in denen vereinzelt Algen auftauchen. Wichtig ist dann, wie man mit ihnen umgeht, bzw. was man gegen sie unternimmt.
Bei meiner Betriebsweise nehme ich Algen, wenn überhaupt nur noch als marginale, temporäre Erscheinungen war, die sich mit sehr wenig Aufwand in sehr kurzer Zeit beseitigen lassen.
Meine Becken, die ich mit der Betriebsweise einfahre und betreibe, laufen schlussendlich alle optisch algenfrei und erfüllen auch sonst die Ansprüche, die ich eingangs an meine Betriebsweise gestellt habe.
Ich bin der Ansicht, dass man Algen am besten vorbeugt, in dem man sie von Anfang an permanent zurückdrängt und ihnen so überhaupt gar keine Möglichkeiten gibt Fuß zu fassen. Deshalb am besten direkt von Beginn an die Anti Algen & Cleaning Crew ins Becken setzen und alles immer schön sauber halten (siehe Punkt „Organische Belastung und Pflegemaßnahmen“).
Entdeckt man doch einmal irgendwo Algen, diese nicht lange beobachten, sondern sofort entfernen.
Entdeckt man die Algen auf Blättern oder Pflanzen, diese am besten gleich abschneiden oder gänzlich entfernen. Wächst etwas auf den Scheiben, dann Scheiben reinigen. Das geht am besten mit diesen weißen Schmutzradierern. Wächst etwas auf dem Hardscape, dann beim Wasserwechsel abbürsten und gleich absaugen. Wenn es etwas Hartnäckigeres ist, wie z.B. festsitzende Rotalgen, dann über einen Zeitraum von ein paar Tagen mit EasyCarbo einnebeln, oder bei grünen Belägen auf de Hardscape mit Wasserstoffperoxid behandeln.
Ist man hier von Anfang an konsequent, dann werden die Algen gar nicht erst zum Problem, bzw. verschwinden meiner Erfahrung nach schlussendlich, optisch sogar gänzlich!
Was ich speziell in Bezug auf die Sporenvermehrung von Algen empfehlen kann, ist der Einsatz eines Twinstar Sterilisators oder eines UV-C Klärers. Beide Geräte habe ich bereits in Pflanzenaquarien im Dauereinsatz getestet und kann sagen das es wunderbar funktioniert! Probleme mit der Nährstoffverfügbarkeit kann ich bei täglicher Düngung nicht bestätigen!
Einfahrphase
Diese lehnt sich stark am Tropica 90 Tage Programm an. Das ist grundsätzlich sehr gut gemacht und lässt im Hinblick auf typische Probleme in den ersten Wochen recht wenig zu. Die bereits oben genannten Aspekte beachtend, fasse ich die Einfahrphase für mich im Hinblick auf die Themen Beleuchtung, Wasserwechsel und Düngung folgendermaßen zusammen:
Beleuchtung:
Hier hat es sich in Bezug auf das Fernbleiben von Algen als äußerst vorteilhaft gezeigt, die Beleuchtungsstärke für die ersten 6 Wochen deutlich zu reduzieren. Grundsätzlich, wenn sich die Lampe dimmen lässt, würde ich die ersten 6 Wochen auf einer der kleinsten Stufen beginnen. Das darf optisch im ersten Moment ruhig als Dämmerlicht wahrgenommen werden. Ab Woche 7 kann die Beleuchtungsstärke in der Regel voll aufgedreht werden, sofern es keine größeren Probleme gibt.
Bei der Beleuchtungsdauer starte ich mit 6 Stunden, erhöhe ab Woche 4 auf 8 Stunden und ab Woche 7, zeitgleich mit der Erhöhung der Beleuchtungsstärke auf 10 Stunden. Beleuchtet wird immer am Stück, ohne Mittagspause!
Wasserwechsel:
Die erste Woche wechsele ich 2x 50% Wasser, in der zweiten Woche noch 2x 25-30% und ab der dritten Woche dann nur noch 1x 25-30%, sofern es keine Anzeichen von Algen gibt. Alle vier Wochen, wenn ich den Filter reinige und ein paar Pflanzen trimme, wechsele ich in der Regel 50% Wasser.
Düngung:
Die ersten drei Wochen dünge ich gar nicht! Die Pflanzen haben noch ausreichend Reserven, bzw. bedienen sich aus dem, was der Bodengrund abgibt. Ab Woche 4 starte ich mit der Düngung von Eisen und Spurenelementen (Tropica Premium Nutrition oder Mikro Basic Eisen). Hier aber auch erst mal nur mit 50% der oben von mir empfohlenen Wochendosierung (50% = ~0,03 mg/l Fe). Ab Woche 9 kommen dann auch die Makros Nitrat, Phosphat und Kalium dazu (Tropica Specialised Nutrition oder Makro Basic Estimative Index). Auch hier erst einmal nur mit 50% der oben empfohlenen Wochendosierung (50% = ~ 3,5 mg/l NO3).
Sofern es sich von der Menge her sinnvoll gestalten lässt, bevorzuge ich eine tägliche Düngung bzw. mehrere kleine Düngerzugaben über die Woche verteilt gegenüber einer Stoßdüngung nach dem Wasserwechsel. Eine Stoßdüngung funktioniert aber auch sehr gut.
Solange mit der 50% Dosierung keine Mangelerscheinungen auftreten, gibt es erst einmal keinen Grund diese weiter zu erhöhen. Hier muss man aber beobachten und ggf. in den kommenden Wochen Anpassung vornehmen. Wie vorher bereits erwähnt, ist es unter den beschriebenen Bedingungen, auch mit hoher Beleuchtungsstärke und vielen Stängelpflanzen, die ersten Monate nicht nötig, mehr als die oben empfohlene Dosierung zu verwenden.
Sobald man die optimale Düngermenge gefunden hat, geht es im Prinzip nur noch, wie unter dem Punkt „Organische Belastung und Pflegemaßnahmen“ beschrieben darum, dass Becken möglichst sauber zu halten und sofern sich mal Algen zeigen sollten, diese wie unter dem Punkt „Algen“ geschrieben, sofort zu entfernen und zurückzudrängen.
Ab diesem Zeitpunkt sehe ich die Einfahrphase als abgeschlossen an und das Becken sollte stabil laufen, wenig Arbeit machen und viel Freude bereiten!
:grow:
Vielen Dank und lieben Gruß
Sascha
Dieser Beitrag dient in erster Linie dazu, meine aktuelle, über die letzten Jahre gereifte Betriebsweise zu erläutern. Er soll dem interessierten Leser ermöglichen, diese Betriebsweise entweder ganz oder in Teilen zu übernehmen oder sich mit Anregungen zu versorgen.
Die hier von mir beschriebene Betriebsweise eines Pflanzenaquariums funktioniert bei mir und bei den Personen mit denen ich im persönlichen Kontakt stehe, ebenfalls sehr gut. Vieles was in den einzelnen Becken abläuft ist vergleichbar und im Ergebnis oft weitestgehend reproduzierbar. Mitglieder im Forum, die bereit sind, diese Betriebsweise identisch umzusetzen und ihre Erfahrungen damit hier zu teilen, können dabei helfen, diese bisher in meinem Umfeld sehr erfolgreich getestete Betriebsweise weiter zu verifizieren und sicherlich auch weiter voranzutreiben.
Ich möchte mit diesem Beitrag auf keinen Fall den Eindruck erwecken, dass dieser der Weisheit letzter Schluss ist. Die hier beschriebene Betriebsweise ist lediglich meine eigene Art und Weise der Pflanzenaquaristik, wie sie sich über die letzten Jahre herausgebildet hat und mit der ich mit sehr hoher Reproduzierbarkeit, kontinuierlich immer wieder sehr gute Ergebnisse erziele.
Ob etwas erfolgreich ist, liegt natürlich auch ein Stück weit im Auge des Betrachters, bzw. an den eigenen Ansprüchen. Bevor ich also auf die einzelnen Aspekte meiner Betriebsweise eingehe, will ich vorher das Ergebnis definieren, an welchem sich meine Betriebsweise messen lassen muss, bzw. was derjenige, der bereit ist das 1:1 umzusetzen, auch erwarten kann.
Kurz und knapp zusammengefasst erwarte ich im Ergebnis immer ein optisch algenfreies Becken mit kristallklarem Wasser, gemächlich wachsenden, ordentlich perlenden, gut ausgefärbten und mangelfreien Pflanzen.
Ich erwarte ganz klar nicht, dass nie Algen in meinen Becken auftauchen – das tun sie mit Sicherheit! Algen sind bei meiner Betriebsweise allerdings nie zu einem Problem geworden, sondern waren immer nur marginale, temporäre Erscheinungen, die sich mit sehr wenig Aufwand und in sehr kurzer Zeit beseitigen ließen.
Produkte, die ich in meinen Ausführungen benenne, verwende ich weil ich sie getestet habe und von ihrer Funktionalität überzeugt bin oder sie gut in das Gesamtkonstrukt meiner Betriebsweise passen. Es gibt sicher ähnliche Produkte die genauso gut funktionieren, mit denen ich im Rahmen meiner Betriebsweise aber entsprechend wenig oder gar keine Erfahrung habe.
Entstanden ist meine Betriebsweise dadurch, dass ich die letzten Jahre wirklich sehr, sehr viel selber getestet und ausprobiert habe. So kann ich guten Gewissens behaupten, dass ich bereits alle gängigen Betriebs- und Düngekonzepte mehrfach selber getestet habe. Dabei habe ich immer hinterfragt, was die Intention der einzelnen Konzepte ist und warum diese funktionieren (sollen). Aus all meinen Versuchen habe ich immer die positiven Aspekte und Ansätze der einzelnen Konzepte mitgenommen und in meinen Augen bestmöglich mit anderen geeigneten Konzepten kombiniert. Darüber hinaus habe ich, wo immer möglich, Input von Leuten aus der Szene gesammelt, die optisch algenfrei Becken mit gesundem Pflanzenwuchs betreiben. Da war viel Try and Error Mentalität und einiges für unnützes Zeugs verbratenes Geld, was diesen Prozess begleitet und zu dem geführt hat, wie ich heute vorgehe.
Auf folgende Punkte im Rahmen meiner Betriebsweise möchte ich näher eingehen:
- Ausgangswasser
- Filterung, Umwälzung und Oberflächenbewegung
- Bodengrund, Nährstoffe und Düngung
- Organische Belastung und Pflegemaßnahmen
- Erstbesatz (Anti Algen & Cleaning Crew)
- Algen
- Einfahrphase
Ausgangswasser
Vergleichbare Ergebnisse erfordern möglichst dieselben Ausgangsbedingungen. Hier steht an erster Stelle das verwendete Ausgangswasser. Obwohl prinzipiell bereits bei vielen Leuten „gutes“ Ausgangswasser aus der Leitung kommt, mit dem man auch sicherlich sehr gute Ergebnisse erzielen kann, rate ich zu Gunsten der Übersichtlichkeit und vor allem Vergleichbarkeit dazu, ausschließlich vollentsalztes Wasser zu verwenden. Nur durch die Verwendung von vollentsalztem Wasser ist man in der Lage saubere, reproduzierbare Rahmenbedingungen zu schaffen. Ich verwende zur Erstellung meines Wassers ein Mischbettharz. Das Harz tausche ich aus, sobald der Leitwert über 5 ?S/cm ansteigt. Eine Osmoseanlage liefert auch bereits ein gutes, brauchbares Ausgangswasser wobei ich aber auch hier für absolute Reinheit immer noch einen Mischbett-Vollentsalzer dahinter schalten würde.
Filterung, Umwälzung und Oberflächenbewegung
In einem so winzigen Ökosystem spielt die Filterung eine entscheidende Rolle. Ähnlich einer Kläranlage dient der Filter im Aquarium zur Reinigung des Wassers. Ich habe alle möglichen Varianten der Filterung ausprobiert. Von komplett leeren Filtern, über die Geringfilterung, bis hin zu komplett vollgepackten Filtern mit mechanischer, biologischer und chemischer Filterung. Bei Letzterer bin ich schlussendlich hängen geblieben. Neben dem kristallklarsten Wasser lieferte ein vollgepackter Filter auch schlussendlich immer die besten Ergebnisse und die stabilsten Verhältnisse im Becken.
Der Aufbau ist in Durchflussrichtung immer identisch (mechanisch > biologisch > chemisch):
1. Grober und/oder mittlerer Vorfilterschwamm (mechanisch)
2. Feinfiltervlies (mechanische Feinfilterung)
3. Maximale Menge an Seachem Matrix (biologisch)
4. Seachem Purigen (chemisch)
Der Fokus liegt hier ganz klar auf der Menge an biologischer Filtermasse (Seachem Matrix). Davon versuche ich, so viel wie möglich in den Filter zu packen. Ich will im Filter eine stabile Bakterienkultur zur Reinigung des Wassers haben, d.h. zur Mineralisation organischer Stickstoffverbindungen. Je größer das Volumen an biologischer Filtermasse im Filter ist, desto stabiler und effektiver kann dieser Vorgang ablaufen. Das gesamte System ist somit unabhängiger von der Bakterienkultur außerhalb des Filters, welche ja immer wieder Schwankungen durch z.B. Pflanzenrückschnitt, Scheibenreinigung, Bodengrundabsaugen usw. ausgesetzt ist.
Bei der Auswahl der richtigen Pumpenleistung achte ich darauf, dass ich den Bruttoinhalt des Beckens mindestens 4-7x pro Stunde umwälze. Eine ordentliche Umwälzung sorgt unter anderem dafür, dass feine Schmutzpartikel, Detritus usw. besser in Bewegung gehalten werden und so eher den Weg in den Filter finden, anstelle sich irgendwo in strömungsarmen Ecken zu sammeln.
Des Weiteren ist eine ordentliche Wasser-, und vor allem Oberflächenbewegung wichtig, um zum einen Nährstoffe, allem voran CO2, überall gleichmäßig im Becken zu verteilen. Zum anderen ist gerade die Oberflächenbewegung, bzw. vor allem die Sauberkeit der Oberfläche für einen guten Gasaustausch wichtig. Eine nicht saubere Wasseroberfläche (Kahmhaut) behindert den Gasaustausch und reduziert außerdem die Lichtmenge, die ins Becken gelangt. Aus diesem Grund setze ich immer einen Oberflächenskimmer ein, entweder z.B. den Glas Skimmer von Aqua Rebell, oder noch besser den EHEIM Skim350. Der Skim350 hat für mich drei entscheidende Vorteile im Vergleich zur direkt an den Filterkreislauf angeschlossenen Glasware:
Die Leistung lässt sich unabhängig vom Filter einstellen. Man kann ihn bei der Fütterung von treibendem Futter kurzzeitig abschalten, ohne gleich immer den ganzen Filter ausschalten zu müssen und er stellt eine zusätzliche Möglichkeit dar, die Wasserbewegung im Becken günstig zu beeinflussen.
Ich verwende den Skim350 immer mit einem variablen Auslaufrohr (EHEIM Art-Nr. 4004600) Dieses richte ich für eine zusätzliche Oberflächenbewegung immer leicht nach oben hin aus. Die Oberflächenbewegung ist in meinen Augen genau richtig, wenn sich die Wasseroberfläche zwar leicht kräuselt, aber durch den Skimmer keine plätschernden Geräusche erzeugt werden.
Bodengrund, Nährstoffe und Düngung
Es geht prinzipiell darum, die Pflanzen in ein nährstoffreiches Substrat zu stecken und gleichzeitig die Nährstoffe in der Wassersäule - vornehmlich Nitrat, Phosphat, Eisen und andere Spurenelemente, möglichst gering, bzw. nicht nachweisbar zu halten. Ich verwende also eine typisch magere Düngung.
Als Bodengrund setzte ich das Soil von Tropica ein. Bei sehr hohem Bodengrundaufbau nehme ich als Unterbau Lavagranulat. Bodengrundzusätze sind nicht zwingend nötig, schaden bei sachgerechter, sparsamer Anwendung sicher aber auch nicht.
Wenn es um Nährstoffe und Düngung geht, unterscheide ich in zwei Kategorien. Auf der einen Seite das Wechselwasser, welches aufgrund des Vollentsalzers komplett nährstofffrei ist. Ich salze das Wechselwasser dann lediglich in Calcium, Magnesium und Kalium grob im Verhältnis 2:1:0,8 auf folgende Werte auf:
Calcium = 12 - 25 mg/l
Magnesium = 6 - 12,5 mg/l
Kalium = 5 - 10 mg/l
KH = <= 1°
GH = 3 - 6°
Dazu verwende ich drei unterschiedliche Nährsalze:
CaCl2.2H2O (Calciumchlorid-Dihydrat)
MgSO4.7H2O (Magnesiumsulfat-Heptahydrat, aka Bittersalz)
KHCO3 (Kaliumhydrogencarbonat)
Die Nährsalze kann man entweder in entsprechender Menge in trockener Form direkt ins Wechselwasser geben oder besser, man mischt sich drei separate Dünger mit passenden Konzentrationen an. Hier hilft der Nährstoffrechner. Die Nährsalze sind frei verkäuflich. Einfach mal googeln.
Als einfache Alternative für diejenigen die sich die einzelnen Dünger nicht selber herstellen wollen oder können, funktionieren auch die diversen fertigen Aufhärtesalze die primär nur die GH erhöhen ganz hervorragend.
Das Wechselwasser ist somit komplett frei von Nitrat, Phosphat, Eisen und anderen Spurenelementen!
Auf der anderen Seite geht es um die Düngung im Becken mit Makro und Mikronähstoffen. Aufgrund der gegebenen Versorgung der Pflanzen über den Bodengrund halte ich das Nährstofflevel im Wasser möglichst gering.
Wer die ganz einfache All-in-One Lösung bevorzugt, der greift zu den Düngern von Tropica. Hier funktioniert die auf den Flaschen abgedruckte Standarddosierung sehr gut. Wer Makro- und Mikrodüngung lieber voneinander getrennt zugeben möchte, der ist besser bei den Düngern von Aqua Rebell aufgehoben. Im speziellen bieten sich hier der Makro Basic Estimative Index sowie der Micro Basic Eisen an. Wobei ich die Dosierung hier deutlich unter der Herstellerempfehlung halte! Den Marko Basic Estimative Index dünge ich so, dass ich bei maximal ca. 7 mg/l Nitrat pro Woche auskomme. Beim Mikro Basic Eisen dosiere ich maximal 2/3 der Herstellerangabe, also ca. 0,07 mg/l pro Woche. Sowohl die beiden Dünger von Tropica als auch der Makro Basic Estimative Index in Kombination mit dem Mikro Basic Eisen von Aqua Rebell halte ich aufgrund Ihrer Zusammensetzung der Nährstoffverhältnisse für sehr gut aufeinander abgestimmt, da sie sich auch weitestgehend mit meinen unzähligen Verbrauchsmessungen die ich vor einigen Jahren ziemlich exzessiv betrieben habe decken.
Bei der Zugabe des Düngers bevorzuge ich, sofern es sich von der Menge her sinnvoll gestalten lässt, eine tägliche Düngung bzw. mehrere kleine Düngerzugaben über die Woche verteilt gegenüber einer Stoßdüngung nach dem Wasserwechsel. Eine Stoßdüngung funktioniert aber auch sehr gut.
CO2 wird per Druckgasanlage eingeleitet. Mittels Dauertest peile ich einen Wert zwischen 20-40 mg/l an, was zusammen mit der KH < 1° zu einen pH von knapp unter 6 führt.
Wasserwerte messe ich keine mehr. Eine Messung macht in meinen Augen aufgrund der mageren Düngung und dem somit sehr nährstoffarmen Wasser auch keinen Sinn. Nitrat, Phosphat und Eisen sind i.d.R. knapp an der Nachweisbarkeitsgrenze bzw. nicht nachweisbar. Bei meiner Betriebsweise reicht die oben genannte Dosierung der Dünger in den ersten Monaten - solange das Soil noch ausreichend Nährstoffe bereitstellt, vollkommen aus um guten, mangelfreien Pflanzenwuchs zu generieren.
Selbstverständlich wachsen die Pflanzen bei diesen Nährstoffkonzentrationen nicht besonders schnell, was mir jedoch im Rahmen einer entspannten, möglichst wenig Arbeit verursachenden Betriebsweise sehr entgegenkommt.
Mit diesem Düngekonzept kommt man locker über die ersten 3-6 Monate, ohne dass man die Düngung anpassen muss. Mit der Zeit lässt aber natürlich auch die Nährstoffversorgung über den Bodengrund, speziell in Stickstoff nach. Dann kann es nötig sein, dass man die Düngung leicht den Bedürfnissen des Beckens anpasst. Hier gibt es leider kein Patentrezept. In der Regel bedarf es aber lediglich einer leichten Anpassung im Bereich Nitrat, Phosphat und evtl. Eisen. Insgesamt sind mehr als 10 mg/l Nitrat, 0,7 mg/l Phosphat und 0,1 mg/l Eisen pro Woche, zumindest bei dieser Betriebsweise, selbst bei sehr stark mit hauptsächlich Stängelpflanzen bepflanzten Becken und viel Licht, in aller Regeln nicht nötig.
Mit zunehmender Reife des Beckens sinkt dann aber auch gleichzeitig die Anfälligkeit gegenüber Dünge- und/oder Pflegefehlern. So kann ein gut laufendes Becken auch schon mal gut und gerne ein paar Wochen komplett ohne Wasserwechsel, Pflege und Düngung auskommen. Ja, manchmal habe ich sogar das Gefühl, dass eine solche „Diät“ dem Becken sehr gut tut!
Organische Belastung und Pflegemaßnahmen
Unter organischer Belastung verstehe ich in erster Linie Tierausscheidungen/Detritus, auf der Oberfläche treibende Pflanzenreste, verrottende Pflanzen/Tiere und so weiter.
Diese organische Belastung versuche ich so gering wie möglich zu halten, da sie schlichtweg Sauerstoff verbraucht. Sauerstoff ist aber für die Funktion des gesamten Systems von entscheidender Bedeutung. Mein Ziel ist immer im Laufe der Beleuchtungsperiode eine Sauerstoffsättigung des Wassers zu erreichen. Das ist an den vielen Sauerstoffbläschen zu erkennen, die sich dann an den Pflanzenblättern bilden.
Ganz konkret achte ich darauf, dass ich das Becken so sauber wie möglich halte. Absterbende Blätter, tote Tiere, treibendes Pflanzenmaterial usw. werden bei Bedarf täglich entfernt!
Zu den für mich wichtigen Pflegemaßnahmen gehört unter anderem auch der wöchentliche Wasserwechsel. Hier reichen im späteren Verlauf meiner Erfahrung nach 25-30% vollkommen aus. Mehr ist aber definitiv nicht schädlich!
Bei jedem Wasserwechsel reinige ich die Scheiben und die Silikonnähte, auch wenn diese optisch sauber sind. Außerdem sauge ich bei jedem Wasserwechsel den Bodengrund ab. Auf Sandflächen geht das ganz gut in dem man mit dem Schlauch kleine, kreisende Bewegungen knapp über der Sandoberfläche vollführt und so den Schmutz aufwirbelt und gleich absaugt. Wenn man dichte Bodendeckerteppiche hat, drückt man einfach den Schlauch dort rein und saugt so den Mulm raus.
Alle vier Wochen reinige ich den Filter. Dazu zählt das Ausspülen des Vorfilterschwamms und des Seachem Matrix. Das Filtervlies wir durch ein neues ersetzt und auch das Purigen wird durch regeneriertes ersetzt. Den Vorfilterschwamm ersetzte ich alle 3-4 Monate oder nach Bedarf, wenn er nicht mehr schön aussieht. Das Filtergehäuse und die Pumpenteile reinige ich bestmöglich unter fließendem Wasser und mit einer weichen Bürste. Schläuche, sowie Filterein- und Auslauf werden ebenfalls mit einer Schlauchbürste gereinigt.
In diese Pflegemaßnahmen lohnt es sich wirklich Zeit zu investieren. Je sauberer ich das Becken insgesamt halte, desto besser läuft das in der Regel. Außerdem sieht ein sauberes, gepflegtes Becken doch auch viel schöner aus!
Erstbesatz (Anti Algen & Cleaning Crew)
Ich verwende in jedem Becken Posthornschnecken, Garnelen (vornehmlich Amanogarnelen) und Otocinclus als Anti Algen & Cleaning Crew. Die Posthornschnecken und die Garnelen setzt ich bereits am dritten Tag ein. Die Otocinclus ziehen dann in der Regel nach der ersten Woche ein. Durch die anfangs häufigeren Wasserwechsel, sowie durch den Einsatz von Bakterienstartern (Microbe Lift Special Blend & Nite Out II oder Seachem Pristine & Stability) hatte ich hier noch keine Ausfälle, was sicherlich auch mit daran liegen mag, dass das Tropica Soil anfangs deutlich weniger Ammonium freisetzt als z.B. das ADA Amazonia.
Mengenmäßig empfehle ich anfangs bei den Posthornschnecken und den Amanogarnelen je ein Tier pro 5 Nettoliter. Dieser Besatz vertilgt Aufwuchs und macht es somit vor allem Grünalgen von Anfang an schwer, sich durchzusetzen.
Algen
Für die meisten Aquarianer sind Algen sicherlich der Indikator schlechthin, ob ein Becken, eine Betriebsweise, funktioniert oder nicht. Algen werden sich aber mit keiner Betriebsweise voll und ganz vermeiden lassen! Es wird immer einmal wieder Situationen geben, in denen vereinzelt Algen auftauchen. Wichtig ist dann, wie man mit ihnen umgeht, bzw. was man gegen sie unternimmt.
Bei meiner Betriebsweise nehme ich Algen, wenn überhaupt nur noch als marginale, temporäre Erscheinungen war, die sich mit sehr wenig Aufwand in sehr kurzer Zeit beseitigen lassen.
Meine Becken, die ich mit der Betriebsweise einfahre und betreibe, laufen schlussendlich alle optisch algenfrei und erfüllen auch sonst die Ansprüche, die ich eingangs an meine Betriebsweise gestellt habe.
Ich bin der Ansicht, dass man Algen am besten vorbeugt, in dem man sie von Anfang an permanent zurückdrängt und ihnen so überhaupt gar keine Möglichkeiten gibt Fuß zu fassen. Deshalb am besten direkt von Beginn an die Anti Algen & Cleaning Crew ins Becken setzen und alles immer schön sauber halten (siehe Punkt „Organische Belastung und Pflegemaßnahmen“).
Entdeckt man doch einmal irgendwo Algen, diese nicht lange beobachten, sondern sofort entfernen.
Entdeckt man die Algen auf Blättern oder Pflanzen, diese am besten gleich abschneiden oder gänzlich entfernen. Wächst etwas auf den Scheiben, dann Scheiben reinigen. Das geht am besten mit diesen weißen Schmutzradierern. Wächst etwas auf dem Hardscape, dann beim Wasserwechsel abbürsten und gleich absaugen. Wenn es etwas Hartnäckigeres ist, wie z.B. festsitzende Rotalgen, dann über einen Zeitraum von ein paar Tagen mit EasyCarbo einnebeln, oder bei grünen Belägen auf de Hardscape mit Wasserstoffperoxid behandeln.
Ist man hier von Anfang an konsequent, dann werden die Algen gar nicht erst zum Problem, bzw. verschwinden meiner Erfahrung nach schlussendlich, optisch sogar gänzlich!
Was ich speziell in Bezug auf die Sporenvermehrung von Algen empfehlen kann, ist der Einsatz eines Twinstar Sterilisators oder eines UV-C Klärers. Beide Geräte habe ich bereits in Pflanzenaquarien im Dauereinsatz getestet und kann sagen das es wunderbar funktioniert! Probleme mit der Nährstoffverfügbarkeit kann ich bei täglicher Düngung nicht bestätigen!
Einfahrphase
Diese lehnt sich stark am Tropica 90 Tage Programm an. Das ist grundsätzlich sehr gut gemacht und lässt im Hinblick auf typische Probleme in den ersten Wochen recht wenig zu. Die bereits oben genannten Aspekte beachtend, fasse ich die Einfahrphase für mich im Hinblick auf die Themen Beleuchtung, Wasserwechsel und Düngung folgendermaßen zusammen:
Beleuchtung:
Hier hat es sich in Bezug auf das Fernbleiben von Algen als äußerst vorteilhaft gezeigt, die Beleuchtungsstärke für die ersten 6 Wochen deutlich zu reduzieren. Grundsätzlich, wenn sich die Lampe dimmen lässt, würde ich die ersten 6 Wochen auf einer der kleinsten Stufen beginnen. Das darf optisch im ersten Moment ruhig als Dämmerlicht wahrgenommen werden. Ab Woche 7 kann die Beleuchtungsstärke in der Regel voll aufgedreht werden, sofern es keine größeren Probleme gibt.
Bei der Beleuchtungsdauer starte ich mit 6 Stunden, erhöhe ab Woche 4 auf 8 Stunden und ab Woche 7, zeitgleich mit der Erhöhung der Beleuchtungsstärke auf 10 Stunden. Beleuchtet wird immer am Stück, ohne Mittagspause!
Wasserwechsel:
Die erste Woche wechsele ich 2x 50% Wasser, in der zweiten Woche noch 2x 25-30% und ab der dritten Woche dann nur noch 1x 25-30%, sofern es keine Anzeichen von Algen gibt. Alle vier Wochen, wenn ich den Filter reinige und ein paar Pflanzen trimme, wechsele ich in der Regel 50% Wasser.
Düngung:
Die ersten drei Wochen dünge ich gar nicht! Die Pflanzen haben noch ausreichend Reserven, bzw. bedienen sich aus dem, was der Bodengrund abgibt. Ab Woche 4 starte ich mit der Düngung von Eisen und Spurenelementen (Tropica Premium Nutrition oder Mikro Basic Eisen). Hier aber auch erst mal nur mit 50% der oben von mir empfohlenen Wochendosierung (50% = ~0,03 mg/l Fe). Ab Woche 9 kommen dann auch die Makros Nitrat, Phosphat und Kalium dazu (Tropica Specialised Nutrition oder Makro Basic Estimative Index). Auch hier erst einmal nur mit 50% der oben empfohlenen Wochendosierung (50% = ~ 3,5 mg/l NO3).
Sofern es sich von der Menge her sinnvoll gestalten lässt, bevorzuge ich eine tägliche Düngung bzw. mehrere kleine Düngerzugaben über die Woche verteilt gegenüber einer Stoßdüngung nach dem Wasserwechsel. Eine Stoßdüngung funktioniert aber auch sehr gut.
Solange mit der 50% Dosierung keine Mangelerscheinungen auftreten, gibt es erst einmal keinen Grund diese weiter zu erhöhen. Hier muss man aber beobachten und ggf. in den kommenden Wochen Anpassung vornehmen. Wie vorher bereits erwähnt, ist es unter den beschriebenen Bedingungen, auch mit hoher Beleuchtungsstärke und vielen Stängelpflanzen, die ersten Monate nicht nötig, mehr als die oben empfohlene Dosierung zu verwenden.
Sobald man die optimale Düngermenge gefunden hat, geht es im Prinzip nur noch, wie unter dem Punkt „Organische Belastung und Pflegemaßnahmen“ beschrieben darum, dass Becken möglichst sauber zu halten und sofern sich mal Algen zeigen sollten, diese wie unter dem Punkt „Algen“ geschrieben, sofort zu entfernen und zurückzudrängen.
Ab diesem Zeitpunkt sehe ich die Einfahrphase als abgeschlossen an und das Becken sollte stabil laufen, wenig Arbeit machen und viel Freude bereiten!
:grow:
Vielen Dank und lieben Gruß
Sascha