Hi Markus,
Abgestandenes Wasser befindet sich im Kalk-Kohlensäure-Gleichgewicht.
Meinst Du, dass abgestandenes Reinstwasser mit einem pH um die 6 kein Kalk mehr löst? Ich sage, es wird Kalk lösen, bis das Kalk-Kohlensäure-Gleichgewicht eingestellt ist. Das ist dann der Fall, wenn das durch die Luft eingebrachte CO
2 (~0,5mg/l, habe ich
hier mal hergeleitet -> unten, letzter Satz) und die damit entstandene Kohlensäure genug Kalk gelöst hat, um das Löslichkeitsprodukt von Kalk zu erreichen. Dann wurde aber aus "freier Kohlensäure" auf einmal (halb)gebundene und der pH ist gestiegen. Es gibt auch einmal einen signifikanten Puffer etc. Lässt sich berechnen, ist aber sau aufwändig.
Damit ist die Grenze zwischen gebundener und freier Kohlensäure nicht so scharf, wie man meint. Ich mag die Begriffe sowieso nicht, da sie mehr verwirren, als das sie nützen. Ähnlich wie KH (definiert über c(HCO
3-) und SBV. Ich beziehe mich lieber auf die Massenwirkung und die Gleichgewichte. Aus denen resultieren dann auch die ganzen Begriffe wie "kalkaggressiv" und "kalkabscheidend".
Das Puffergleichgewicht und die Kalklöslichkeit kann man getrennt von einander betrachten. Das eine ist das Verhältnis zwischen den Teilchen CO
2, HCO
3- & CO
32- ; das andere die Massenwirkung.
Härteres Wasser benötigt aber nicht mehr CO2, um dieselbe Menge freier überschüssiger Kohlensäure zu bilden.
Da bin ich ehrlich: Ich habe Probleme, das zu zeigen
Über den pH stellt sich das Verhältnis von CO
2/HCO
3- ein. Heißt, dass unterschiedliche CO
2 Werte sich für den selben pH zweier unterschiedlich starker Puffersysteme ergeben. Das kann man aus jeder Tabelle ablesen. Jetzt muss man sich fragen, wie viel CO
2 zugeführt werden muss, um den pH zu verändern, sodass CO
2 20mg/l ergeben kann. Je stärker der Puffer, umso weniger pH-Änderung braucht es. Aber gleichzeitig muss auch mehr Puffer "umgestimmt" werden.
Aber: man kann freie Kohlensäure ohne Weiteres in (halb)gebundene überführen. Dazu kannst du eine beliebige Base einsetzen. Der CO
2-Dauertest wird von gelb nach blau umschlagen, ohne, dass du CO
2 aktiv austreibst.
Weitestgehend Karbonathärte-neutral (Puffer-neutral, der Puffer bleibt erhalten) kann der pH durch eine CO2-Zugabe gesenkt werden. Die zusätzlichen H+-Ionen aus der 0,7% dissoziierenen Kohlensäure senken ihn.
Da gehe ich noch einen Schritt weiter und behaupte, dass der Vorgang vollständig pufferneutral ist. Zu jedem entstehenden Proton entsteht ein Hydrogencarbonat (hier steigt die LFK).
Der Trick bei der Sache ist, dass nur ein geringer Teil vom CO
2 zur Kohlensäure reagiert, dieser kleine Teil aber dann entweder als Säure wirkt (H
+ + HCO
3-) oder zu CO
2 und Wasser zerfällt. Das hängt vom gegebenen pH der Lösung ab. Entsteht die saure Reaktion, würden weniger als 0,7% Kohlensäure vorliegen. Dennoch wirst du stets 0,7% Kohlensäure im Wasser messen können, da dies selbst eine Gleichgewichtsreaktion ist. Damit wird die Säure nachgebildet und die 0,7% passieren nicht "einmalig".
Praktikabler wird das, wenn man die Bildung der Kohlensäure (da sehr instabil) überspringt. Dann kommt man auf ein Gleichgewicht zwischen dem kompletten CO
2 in der Wassersäule und den entsprechenden Teilchen, die den Puffer bilden.
Was mich im Übrigen hat anfangen lassen, die 0,7% anzuzweifeln, war die Beobachtung, dass die Zugabe von CO
2 die LFK doch
recht stark ansteigen lässt.
Ich überlege gerade, wie man das am besten zeigen kann... Das Experiment mit der Überführung der freien in (halb)gebundene Kohlensäure ist ganz nett, das zeigt, dass das komplette CO
2 Teil des Gleichgewichts sind.
Schöne Grüße
Kevin