Hallo Ebs,
Ebs":s8ja9co8 schrieb:
ich kann das zum Kies von Roger und Nick Gesagte aus eigener Erfahrung nicht bestätigen.
(Sand hatte ich als Kind und da immer Faulstellen. Danach probierte ich es mit Kies.)
Nik heiße ich, wie man meinem Nick unschwer entnehmen kann. Mit den Verallgemeinerungen ist das so eine Sache, deshalb sage ich immer wieder, sowohl Kies als auch intensive Filterung können funktionieren! Unter der IMHO entscheidenden Voraussetzung einer im Sinne des Aquarianers funktionierenden Mikroflora funktioniert das sogar immer. Die ist meist der Grund für ein Nichtfunktionieren. Erst danach kommen unpassende Düngung oder Nährstoffprobleme, die aus puffernden Eigenschaften des "Inhalts", d.h. des Schlamms des Bodensubstrats resultieren können.
Aber auch dann gibt es Unterschiede zwischen verschiedenen Sanden, verschiedenen Kiesen oder Soils.
Manche Dinge sind bei einem Substrat günstiger, andere ungünstiger was mich in der Summe seit langer Zeit viele Aquarien mit Sand und Geringfilterung betreiben lässt.
Mein Becken steht noch mit dem ersten Kies (Korngröße ca. 0,1- 10 mm) Bodenhöhe ca. 1-5 cm seit 1995.
(Davor war der gleiche Kies schon in meinem damaligen Malawibecken, wurde nur ausgewaschen und ergänzt.)
Jetzt verfolge ich dein Becken schon so lange du hier bist, die 0,1 hielt ich erst für einen Tippfehler, aber du weißt, dass das feiner Sand ist. Bei einer sowieso schon geringen Schichthöhe wirst du sowieso kein Problem mit anaeroben Mineralisationsprozessen bekommen und abhängig von den Anteilen feinen Sandes wird bei dir eine Entmischung stattgefunden haben, die feinen Anteile wandern nach unten. die gröberen nach oben. Du hättest ein Substrat, unten mit den Eigenschaften von Sand, oben mit denen von Kies. Die Gefahr der Fäulnisbildung, der Bildung von H2S, die das Ende des Substrats bedeutete, besteht nur wenig!
Ebs, noch mal zu den Verallgemeinerungen, dein Bodensubstrat mit kiesigen und sandigen Anteilen in der geringen Schichthöhe ist alles andere als typisch! Die typischen Kiese, von denen ich rede, sind was anderes - und bei den von dir als Kind verwandten Sanden wäre auch zu klären ob das feuergebrannte, gewaschene Quarzsande einer geeigneten Körnung oder -was naheliegend scheint - irgendwo besorgte Sande mit lehmigen, organischen Anteilen waren. Die faulen häufig - wovon ich mich mich vor nicht allzu langer Zeit bei der Verwendung eines solchen Sandes im Teich wieder überzeugen konnte.
Noch mal zu den von dir verallgemeinernden Äußerungen, Sand ist nicht gleich Sand und Kies ist nicht gleich Kies! Du verwendest eine Mischung aus Kies und Sand in ungewöhnlich niedriger Schichthöhe! Das ärgert mich, wenn du dann - grob und unzulässig verallgemeinernd - schreibst, ich verwende Kies und kann die Erfahrungen anderer zum Kies als auch Sand nicht bestätigen. Das ist ohne die notwendige Erläuterung irreführend!
@ Sven
Das führ mich dann zur nächsten These: Bakterien/Mikroflora brauchen Sauerstoff zum leben, richtig?
Ja, da gibt es mehre Möglichkeiten. Entweder wird der im Wasser vorhandene, gelöste Sauerstoff verwendet oder bei Saurstoffmangel der Sauerstoff aus anderen Verbindungen, z.B. NO3, gerissen.
In jedem Fall ist Mikroflora mengenmäßig abhängig von den zur Verfügung stehenden organischen Stoffen!
In einem gröberen Substrat können organische Stoffe einsickern und unter anaeroben Bedingungen mineralisiert werden. Beim NO3 ist das noch nicht gravierend, bei der Umsetzung von Schwefelverbindungen resultiert dann aber Schwefelasserstoff, H2S, und dann wird es für den Besatz und die Pflanzen toxisch. Im Kies möglich, in einem geeigneten Sand habe ich es noch nicht erlebt, halte ich für vernachlässigbar. Ein wichtiger Grund, warum ich Sand verwende.
Wenn die Parameter sonst sehr ähnlich sind, ebenso die Lichtmenge, könnte es mir sagen dass ein "zuviel" an Mikroflora vorhanden ist (im Kies), die einges an Sauerstoff verbraucht und die Pflanzen deswegen nur sehr verhalten Perlen.
Da die Mikroflora direkt abhängig von der organischen Masse ist, ist folgerichtig die anfallende organische Masse die Stellschraube für die Menge der Mikroflora und ihren Sauerstoffverbrauch.
Dabei stellt sich mir die Frage, kann zuviel Mikroflora auch schlecht sein? Oder hab ich nur die falsche? Oder woher kommt die Filterleistung im Kies?
Nicht zuviel Mikroflora ist schlecht, denn die ist nur die Folge einer angefallenen hohen Menge an organischen Stoffen! Ein gut funktionierendes Becken wirkt ausgesprochen arm an erkennbarer Mikroflora.
Die Filterleistung des Kieses entsteht durch dessen Durchlässigkeit, die Begünstigung durch einsickernde organische Verbindungen. Wie auch bei der zusätzlichen Substratfilterung werden Nährstoffe gebunden, teilweise. Manche ja, manche nicht. Solange das nicht fault, ist das kein finales Problem, es entsteht erst mal nur nährstoffhaltiger Schlamm als Resultat der Mineralisation und der hat puffernde Wirkung dadurch, dass die gebundenen Nährstoffe in einem Gleichgewicht mit dem umgebenden Wasser stehen. Am Beispiel Eisenphosphat gibt es bei vorhandenen Depots eine gewisse Rücklösung, die z.B. auch dafür sorgt, dass der PO4-Gehalt nach einem im Wasser PO4 senkenden Wasserwechsel wieder steigt. Umgekehrt ist es bei einer Wasserdüngung auch so, dass dann im Schlamm, bei Soils in den tonigen Anteilen Nährstoffe gebunden werden. Welche Nährstoffe aber in welchem Umfang gebunden, freigesetzt werden ist unterschiedlich und nicht abschätzbar. Deshalb nehme ich Sand, habe keine Pufferwirkung und damit ein auf zugeführte Nährstoffe sehr direkt reagierndes System.
Du kannst aber, solange der Boden nicht fault, einfach nur stur über die Wassersäule in der von die beabsichtigten Weise düngen bis die Nährstoffpuffer sich gesättigt haben und hast dann irgendwann stabile Verhältnisse und im Wasser dann das Nährstoffniveau, welches du beabsichtigst. Abhängig von der Menge Schlamm, respektive Ton ist das ein mehr oder weniger träger Prozess - deshalb komme ich am Sand und so wenig Filterung wie möglich nicht vorbei, ich sehe innerhalb von 2, 3 Tagen nach einer Düngemaßnahme was los ist.
Mein erstes Sandbecken hatte 13 Jahre gestanden und der Sand, 6-20cm hoch, roch bei der Auflösung - des viel älteren und schon mürben Beckensetups - appetitlich frisch, da war ein Ende nicht abzusehen. Die hinteren Beckenecken waren abgetrennt, darin befanden sich Zu- und Ablauf für den externen Kreislauf, nur Heizung und CO2-Versorgung, und in diesen Abtrennungen hatte sich Schlamm gebildet, es hatte nährstoffmäßig also auch eine gewisse Pufferwirkung. Nicht sonderlich, denn ich habe den Schlamm von Zeit zu Zeit folgenlos entfernt.
Gruß, Nik