Hallo Gerd,
Ich möchte Dir hier in aller Kürze mal darstellen was ich mit Cyanos so erlebt habe.
2002 stellte ich ein 130/70/50 cm Becken auf, welches ich spärlich bepflanzte und mit einem Eck-Mattenfilter in der Dimension 2500 cm² ausstattete.
Ich dachte damals „Viel hilft Viel“. Also in Bezug auf Filterdimensionierung.
Nun kann ja jeder für sich selbst bewi Olaf mal nachrechnen was das wohl war?
In diesem Becken hatte ich von Anfang an zu kämpfen mit Cyanos.
Die Pflanzen wuchsen nicht, es wurde auch nicht gedüngt und es gab regelmässige Wasserwechsel mit Osmosewasser. Es sollte schliesslich ein Salmlerbecken mit Weichwasser werden.
Nach dem die ach so tolle „Einlaufphase“ vorbei war zogen damals 10 halbwüchsige Anostomus anostomus ein.
Die Fische hatten so etwa 6 cm Länge und man kann sich vorstellen, dass man da noch nicht einmal viel Füttern muss und die Belastung das Aquariums eher gering ist.
Das bisschen was sich an Stoffwechsel abspielt wird mühelos von dem bestehenden HMF erledigt.
Was bleibt für das übrige Becken über? Richtig! Nichts!
Ich quälte mich mit diesem AQ fast über zwei Jahre in Bezug auf Cyanos und schmiss damals den überdimensionierten HMF raus und ersetzte eben jenen durch einen Aussenfilter (Eheim 2028). Die Kiste wurde mit einfachsten Tonröhren gefüllt.
Was passierte? Die Cyanos wuchsen weiter so vor sich hin und legten ein beachtliches Tempo bei der Vermehrung hin.
Ich konnte Wachstumsraten von mehreren cm² in wenigen Stunden beobachten.
Selbst die ach so toll gescholtenen und immer wieder als „Antibakteriell“ beschimpften Erlenzapfen wurden innerhalb weniger Stunden von den Cyanos überwachsen.
Tja, da freut sich das Aquarianerherz und man ist mit seinem Latein am Ende.
Beratende Stimmen empfohlen den Nitratwert hoch zu setzen, PO4 zu verringern oder sonst was.
Letztlich hatte ich die Schnauze voll und war auch mit dem besatz nicht wirklich zufrieden.
Mein Weg führte in eine Fischhandlung und ich erwarb für eben dieses AQ weitere 60 Salmler der Größenordnung zwischen 4 und 6 Zentimetern.
Tja, und was soll ich Dir sagen. Die Cyanos verschwanden nicht über Nacht, aber es war ein Rückgang der Population zu sehen.
Tatsächlich werte ich dieses Erlebnis Heute als „Last“ auf ein Aquarium ausüben.
Die Stoffwechselprodukte von Fischen üben einen Druck auf das Aquarium aus.
Bakterien wollen sich irgendwo ansiedeln. Ist dies nicht gerade der überdimensionierte Filter, so findet diese Besiedelung auch auf allen anderen Oberflächen im AQ an.
Der sogenannte Biofilm entwickelt sich.
Besteht der Biofilm nur aus der Spezies der Cyanos, die scheinbar sehr rabiat vorgehen, und findet kein Druck auf die Cyanos statt, werden sie den Kampf um die Besiedlungsfläche in den meisten Fällen gewinnen.
Dieses ganze Prozedere hat in aller Regel nichts mit Nährstoffen im pflanzentechnischen Sinn zu tun.
Sprich Düngung in den tollsten Varianten läuft schlicht ins Leere weil in aller regel kein Ammonium/Urea direkt verabreicht wird (Achtung Mitleser: dies ist eine gewagte These)
Wenn Du nun dabei gehst und das Becken mit schnellwachsenden Pflanzen zu pflasterst, wirst Du folgendes erleben:
Die Düngermengen steigen ins Utopische NO3 und PO4 wirst Du quasi nie nachweisn können
Pflanzenwachstum findet nicht statt
Das Wachstum der Cyanos wird sich nicht aufhalten lassen
Ergo: Du läufst gegen eine Wand und bewegst Dich im Kreis.
Komischerweise habe ich bei meinen Kapriolen damals nie NO2 nachweisen können. Egal was ich auch tat. Nitrit fand nicht statt.
Letztlich kannst Du deinen Filter ausräumen und das Becken so fahren und Futter reinschmeissen, in der Hoffnung das Becken eigentlich zu überlasten. Das wirst Du aber nicht schaffen.
Die Geschichte vom Gammelbecken schreib ich dann die Tage mal.
Beste Grüße
Martin