Wasserchemie -> KH Minus vs. Mischbettharz

Hallo liebes Forum,

ich plane aktuell die Anschaffung eines größeren Beckens (250x60x60) und habe bei dieser Größe (bisher 150x60x60) keine Möglichkeit mehr, die Wasserwechsel komplett mit Osmosewasser zu machen.
Daher war meine Überlegung, ob ich unser recht hartes Wasser mit KH Minus oder mit "Mischbettharz" weicher machen soll. KH Minus ist eine chemische Reaktion wo die negativ geladenen Teilchen in CO2 umgewandelt werden, so weit meine Recherche. Ist denn das chemische Prinzip von Mischbettharz das gleiche?

KH Minus könnte ich mir im Großgebinde (20 Liter) kaufen, und könnte dann bei den Wasserwechseln entsprechend zuführen. Leitungswasser ist ca. bei 10 Grad, das Becken soll permanent auf 4 Grad KH.

Gruß Christoph
 

Roby

Well-Known Member
Hi Christoph
Ist denn das chemische Prinzip von Mischbettharz das gleiche?
Nein, das ist ein vollkommen anderes chemisches Prinzip.

Ein Mischbettharz (zweiteilig Anionen & Kationen Tauscher) holt fast alle Ionen aus dem Wasser raus, ähnlich einer Osmoseanlage.

KH Minus besteht aus Säuren typischerweise HCl, H3PO4, H2SO4. (Salz-, Phosphor-, Schwefelsäure)
Diese zerstören die Carbonate geben dabei aber ihrerseits ihr Ionen an das Wasser ab also Cl, PO4, SO4 welche auch nicht unbedingt erwünscht sind.

Dadurch bleibt der Leitwert im Gegensatz zu Mischbett bzw. Osmose überwiegend erhalten (Gesamtsalzgehalt)

LG Robert
 

vilbara

Member
Hallo Christoph,

die Art und Weise wie KH-Minus und Mischbettharz wirken sind komplett anders, und nicht wie man aus der Namen vermuten könnte:
  • KH-Minus entfernt kein KH sondern fügt Säure zu. Die Säure zerstört KH, es entsteht CO2. Danach ist das Wasser eigentlich reicher an Stoffen, Karbonate abgesehen. Es ist vermutlich das einfachste bzw. günstigste Methode KH zu senken. Z.B. ich habe es lange bei Stuttgarter-Bodensee Wasser mit GH 9 und KH 7 angewendet: Bei Wasserwechsel 12ml 10% Schwefelsäure auf 18 L (2 Eimer x 9 L) zugegeben. Es senkt KH von 7 auf ca 3°dKH und produziert ca 16 mg CO2 / L per zerstörtem KH-Grad, also 16*4 = 64 mg CO2/L. Dazu werden ca 17 mg SO4- / L per zerstörtem KH-Grad beigemischt. Bei meine 385 Nettoliter sind 18 L ca 5% und erhöhen somit CO2 Gehalt in Aquarium um ca 3 mg/L. Man sollte keine größere Wasserwechsel so machen oder CO2 zuerst aus Wasser ausströmen bzw. abstehen lassen.
  • Mischbettharz mischt nicht was zu sondern entfernt Kationen (Ca+, Mg+, K+, Na+) und Anionen (Cl-, NO3-, SO4-, etc). Danach ist das Wasser ärmer an Stoffen.
Man sollte mit Schwefelsäure nur mit Schutzbrille spielen und es auch nicht direkt ins Aquarium zugeben.

Wenn nur KH gesenkt werden soll, Teilentsalzer (Kationentauscher-Harz stark sauer) ist eine attraktive alternative: Es funktioniert ähnlich wie Mischbettharz, entfernt aber nur Kationen (Ca+, Mg+, K+, Na+). Es bleibt saures Wasser das man mit Leitungswasser mischen kann und KH wird noch weiter zerstört. Z.B. bei Stuttgarter-Bodensee Wasser mit GH 9 und KH 7, Mischung aus 1:1 (Leitungswasser, Leitungswasser-Teilentsalzt) ergibt sich GH 4.5 und KH 2.1. Achtung, CO2 wird mit gleichen 16 mg/L per zerstörtem KH-Grad produziert!

Mit freundlichen Grüßen,
Vilmantas
 

omega

Well-Known Member
Hi,

die angesprochenen Harze entfernen ja nicht wirklich, sie tauschen nur. Heißen ja auch Ionentauscherharze. Ein stark saures Kationentauscherharz z.B. tauscht gegen H+ aus, also gegen Protonen, die das Wasser ansäuern und so die KH wegätzen. Solch behandeltes Wasser ist unverschnitten zu sauer und sollte verschnitten werden.

Grüße, Markus
 

Roby

Well-Known Member
Hi,

die angesprochenen Harze entfernen ja nicht wirklich, sie tauschen nur. Heißen ja auch Ionentauscherharze. Ein stark saures Kationentauscherharz z.B. tauscht gegen H+ aus, also gegen Protonen, die das Wasser ansäuern und so die KH wegätzen. Solch behandeltes Wasser ist unverschnitten zu sauer und sollte verschnitten werden.

Grüße, Markus
Darum verwendet man ja eine Kombi aus Kationentauscherharz / Anionentauscherharz in Form eines Mischbettharzes oder getrennte Kationen- und Anionentauscher.

Deutlich wirtschaftlicher ist aber (Umkehr) Osmose.

LG Robert
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich hätte doch Chemie Leistung nehmen sollen in Anbetracht meines jetzigen Hobbys :)
Die CO2 Anreicherung hatte ich bedacht, würde das Wasser durch einen dünnen Schlauch in einen Zwischenbehälter spritzen lassen mit viiiiiel Luft dazu, so dass das CO2 ausgetrieben wird. In der Praxis werde ich da noch ein wenig experimentieren müssen.

Osmose finde ich grundsätzlich super, aber da ich den Wasserwechsel zügig durchführen will, muss ich das Wasser immer schon Tag davor machen. Konkret lass ich mein 400l Regenfass im Keller volllaufen mit Osmosewasser, erhitze es mit einem Tauchsieder und pumpe es dann mit einer Förderpumpe ins Aquarium ... bei dem größeren Becken würden mir selbst mit 400l Osmose immer noch 6-7kh übrig bleiben. Wird mir aber zu hoch für mein gewünschten CO2 Gehalt und die GH soll ja auch runter für die Fischis :)

Mit dem Mischbetthart hatte ich mal durchgerechnet, einiges teurer als Osmose. Zudem die Osmoseanlage ja auch noch das Wasser "sauberer" macht.

Also ich denke mal über ein größeres Regenfass nach. Meine Frau wird mich steinigen, wenn ich das Haus weiter in Beschlag nehmen :)
Alternat scheint KH- auch zu funktionieren, allerdings aufpassen wegen dem CO2 + beim Zuführen. Der erhöhte SO4- (Sulfat, oder?) scheint unproblematisch zu sein habe ich hier in einem anderen Thread gelesen.
 

Thiemo

Active Member
Hi Christoph,

Die Thematik ist tatsächlich hoch interessant. Ich habe aktuell "nur" 180 Liter. Kann also mit einer normalen 200 GPD Osmose Anlage arbeiten. Das erzeugte Wasser sammel ich in einem 70 Liter Fass. Für WW genügt das idR.
Wenn ich das aus dem Kontext richtig verstehe hast du am Ende 900 Liter im Becken?

Wenn ich das bei dir natürlich mal hochrechne sind die Werte extrem hoch.
Das bestätigt mich immer in meinen Erfahrungen. Man möchte ein möglichst großes Becken haben. Aber der zu betreibende Aufwand ist im eigenen Haus nur schwer abzubilden. Gerade wenn man kein Leitungswasser nutzen kann.

Mit einer Osmose Anlage hättest du etwas weniger Stress. Allerdings wäre mir kein Modell bekannt mit dem du sinnvoll arbeiten könntest. Außer du hast die Möglichkeit größere Mengen, wie ich es tue, zwischenzulagern. Aber in deiner Größenordnung wären das halt locker mal 400 Liter.
Ich an deiner Stelle würde mir das Projekt nochmals überlegen. Der logistische Aufwand wird dir keine Langzeitmotivation geben.

Hast du eigentlich zumindest für das Abwasser das Aquarium an einen Abwasseranschluss angeschlossen?
 

Kejoro

Moderator
Teammitglied
Hey Christoph,

rechne dir mal durch, wie lange das Mischbettharz hält, wenn du anstatt des Leitungswassers das Aquarienwasser durchjagst.
Ich meine @moskal (Helmut) macht das schon und hat damit positive Erfahrungen gemacht.
Das ganze lässt sich unter dem Begriff Altwasseraufbereitung zusammenfassen.

Schöne Grüße
Kevin
 

p'stone

Active Member
Hey Christoph,

rechne dir mal durch, wie lange das Mischbettharz hält, wenn du anstatt des Leitungswassers das Aquarienwasser durchjagst.
Ich meine @moskal (Helmut) macht das schon und hat damit positive Erfahrungen gemacht.
Das ganze lässt sich unter dem Begriff Altwasseraufbereitung zusammenfassen.

Schöne Grüße
Kevin
Hallo,

wie sähe das denn in der Praxis aus?
Mischbettharzfilter direkt am Becken angeschlossen und permanent oder zeitweise laufen lassen, oder das Wasser raus und mit Pumpe durch den Mischbettharzfilter laufen lassen und wieder rein?
Die Altwasseraufbereitung würde ja ne Menge Wasser sparen.

Gruß Thomas
 
Also aktuell wird schön mit Schläuchen aus dem Keller gearbeitet, ein riesen Spaß :)
Klingt aber schlimmer als es ist, in 30 Minuten ist der Wasserwechsel immer erledigt. Strecke den Wasserwechsel aber daher auch immer auf zwei Wochen, dann aber 80%
Platz hätte ich im Keller und könnte vom Winzer-Onkel ein 1x1x1m Tank bekommen.
Geplant ist aber generell ein an der Wand Wohnzimmer zum Keller verlaufender Ab-/Zulauf.

Unsere Suppe (Rheinland-Pfalz, Kreis Alzey) kommt hier halt leider mit 18 Grad DGH aus dem Hahn, da würde ich zwangsläufig beim Barschbecken landen :)
Wäre aber wesentlich, wesentlich, wesentlich weniger Aufwand.

Die Wasserkosten find ich sogar im Vergleich zum Licht/Strom vernachlässigbar.
Wären beim neuen Becken ca. 1500 Liter Frisch- + 2000 Liter Osmose-Abwasser = 3,5 x 4€
 
Zuletzt bearbeitet:
Und mein tolles Pflanzenbecken bekomme ich ohne anständiges Wasser auch nicht mehr in groß hin :)
 

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Kejoro

Moderator
Teammitglied
Hi Thomas,
wie sähe das denn in der Praxis aus?
Mischbettharzfilter direkt am Becken angeschlossen und permanent oder zeitweise laufen lassen, oder das Wasser raus und mit Pumpe durch den Mischbettharzfilter laufen lassen und wieder rein?
Je nachdem, was man erreichen möchte, sind alle von dir genannten Szenarien möglich. Ich kenne es nur vom Hören/Lesen aus dem Diskusbereich.
Beim Fall "Wasserwechsel" würde ich das Wasser ganz normal entnehmen, mischbettharzfiltern und wieder zurück. Man kann aber genauso sich einen Zielleitwert berechnen, den man nach einem WW mit reinem Wasser haben würde und den MBHF im Aquarienkreislauf so lange mitlaufen lassen, bis der Zielleitwert erreicht ist. Im Anschluss kann man wieder aufsalzen.
Und ja, das spart viel Wasser. Es ist nur die Frage, ob sich das ggü. dem Harz rechnet.

Schöne Grüße
Kevin
 

Roby

Well-Known Member
Und ja, das spart viel Wasser. Es ist nur die Frage, ob sich das ggü. dem Harz rechnet.

Würde schwer bezweifeln, dass sich das rechnet.
Ökologisch wahrscheinlich auch nicht, das Harz ist bald erschöpft, gehört dann mit Säuren regeneriert bzw. entsorgt.

Oft werden Ionentauscherharze einer Osmose nachgeschaltet da hält das Harz dann auch lange und man gewinnt besonders reines Wasser. Vor allem werden auch Ionen entfernt welche die Osmosefilter passieren (Silikate z.B.).

LG Robert
 

moskal

Well-Known Member
Hallo,
wie sähe das denn in der Praxis aus?
bei mir ist das ein gebraucht für kleines Geld gekaufterDoppelsäulen Leerfilter
Wasserzulauf mit einem kleinen Schwammstückchen als Filter ins Aquarium, Ablauf in einen Kanister, dort nach Gusto aufbereiten und wieder ins Aquarium. Fertig. Wenn das Wasser wie bei mir die 100µS/cm nicht überschreitet hält das Harz sehr lange. Es kann auch ein schwach saurer Kationentauscher vorgeschalten werden, der lässt sich mit leichter Säure einfach regenerieren und hat von sich aus eine große Reichweite. Dann hält das Mischbettharz noch länger.

Mir war die Pumpe Directflow Osmose über den Jordan und ich hatte zum Überbrücken bis zur neuen Anlage auf einer Börse einen Liter Harz erstanden. Das ist jetzt ziemlich genau drei Jahre her und ich werde mir wohl keine Osmose zulegen. Seither habe ich etwas über 3l Harz verbraucht. Allerdings gieße ich mit dem Wasser auch reichlich Pflanzen.

Ich denke daß drei Jahre Osmose mit Herstellung der Anlage eine andere Ökobilanz wie diese Art Mischbettnutzung hat. Ich hatte mir Anionen und Kationen Tauscher getrennt überlegt aber da hat wohl meine Bequemlichkeit gesiegt. Wenn man weiß was man macht neutralisiert man die Säure / Lauge (Salzsäure / Natronlauge) gegenseitig, das Produkt daraus kann dann bedenkenlos ohne Gefährdung für Wasserorganismen in den Gully.

Gruß
Helmut
 
Zuletzt bearbeitet:

p'stone

Active Member
Hallo Helmut und Kevin,

danke für Eure Antworten.
Ich habe nen Mischbettharzfilter und benutze zur Zeit VE-Wasser beim Wasserwechsel. Z.Z. 1:1 mit Leitungswasser gemischt.
Ich brauche beim wöchentlichen WW beim großen Becken insg. 140 Liter. Die 3 Liter Säule reicht für ca. 420 Liter.
Da läppern sich die Harzkosten schon. Deshalb pansche ich gerade mit Leitungswasser.
Wenn ich das Aquarienwasser durch die Säule aufbereite, würde ich zwar das Frischwasser sparen, aber wieder mehr Mischbettharz benötigen.
Hm, mal überlegen, ob das eine Option wäre.

Gruß Thomas
 

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