Hi Domi,
lass dir nichts einreden, stelle alles(!) in Zweifel.
Es lohnt sich!
Ich kann mir auch nicht alle meine offenen Fragen wirklich konkret beantworten. Vieles lässt sich aber über Beobachtung recht gut erschließen. Über meine - allerding recht ausgeprägte - Bereitschaft zu irgendwelchen Versuchen habe ich für viele Dinge eine ausgesprochene Sicherheit erreicht. Letztens hat mich das Blaualgen-Kalium-Thema beschäftigt. Da ich die übliche Bakterienblüte von milchigweiß bis grün auch als Cyanobakterien einschätze
habe ich die bei mir also mit tüchtig Kalium konfrontiert. Das sind alles nur Annahmen, aber mitunter findet sich ein Weg das zu überprüfen - und im speziellen Fall hatte ich selbst eine Trübung und da funktionierte es, sie verschwand nach einigen Tagen restlos. Das ist aber immer nur ein Zwischenresultat auf einem nicht endenden Weg offener Fragen. Warum, ist die nächste sich mir stellende Frage. Da ich mich mit Nährstoffen und deren Abhängigkeiten untereinander beschäftige, könnte sich daraus eine Lösung ergeben. Könnte! Vieles läuft so. Irgendwann fällt es leichter miteinander zu verknüpfen. Die Praxis bestätigt das allermeistens, das gedankliche aus Erfahrung resultierende Konstrukt dahinter ist aber weitgehend ungesichert - im Sinne von nicht bewiesen.
Aus solchen Überlegungen heraus richte ich eine Aquarium auch mal mit sehr wenig Pflanzen und sowieso immer relativ fetten Nährstoffen ein, weil ich sicher bin, die "viele-Pflanzen-Algen-Nährstoffkonkurrenz-Nr." ist in dieser Präsentation einfach nur breitgetretener Quark. Ich weiß inzwischen, wie ich ein solch pflanzenarmes Becken ziemlich sicher völlig algenfrei einrichte, einfahre und betreibe.
Dann frage ich mich natürlich, warum wird so ein Quark immer wieder erzählt! Den speziellen Sinn suchend ändert sich die Betrachtungsperspektive und es ergibt sich etwas, aber anders als angenommen. Die mit den Pflanzen eingebrachte Mikroflora ist vermutlich der Schlüssel zur richtigen Betrachtung. Je mehr Pflanzen, je mehr eingebrachte Mikroflora. Das macht in einem frischen oder zu "reparierenden" Aquarium Sinn und gleist die für einen erfolgreichen Betrieb wichtige Mikroflora richtig auf. Die Nährstoffkonkurrenz zwischen Pflanzen und Algen ist einfach nur Schrott. Es gibt mit der Allelopathie aber noch einen offenen Punkt. Dabei geht es um von Pflanzen abgegebene, algizid wirkenden Stoffen. Aus meinen Erfahrungen/Beobachtungen heraus schätze ich aus verschiedenen Gründen deren Effekt aber als vernachlässigbar gering ein. Auch da lässt sich der Betrachtungsstandpunkt ändern, Mikroflora hat ebenfalls allelopathische Wirkung und die ist möglicherweise interessanter.
Das mag jetzt schlüssig wirken oder nicht, insgesamt darf alles dem Lesenden nur ein grundsätzlich zu bezweifelndes Indiz sein. Selbst was von manchen als "bewiesen" hingestellt wird, kann sich trotzdem als nicht unbedingt falsch, aber im speziellen Zusammenhang unbrauchbar erweisen. Ich stelle zuerst einmal alles in Frage und obwohl ich hohe Ansprüche an den "Beweis" habe, arbeite ich für mich zwangsweise mit vielen offenen Punkten. Trotzdem wurde mit der Zeit die aquaristische Praxis immer besser und mit der kann ich dann doch über den nicht sonderlich sauberen Wege des Informationsgewinns hinwegsehen. Heute gehe ich mit Aquarien in einer Weise um, wie ich es früher nie zu hoffen gewagt hätte! Und der Anfang der (erfolgreichen) Entwicklung war, alles(!) in Frage zu stellen. Wenn man das nicht tut, läuft man Gefahr, auf einer schon falschen Basis aufzusetzen.
Deshalb habe ich konkrete, eigene, eben auch andere Vorstellungen vom Betrieb eines (Pflanzen-)Aquariums. D.h. aber nicht, dass andere Wege nicht funktionierten. Es spielen zuviele Dinge eine Rolle und jeder muss sich letztendlich seinen eigenen Weg selbst erarbeiten.
Der "grüne Daumen" ist nichts weiter als ständige in- und extensive Beschäftigung mit Pflanzen. Dann sieht man irgendwann jenseits der Theorie was den Pflanzen fehlt. Ich habe z.B. in meinen Becken seit etwa einem Jahr überhaupt keinen Messwert mehr genommen! Was mancher mit Düngeautomation treibt, dem wäre schwer verständlich mit welchen partiell großen Spielräumen ich dünge, auf Sicht dünge und es trotzdem allermeistens einwandfrei funktioniert. Für mich gehört das alles zum Hobby und macht mir natürlich auch wegen der praktischen Erfolge Spaß, aber ich hatte auch eine lange, lange Zeit Algen bis zum Abwinken und war sogar mal ganz kurz vor der Hobbyaufgabe.
Das muss man natürlich nicht so sehen, das fertige "Rezept" zum Betrieb ist wichtig, aber wenn man sich für die Hintergründe des Betriebs interessiert, dann sollte man seine Zweifel pflegen! Den restlichen Schmus, incl. diesem, kann man dann gleich wieder vergessen.
Gruß, Nik