Hallo,
vorab eine Kleinigkeit zur Definition von Sand. Allgemein gilt eine Korngröße bis 2mm als Sand, aquaristisch wird die Grenze üblicherweise bei 1mm gezogen. Wo ist die Grenze bei der Statistik?
Ich sage es noch einmal deutlich, eine hingeworfene Statistik ist nichts wert, wenn ich nicht genau weiß auf welcher Basis, auf welcher Definition die entstanden ist. Es gibt sicher Leute, die mir zur Statistik etwas erzählen können, als Bestandteil meines Studiums denke ich jedoch mich zur Genüge mit ihr beschäftigt zu haben.
Als altes Hoppelhäschen habe ich ja dann doch schon das eine oder andere Becken eingerichtet. Trotz inzwischen ca. 13 Jahren Quarzsand sind das immer noch deutlich mehr Kiesbecken in allen Varianten mit/ohne Heizkabel. Keines dieser in aller Regel intensiv betriebenen Pflanzenbecken ist älter als 2 Jahre geworden. Keinesfalls kann ich sagen, es hätte große Probleme mit Cyanobakterien gegeben. Vermutlich spielen andere Dinge wie die damals intensivere Filterung und und ungenügende Düngung mit ständigem - seinerzeit allgemein für gut befundenen, sogar bewunderten - N und P-Mangel eine größere Rolle. Die Zeiten sind vorbei.
@ Bernd
meine Kiesbecken bis runter auf 2mm waren mir ausgesprochene Lehre eben nicht die von dir als gut befundenen fakultativ anaeroben Prozesse haben zu wollen! Was kommt in so einem Fall heraus? Bestenfalls Nitratatmung, wobei das im Pflanzenbecken einfach nur unerwünscht ist. Die sonst passende KNO3-Düngung wird sofort zum Problem. Noch unerfreulicher ist die Sulfatatmung mit dem Metaboliten H2S, der eher früher als später das Ende jeden Bodengrunds - ob Sand ob Kies - bedeutet. Also sorgt man besser für eine weitgehend oxidative Mineralisation und hat auch seine Nährstoffe im Kreislauf ohne unerwünschte Nebenerscheinungen. Mein Sandbecken mit 6-20cm Schichtdicken habe ich nach 10 Jahren wegen des 23 Jahre alten Beckens, dem zu alten Schrank, etc. aufgelöst. Obwohl auch das ein extremes Pflanzenbecken war, holte ich überwiegend Sand heraus, der jungfräulich schien, ja sogar appetitlich frisch roch. Bei dem 0,4-0,6 mm Sand geschah bakteriell durchaus was in den oberen 1 bis 2 cm. allerdings gruben die TDS den oberen cm ständig um, sodass der immer frisch und sauber aussah. Wurzelnah gibt es Einflüsse durch die Pflanzen, denn die schaffen sich ihr eigenes Mikroklima. Der Bodengrund war vollständig bewachsen, zu einem guten Teil mit prächtigen Cryptocorynen, die sich jahrelang im ungedüngten Sand, bei minimalem Wasseraustausch und entsprechend geringer Düngung ausschließlich über das Wasser im Starklichtbecken wohl fühlten. Die Verwendung ungedüngten Sandes entstand zufällig, denn anfänglich wollte ich nur die Reaktion der Düngung über das Wasser eindeutig den Reaktionen der Pflanzen zuordnen können. Das lief auf Anhieb so gut, dass ich das bis heute beibehalten habe. Ich habe nichts gegen mineralische Düngung des Bodengrunds und werde das irgendwann auch machen, jedoch suche ich aus langer Erfahrung das Eindringen organischer Verbindungen in den Boden zu vermeiden, da die immer wieder gerne angeführten fakultativen Anaerobier in dieser, ihrer möglichen Eigenschaft einfach nur problemträchtig sind! Die oxidativen Vorgänge sind unverzichtbar, die anoxen sind es nicht!
Vielleicht lässt es sich mit dem Bild einer höheren Biofilmdichte im Becken besser darstellen, wenn ich eine der organischen Belastung eines Beckens entsprechende Mikroflora nur so weit wie notwendig aus dem Becken, d.h. in das Substrat zusätzlicher Filterung oder eben auch kiesigen Bodengründen abziehe. Der Gedanke dahinter ist das Erreichen einer möglichst hohen Biofilmdichte und dann müssen es Cyanobakterien schwer haben sich zu etablieren.
Bei vielen Sanden habe ich auch Zweifel, gerade die mit Lehm- bis hin zu organischen Anteilen behafteten. Bei Martin sieht das auch danach aus. Da mag den CB der Sand in irgendeiner Form so leckere Basis gewesen sein, dass sie dominant wurden. Die per Dunkelkur im Unterschrank von CB befreiten Pflanzen waren das wohl auch, aber wohl auch bar weiteren Biofilms und dann passt das schon sehr schön ins Bild, wenn die - immer latent vorhanden - CB sich genau diese "Freiräume" für ihr neuerliches Erscheinen aussuchen.
Ich weiß, dass ich mit der betonten Sicht auf die nicht zu be"greifen"de Mikroflora strapaziere, aber ich habe die Peripherie eines aquaristischen Setups, d.h. Filterung, Düngung, Bodengrund für mich soweit durch, dass mir klar wurde, daraus kann sich keine zwingende, sichere Lösung für den aquaristischen Betrieb ergeben. Mit der "Geringfilterung", dachte ich schon es zu haben. Die änderte dann aber meine Sicht bezüglich Mikroflora entscheidend. Schaut man sich Filterung, Bodengrund, Düngung und auch Pflanzenmasse als Besiedelungsmatrix der Mikroflora an, so hat alles Einfluß auf die, leider schwer greifbare, Tobi sogar esoterisch anmutende Mikroflora. Rückt die in den Mittelpunkt, wird das System und die mitunter nicht plausiblen Erscheinungen in Gänze stimmig. "Pflegt" man die Mikroflora, erreicht man auch die, die man haben will. Man muss einfach mal ein mikrobiologisch stabil laufendes Becken erlebt haben um zu sehen, was sich dann auch für ein Unsinn an Maßnahmen in erstaunlicher Bandbreite anstellen lässt - ohne dass das Becken auch nur Anstalten macht aus den Schuhen zu kippen. Ich nenne einfach mal das Beispiel meiner versuchsweisen, sehr reichlichen Urea-Düngung. Bernd, es geht nicht vergessen, die zentrale Bedeutung der Mikroflora will und werde ich dir in einem extremen Setup aufzeigen!
Kiese sind genauso "unnatürlich" wie Sand. Die Soils neuester Generation sind auch nicht natürlich. Es ist trotzdem nicht geeignet eine praktikable Lösung mit einem eher verklärten Bild von Natur zu verquicken Es ist sowieso befremdlich, wie immer wieder versucht wird, die Natur als Vorbild herbeizuziehen. Die Beispiele der fakultativen Anaerobier zeigen, dass das endlich, sogar kontraproduktiv ist. Es gibt natürliche Prozesse, denen man ihren Raum gewähren muss! Aber, ansonsten sind wir alle Gärtner! Ein Gärtner wird auch nicht zum Ziel haben können seine Kulturen möglichst ohne Düngung zu betreiben. Er wird es optimieren wollen, letztendlich ist das also ergebnisorientiert. Ich bin in Flowgrow zugange, weil ich immer ein prächtiges Pflanzenbecken im Sinn/in meinen Gedanken habe. Ach ja, dauerhaft soll es vom Ansatz schon sein und ich werde ganz sicher wieder einen Dauerläufer betreiben. Nicht jedes Becken wird deshalb so werden.
Mit freundlichen Grüßen,
Nik
vorab eine Kleinigkeit zur Definition von Sand. Allgemein gilt eine Korngröße bis 2mm als Sand, aquaristisch wird die Grenze üblicherweise bei 1mm gezogen. Wo ist die Grenze bei der Statistik?
Ich sage es noch einmal deutlich, eine hingeworfene Statistik ist nichts wert, wenn ich nicht genau weiß auf welcher Basis, auf welcher Definition die entstanden ist. Es gibt sicher Leute, die mir zur Statistik etwas erzählen können, als Bestandteil meines Studiums denke ich jedoch mich zur Genüge mit ihr beschäftigt zu haben.
Als altes Hoppelhäschen habe ich ja dann doch schon das eine oder andere Becken eingerichtet. Trotz inzwischen ca. 13 Jahren Quarzsand sind das immer noch deutlich mehr Kiesbecken in allen Varianten mit/ohne Heizkabel. Keines dieser in aller Regel intensiv betriebenen Pflanzenbecken ist älter als 2 Jahre geworden. Keinesfalls kann ich sagen, es hätte große Probleme mit Cyanobakterien gegeben. Vermutlich spielen andere Dinge wie die damals intensivere Filterung und und ungenügende Düngung mit ständigem - seinerzeit allgemein für gut befundenen, sogar bewunderten - N und P-Mangel eine größere Rolle. Die Zeiten sind vorbei.
@ Bernd
meine Kiesbecken bis runter auf 2mm waren mir ausgesprochene Lehre eben nicht die von dir als gut befundenen fakultativ anaeroben Prozesse haben zu wollen! Was kommt in so einem Fall heraus? Bestenfalls Nitratatmung, wobei das im Pflanzenbecken einfach nur unerwünscht ist. Die sonst passende KNO3-Düngung wird sofort zum Problem. Noch unerfreulicher ist die Sulfatatmung mit dem Metaboliten H2S, der eher früher als später das Ende jeden Bodengrunds - ob Sand ob Kies - bedeutet. Also sorgt man besser für eine weitgehend oxidative Mineralisation und hat auch seine Nährstoffe im Kreislauf ohne unerwünschte Nebenerscheinungen. Mein Sandbecken mit 6-20cm Schichtdicken habe ich nach 10 Jahren wegen des 23 Jahre alten Beckens, dem zu alten Schrank, etc. aufgelöst. Obwohl auch das ein extremes Pflanzenbecken war, holte ich überwiegend Sand heraus, der jungfräulich schien, ja sogar appetitlich frisch roch. Bei dem 0,4-0,6 mm Sand geschah bakteriell durchaus was in den oberen 1 bis 2 cm. allerdings gruben die TDS den oberen cm ständig um, sodass der immer frisch und sauber aussah. Wurzelnah gibt es Einflüsse durch die Pflanzen, denn die schaffen sich ihr eigenes Mikroklima. Der Bodengrund war vollständig bewachsen, zu einem guten Teil mit prächtigen Cryptocorynen, die sich jahrelang im ungedüngten Sand, bei minimalem Wasseraustausch und entsprechend geringer Düngung ausschließlich über das Wasser im Starklichtbecken wohl fühlten. Die Verwendung ungedüngten Sandes entstand zufällig, denn anfänglich wollte ich nur die Reaktion der Düngung über das Wasser eindeutig den Reaktionen der Pflanzen zuordnen können. Das lief auf Anhieb so gut, dass ich das bis heute beibehalten habe. Ich habe nichts gegen mineralische Düngung des Bodengrunds und werde das irgendwann auch machen, jedoch suche ich aus langer Erfahrung das Eindringen organischer Verbindungen in den Boden zu vermeiden, da die immer wieder gerne angeführten fakultativen Anaerobier in dieser, ihrer möglichen Eigenschaft einfach nur problemträchtig sind! Die oxidativen Vorgänge sind unverzichtbar, die anoxen sind es nicht!
Vielleicht lässt es sich mit dem Bild einer höheren Biofilmdichte im Becken besser darstellen, wenn ich eine der organischen Belastung eines Beckens entsprechende Mikroflora nur so weit wie notwendig aus dem Becken, d.h. in das Substrat zusätzlicher Filterung oder eben auch kiesigen Bodengründen abziehe. Der Gedanke dahinter ist das Erreichen einer möglichst hohen Biofilmdichte und dann müssen es Cyanobakterien schwer haben sich zu etablieren.
Bei vielen Sanden habe ich auch Zweifel, gerade die mit Lehm- bis hin zu organischen Anteilen behafteten. Bei Martin sieht das auch danach aus. Da mag den CB der Sand in irgendeiner Form so leckere Basis gewesen sein, dass sie dominant wurden. Die per Dunkelkur im Unterschrank von CB befreiten Pflanzen waren das wohl auch, aber wohl auch bar weiteren Biofilms und dann passt das schon sehr schön ins Bild, wenn die - immer latent vorhanden - CB sich genau diese "Freiräume" für ihr neuerliches Erscheinen aussuchen.
Ich weiß, dass ich mit der betonten Sicht auf die nicht zu be"greifen"de Mikroflora strapaziere, aber ich habe die Peripherie eines aquaristischen Setups, d.h. Filterung, Düngung, Bodengrund für mich soweit durch, dass mir klar wurde, daraus kann sich keine zwingende, sichere Lösung für den aquaristischen Betrieb ergeben. Mit der "Geringfilterung", dachte ich schon es zu haben. Die änderte dann aber meine Sicht bezüglich Mikroflora entscheidend. Schaut man sich Filterung, Bodengrund, Düngung und auch Pflanzenmasse als Besiedelungsmatrix der Mikroflora an, so hat alles Einfluß auf die, leider schwer greifbare, Tobi sogar esoterisch anmutende Mikroflora. Rückt die in den Mittelpunkt, wird das System und die mitunter nicht plausiblen Erscheinungen in Gänze stimmig. "Pflegt" man die Mikroflora, erreicht man auch die, die man haben will. Man muss einfach mal ein mikrobiologisch stabil laufendes Becken erlebt haben um zu sehen, was sich dann auch für ein Unsinn an Maßnahmen in erstaunlicher Bandbreite anstellen lässt - ohne dass das Becken auch nur Anstalten macht aus den Schuhen zu kippen. Ich nenne einfach mal das Beispiel meiner versuchsweisen, sehr reichlichen Urea-Düngung. Bernd, es geht nicht vergessen, die zentrale Bedeutung der Mikroflora will und werde ich dir in einem extremen Setup aufzeigen!
Kiese sind genauso "unnatürlich" wie Sand. Die Soils neuester Generation sind auch nicht natürlich. Es ist trotzdem nicht geeignet eine praktikable Lösung mit einem eher verklärten Bild von Natur zu verquicken Es ist sowieso befremdlich, wie immer wieder versucht wird, die Natur als Vorbild herbeizuziehen. Die Beispiele der fakultativen Anaerobier zeigen, dass das endlich, sogar kontraproduktiv ist. Es gibt natürliche Prozesse, denen man ihren Raum gewähren muss! Aber, ansonsten sind wir alle Gärtner! Ein Gärtner wird auch nicht zum Ziel haben können seine Kulturen möglichst ohne Düngung zu betreiben. Er wird es optimieren wollen, letztendlich ist das also ergebnisorientiert. Ich bin in Flowgrow zugange, weil ich immer ein prächtiges Pflanzenbecken im Sinn/in meinen Gedanken habe. Ach ja, dauerhaft soll es vom Ansatz schon sein und ich werde ganz sicher wieder einen Dauerläufer betreiben. Nicht jedes Becken wird deshalb so werden.
Mit freundlichen Grüßen,
Nik