Hi Erwin,
das ist das fiese bei der Kohlensäure. Die selbst ist relativ instabil und zerfällt recht zügig wieder in CO
2 oder Hydrogencarbonat. Gleichzeitig liegt aber nie mehr als 0,1% vom CO
2 als Kohlensäure vor.
Das ist mir damals auch sauer aufgestoßen und ich hatte auch meine Probleme damit, diese Widersprüchlichkeiten aufzulösen, weil man eben denkt, dass nur 0,1% des CO
2 reagieren, aber tatsächlich kann die Kohlensäure reagieren und wird dann wieder aus dem CO
2 nachgebildet.
In den pK
s Werten zu dem Puffersystem ist das vernünftig hinterlegt. Wenn der pH gleich dem pK
s ist, dann herrschen die Pufferbildner zu jeweils gleichen Teilen vor. Heißt bei pH 6,35 liegen CO
2 und HCO
3 in gleicher Menge (in mol) vor, egal welche KH vorhanden ist! Das kann man mal weiterspinnen und nehmen an, dass die KH so hoch ist, dass 20mg/l CO
2 (entspricht 450µmol/l) den pH nur unwesentlich ändern, er also bei 6,35 bleibt. Dann reagiert die Hälfte von dem zugeführten CO
2 über die Kohlensäure zum Hydrogencarbonat.
Real sinkt der pH natürlich etwas, und nicht ganz 50% sondern weniger würden reagieren.
Bei den pK
s Werten des Kalk-Kohlensäure Gleichgewichts ignoriert man einfach die Kohlensäure als Zwischenprodukt und zeigt das Gleichgewicht zwischen CO
2 - HCO
3 - CO
3. Das
Hägg Diagramm (rechte Seite) zeigt das Gleichgewicht nochmal über den pH. Sobald die schwarze Kurve sinkt, reagiert die Kohlensäure weg und wird zum Hydrogencarbonat. Dabei bildet sich neue Kohlensäure aus dem CO
2 im Wasser. Im Übrigen gibt es andere Hägg-Diagramme zu diesem System und dort wird anstatt Kohlensäure tatsächlich CO
2 angegeben.
Ich messe doch gerade den Ph um Rückschlüsse auf den CO2-Gehalt zu erhalten.
Und wo ist da der Zusammenhang mit der vorhandenen KH?
Wie nimmt denn das CO
2 Einfluss auf den pH, sodass man darüber einen Zusammenhang aufstellen kann?
Schau dir mal die
KH-pH-CO2-Tabellen an und versuche das mal mit dem Hägg-Diagramm unter einen Hut zu bekommen. Das ist gar nicht so einfach in Textform zu beschreiben...
Hat man eine hohe KH, müssen viele Puffer vorliegen. Bei pH 8 liegt bspw. fast ausschließlich das Hydrogencarbonat vor (s. Hägg). CO
2 ist bei dem pH nur zu etwa 1% vorhanden. Um damit auf die 20mg/l, also 450µmol/l zu kommen, braucht es 45mmol/l an Hydrogencarbonat. Dafür braucht man 45mmol/l an Säure, um den pH auf 4,3 zu bringen, weil dann kein Hydrogencarbonat mehr da ist und der Puffer weg ist. Das entspricht aber einer KH von SBV*2,8 = 126°dH... ^^
Praxisnäher wäre folgende Betrachtung: KH 8 bei pH 8 ergibt 2,86mmol/l Hydrogencarbonat, entspricht 28,6µmol/l an CO
2 (1,26mg/l). In der verlinkten Tabelle kommt etwa das doppelte raus. Nimmt man ein anderes
Hägg-Diagramm sieht man, dass 2% CO2 bei pH 8 vorliegen. Passt also recht gut zusammen.
Leitet man jetzt CO
2 ein, macht eine Berechnung keinen Spaß mehr. Das schaff ich nur noch qualitativ. Der pH sinkt, das geht nur dadurch, dass Kohlensäure ein Proton abgibt. Dadurch steigt aber die Konzentration des Puffers in Form von Hydrogencarbonat. Aber die KH bleibt gleich, weil der pH im gleichen Maße gesunken ist, wie der Puffer gestiegen ist.
Allgemein fügt man hier einem Puffersystem seine eigene korrespondierende Säure zu. Dazu findet man im Netz aber recht wenig...
Ich hoffe, das ist irgendwie verständlich und gibt die Möglichkeit, ein Gefühl für dieses System zu entwickeln. Aktuell ist die Sache für mich ziemlich rund und ich bin mir recht sicher, dass das so passt, wie ich das aktuell verstehe.
Schöne Grüße
Kevin