Licht am Rande des sichtbaren

moskal

Well-Known Member
Hallo,

neuerdings fällt mir bei Hydroponic Lampen immer öfter auf, das sie bei 730nm geboostert werden.

Kurz zur Erklärung: Im gewerblichen Pflanzenanbau oder bei Pflanzen wie meine Karnivoren, wo ein Zacken mehr Licht als im Aquarium benötigt wird, ist es momentan state of the art eine sehr effiziente 3500K Beleuchtung mit 450nm (deep blue) und 620nm (Hyper red) zu boostern. Das sind zwei Wellenlängen, die von Pflanzen erstklassig verwertet werden können und von denen es mega effiziente LEDs gibt. Und man kann damit Frühjahrs und Herbstlicht simulieren.

Nun taucht da immer öfter far red mit 730nm auf. Für uns sichtbares Licht geht bis 780nm und ich frage mich, ob Pflanzen nicht doch am äußersten Rand und ein wenig drüber raus unseres Spektrums Licht verwerten können. Wäre ja spannend wenn man kein so aufdringliches buntes Licht, sondern nur in Richtung Herbst steuern will.

Die Leuchtmittel dazu sind aus der Osram Horticulture Serie (Oslon SSL 120).

Gruß
Helmut
 
G

Gelöschtes Mitglied 23320

Guest
... ob Pflanzen nicht doch am äußersten Rand und ein wenig drüber raus unseres Spektrums Licht verwerten können.
Hallo Helmut, das muss doch untersucht worden sein? Sollte mich jedenfalls sehr wundern, wenn sich damit noch kein Botaniker beschäftigt hätte.

Die Frage ist wahrscheinlich, wo man etwas dazu findet. Man kann ja schlecht (frei nach Piet Klocke) das ganze Internet ausdrucken.
 

moskal

Well-Known Member
Hallo Jan,

da wurde schon viel geforscht. Das Zauberwort ist PAR Abkürzung für photosynthetically active radiation. 420nm und 620nm sind da am aktivsten. Während bei 730nm die Kurve fast gegen null geht. Da frage ich mich: Was soll das dann? Bei den Leuchten gehts um Ertrag und Gewinn, jede Investition muß sich lohnen. Also schätze ich, daß es einen Sinn geben muß, nur erschließ der sich mir nicht.

Gruß
Helmut
 
G

Gelöschtes Mitglied 23320

Guest
Ich habe keine Ahnung von den Investitionen aber wenn die Preise übersichtlich sind, könnte man es ja einfach testen.

Womöglich hat es positive Effekte, auch wenn es theoretisch nicht sein kann. Es gibt so einiges, was sich nicht immer nachvollziehen lässt. Ich würde es ausprobieren.
 

moskal

Well-Known Member
So eine Osram Oslon SSL 120 Far Red kostet stolze 3,49€. Den Versuch mache ich einfach. Allerdings mit dem hauptversuchsfeld Cryptocoryne cf.crispatula vom Mekong emers zum blühen zu bringen. Ich vermute, daß die 730nm im Gewächshaus auch eher auf Blüte und Fruchtbildung abzielen. Herbstlicht und so.

Gruß Helmut
 

Zer0Fame

Well-Known Member
Hey Helmut,

ich denke, die werden versuchen, den Emerson-Effekt, sowie Far Red auszunutzen.
 

Wuestenrose

Well-Known Member
'N Abend...

Der Emerson-Effekt besteht zwischen Licht der Wellenlängen 680 und 700 nm und zeigt das Vorhandensein zweier Photosysteme mit leicht unterschiedlichen Absorptionsmaxima.

Mit Licht der Wellenlänge 730 nm dagegen überführt man das verschiedene Stoffwechselvorgänge steuernde Phytochrom P730 in die inaktive Form P660 (und mit 660 nm wieder zurück), das heißt, man legt die Pflanze damit gezielt "schlafen". Das geschieht auch in der Dunkelheit. Grower achten bei ihren Hanfpflanzen daher darauf, daß sie eine Periode vollständiger Dunkelheit bekommen - sonst produzieren sie nur Kopfweh, aber kein THC.

Für unsere Aquarienpflanzen ist das eher weniger von Belang. Dann legen sie sich halt nicht vollständig schlafen.


Viele Grüße
Robert
 

moskal

Well-Known Member
Hallo Robert,

ah, okay, die Dröhnpalme soll bekömmlich sein. Hatte schon fast eine Vermutung in die Richtung und mich ein wenig über Osram gewundert. Aber könnte es möglich sein, daß der linke Rand der far red einfach genug für den Effekt im passenden Spektrum mitbringt? Weil, so ein bischen 680nm bringt ja auch die 620er mit. Geht es möglicherweise um einen gap zwischen den beiden Wellenlängen?

Gruß
Helmut
 

Zer0Fame

Well-Known Member
Hey Robert,

Frage an dich, ob du das genauer weißt.

Über den Emerson-Effekt habe ich teilweise gelesen 680nm+700nm, 670nm+700nm, 680nm + 720nm, 680nm + 730nm...sogar hoch bis 750nm.
Hast du da irgendwelche gute Literatur?

Das "Originalexperiment" war ja glaube ich mit 650nm + 720nm...
 

Wuestenrose

Well-Known Member
Hz…

Weil, so ein bischen 680nm bringt ja auch die 620er mit.

Nicht wirklich, schau Dir mal die Spektren der LUXEON Rebel Color Line an:

DS68 LUXEON Rebel Color Line.png
(aus: DS68 LUXEON Rebel Color Line Product Datasheet 20230103)

Bis auf das Leuchtstoff-Amber (Phosphor Converted Amber) sind alle Wellenlängen reines Chiplicht mit entsprechend schmalen Peaks. Da kommt nix mehr rüber.

Geht es möglicherweise um einen gap zwischen den beiden Wellenlängen?

Kann ich mir nicht vorstellen, die Selektion erfolgt ja in den Photosystemen durch die verschobenen Absorptionsmaxima. Licht dazwischen wird schlicht und ergreifend weniger absorbiert. Was mir aber wieder auffällt, ist die Fokussierung auf die Photosynthese. Pflanzen machen mit dem Licht ja noch ein bißchen mehr als nur Photosynthese. Zudem: Sieht man sich reale Wirkspektren der Photosynthese von lebenden Pflanzen an und und nicht nur die Absorptionsspitzen eines alkoholischen Chlorophyllauszugs, dann verschwimmen solche herausgegriffenen Details zu einem Ganzen: https://www.flowgrow.de/threads/photosynthese-faktor-lichtfarbe-von-ulrich-helmich.38755/post-299921

Hast du da irgendwelche gute Literatur?

Der Strasburger schreibt von "langwelligem Licht (z.B. 700 nm" und gleichzeitigem "kürzerwelligem Licht (z.B. 650 nm)". Der Taiz/Zeiger schreibt nur von Licht mit 680 nm und Licht mit Wellenlängen größer als 680 nm. Richter schreibt 650 und 700 nm. Falkowski/Raven schreiben 645 und 700 nm, was dem Original-Experiment von Emerson (1957) am nächsten kommt. Emerson führte seine Versuche an der Grünalge Chlorella pyrenoidosa mit Licht der Wellenlängen 644 und "länger als 690 nm" durch.

Wie geschrieben: nicht überbewerten.


Viele Grüße
Robert
 

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