Hallo Markus,
MarkusBu":13gqu11r schrieb:
Ich bin bisher immer eher davon ausgegangen, dass etwas mehr Filterung zugunsten der Fische besser ist. Deshalb habe ich in meinen Filtern normalerweise eher zuviel als zu wenig Biomedien.
und, hast du dich auch mal gefragt, warum?
Ich weiß, dass es nicht zwingend nötig ist. Ich hatte Mal zeitweise etwa 40 Guppies in einem 54 Liter Aquarium und als Filter nur einen Juwel Bioflow One, bei dem ich sogar problemlos den Schwamm gegen einen neuen ersetzen konnte. Dafür musste ich aber bei der Fütterung aufpassen und ich durfte die Einrichtung nur mit Fingerspitzen anfassen. Mit einem Magnetschrubber die Frontscheibe putzen führte schon zu messbaren Nitrit.
Das Becken war gut bepflanzt, gut beleuchtet und mit CO2 versorgt. Die Pflanzen haben also viel von den Stoffen geschluckt. Es war aber wirklich ein sehr empfindliches Gleichgewicht.
Na, dann hast du ja schon Erfahrungen. Das ist gut und du willst die ja auch ausbauen, wie ich deinem Thread zum Walstad Aquarium entnehme. Das ist eine Betriebsweise, die das Systemische in den Vordergrund stellt. Mache ich mit meiner Betriebsweise auch. Das hat je nach Gewichtung der Faktoren Pflanzen(Konstruenten), Tieren(Konsumenten) unterschiedliche Stellschrauben, die du auch bei einem absichtsweise pflegeleichten Setup, das ist auch bei meinem das Ziel, natürlich nicht in Gänze vermeiden kannst. Daran habe ich schon variantenreich herumgedreht, bin aber erst zuletzt auf die Mikroflora, den Biofilm als leider nicht so offensichtlichen, aber nichtsdestotrotz wesentlichen dritten Faktor (Destruenten) bezüglich des systemischen Kreislaufsgedanken gekommen. Das Problem ist, der Biofilm wird als vorhanden und irgendwie einheitlich angenommen. Das ist er aber bei weitem nicht und nimmt in seiner "Qualität" maßgeblichen Einfluss darauf, was wir als Aquarianer unter einem funktionierenden Aquarium verstehen.
Die wesentlichen Stellschrauben sind Pflanzen(menge), diesbezügliche Absicht und Fische, wieder mit den Absichten, die man verfolgt.
Organische Belastung/Filterung, Düngung, Licht als (in Grenzen) Produkt aus Dauer und Intensität, CO2, auch Temperatur ergibt sich daraus.
Wenn ich bei dir pflegeleicht herauslese, dann muss man das mit Pflanzen und Fischen zum Einen einigermaßen im Gleichgewicht halten und zum Anderen Licht und CO2 als die Wachstumsbeschleuniger ziemlich defensiv fahren. Ein bisschen Eingreifen muss man in solchen Systemen immer noch. Man nähert sich sukzessive den eigenen Vorstellungen.
Die Guppies sind jetzt nur noch etwa 30 und sie schwimmen in einem Juwel Rio 125, allerdings noch mit relativ wenig Pflanzenmasse. Im Filter habe ich im unteren Teil drei Körbe mit einem Sinterglas Medium, im oberen habe ich verschieden grobe Schwämme.
Ist das schon zuviel des Guten? Sollte ich das Biomedium reduzieren? Ganz darauf verzichten möchte ich zugunsten der Fische nicht.
Das kommt darauf an. Funktionieren kann das mit deinem Overkill an Filtersubstrat sehr wohl, wenn es um den Kreislaufgedanken geht, dann würde ich das als unvorteilhaft bezeichnen.
In einem anderen Aquarium habe ich auch viel Biomedium und viele Pflanzen, um den Nitratwert niedrig zu halten. Die Fische mögen nitratarmes Wasser. Da kämpfe ich allerdings gerade mit Fadenalgen.
Der Kreislaufgedanke ist auch simpel: Ist es dir zuviel Nitrat, dann hast du entweder zu viel Eintrag oder zu wenig Verbraucher(/Austrag in Form von Pflanzenmasse). "Fische mögen nitratarmes Wasser" lässt sich übrigens auch hinterfragen und im Detail betrachten. Üblicherweise sind die in Pflanzenaquarien auch schon mal üppigeren Nitratwerte für Fische kein Problem. Können sie aber sein, speziell dann, wenn das reichliche Nitrat aus organischen Quellen kommt. Dann ist das Problem aber eher im Bereich organische Belastung und entsprechend angeheizter Mikroflora zu suchen, weniger die Menge resultierenden Nitrats.
In keinem der Filter habe ich bisher nennenswerte Mengen an Mulm finden können. Ich habe nicht den Eindruck, dass hier viele Nährstoffe ausgefällt werden.
So, du setzt also die Menge Mulm gleich mit der Menge an Nährstoffausfällungen? Das ist mitnichten so! Nährstoffe bewegen sich mengenmäßig im mg-Bereich, auch wenn sie ausfallen, bleibt das kaum wahrnehmbar und sollte nicht mit dem optisch viel präsenteren Mulm, der aus sich zersetzender organischer Masse ergibt, verwechselt werden. ^^
Noch ein Wort zu gesintetem Glas und Silikat: ich habe relativ viel Silikat im Leitungswasser, aber trotz gesintetem Glas steigt der Wert nicht sondern fällt eher. Ich kann jetzt auf die Schnelle gerade nicht testen, kann ich aber nachholen. Der Leitwert von meinem Leitungswasser liegt jedenfalls bei etwa 220, in den meisten meiner Aquarien trotz mehrerer Wochen ohne Wasserwechsel kaum über 350.
Halte ich für so belanglos, dass ich das, glaube ich, nirgends erwähnt habe. Hätte ich machen können um mit Sinterglas zu erschrecken. Die Sinterglasmedien sind per se nicht schlecht, in der Summe aber fakultativ soweit problematisch, dass ich im Pflanzenbecken, auch mit Fischen, explizit davon abrate. Wenn du auch noch ein Gleichgewicht Pflanzen/Tiere im Sinn hast, dann sowieso. Grober Schwamm, mengenmäßig im Sinne der Geringfilterung, ist schlicht geeigneter. Gar kein Filtersubstrat, d.h. es ist nicht notwendig, ist im Sinne des Kreislaufgedankens, auch hinsichtlich der Übersichtlichkeit am besten.
Unter dem Strich: Ziel der Filterung muss ein Kompromiss sein. Ausreichend für die Fische, aber nicht zu viel für die Pflanzen. Kommt das so in etwa hin?
Yep, wobei du mit Filterung zusätzliche Substratfilterung meinst und ich mir die Filterleistung des Aquariums an sich und evtl. zusätzlich notwendige Substratfilterung betrachte. Das macht einen Unterschied, denn die Filterleistung eines Aquariums an sich wird ziemlich unterschätzt - wie man am folgenden Becken sehen kann ...
Mit 40 lm/l, ungedüngtem, gewaschenem Quarzsand, moderater CO2-Druckgasversorgung, durchaus erkennbarem Besatz, einem völlig leeren Filter mit Sieb als Ansaugschutz, war das ein Becken, bei dem sich der Aufwand auf Füttern, ab und zu mal auf Sicht düngen und ein bisschen Pflanzen entfernen beschränkte. Scheiben wurden normalerweise überhaupt nicht gereinigt. Übrigens ein Altwasseraquarium, ein pflegeleichter Dauerläufer, das werden die funktionierenden bei mir alle. Und warum funktioniert das so gut? Die Mikroflora ist entscheidend und wenn die läuft, dann kann das auch mit sinnlos viel Sinterglas laufen. Einen Mehrwert hat das nicht und generiert im Pflanzenbecken nur optional Probleme und ist der Stabilität wie wir sie uns vorstellen eher abträglich.
Aber wie Stelle ich fest, wie viel Nährstoffe vom Filter "gefressen" werden?
Da geht das Problem los, es geht nicht ohne erheblichen Aufwand, einem Aufwand der aquaristisch nicht leistbar ist und nur mehr grob, um nicht zu sagen ungenügend abgeschätzt werden kann.
Das ist ein Grund, warum eben nur so viel Filtersubstrat wie nötig und bevor ich zusätzliches Filtersubstrat verwende, verbessere ich lieber die Filterleistung des Aquariums an sich, erhöhe die Wasserbewegung, mehr Oberflächen - oder ich veringere die organische Belastung. Das macht es übersichtlich. In Pflanzenbecken hat es dafür ausreichenden Spielraum. Das ist dem Kreislaufgedanken sowieso näher als die Krücke zusätzliches Filtersubstrat. Es kann auch mit viel Filtersubstrat funktionieren, im Problemfall weißt du aber nicht mehr was das tut. Ein geringgefiltertes Becken kann ich ganz gut "lesen" bei einem gefilterten fällt mir das schwerer.
Ach ja, so ein Gruß und ein Name unter den Post macht die ganze Sache netter. ^^
Gruß Nik