Hallo Volker,
ich denke das Problem bei Jens ist grundsätzlich gelöst und jetzt ist es einfach an der Zeit zu beschreiben, wie das Aquarium nun betrieben wird. Interessant ist es mir wegen des relativ hohen Gesamtsalzgehaltes aufgrund der Entcarbonisierung mittels HCl. Die Menge an Ca und Mg kann dann keine grundsätzliche Rolle bei der (Pinsel-)Algenbekämpfung spielen, denn das war vor der PMS-Gabe schon reichlich vorhanden. Kalium ist im Zusammenhang ebenfalls uninteressant, bleibt der unbekannte Rest. Das muss man als Blackbox betrachten, denn ob das 70 oder sonst wieviel Spurenelemente sind, ist angesichts fehlender Überprüfung völlig wurscht und die Frage "welches Spurenelement ist es denn nun" ist so grauenhaft daneben, dass ich ob der Qualität der Frage ganz andere Zweifel bekomme. Einer grundsätzlichen Lösung kommt die ständige Repetierung von den algenfördernden Makroüberschüssen und der nicht weiter erläuterten segensreichen Wirkung häufiger Wasserwechsel aber nicht mal um Haaresbreite näher. Das ist vor allem Zerreden, praktisch sehe ich nichts und solange spielen die Hochglanzalgenbilder mit den Nöten algengeplagter Aquarianer. Viel Sturm im kleinen Glas. Es gibt Lösungen, allerdings ist es notwendig sich mit diesem, im Grunde interessanten Thema auseinander zu setzen. Was ich beschreibe, dient vor allem dafür einen Eindruck zu bekommen wie man mit diesem Problemkomplex umgehen sollte. Es erlaubt sich ein Bild zu machen und auf dieser Basis nachzudenken und erstaunlich zielführende Maßnahmen zwecks Veränderung zu finden. Ich hatte seinerzeit gehofft ein wasserdichtes "Rezept" gegen Algen finden zu können. Auf der einen Seite bin ich weiter insofern, als dass ich recht konkret um das Wasser weiß, wie es Pflanzenwachstum förderlich und Algenwachstum abträglich ist, auf der anderen Seite hat sich mit der möglich unterschiedlichen Mikroflora eine Variable aufgetan, die DAS Rezept schlechthin unmöglich macht. Also muss zuerst für ein geeignetes Wasser gesorgt werden, das ist einfach, und dann eventuell versucht werden die Mikroflora in die gewünschte Richtung zu schubsen. Das Grundgerüst halte ich für richtig, dazu braucht es dann noch Werkzeuge, wie kann ich was erreichen(manchmal nur begünstigen) und da werden sich in der weiteren Praxis noch weitere ergeben.
(M)Ein Aquarium muss KISS gefahren werden, d.h. Keep It Stupid Simple!
- Deswegen verwende ich (biologisch wenig aktiven) Sand der Körnung 0,4-0,6 bzw 0,4-0,8mm. Derzeit noch ungedüngt, aber wohl schon das nächste Setup wird eine mineralische Düngung im Sand enthalten.
- Deswegen filtere ich mit so wenig zusätzlichem Filtersubstrat wie eben nötig.
- Ein Aquarium starte ich deswegen unabhängig von der Pflanzenmasse gleich mit vollaufgedüngtem Wasser:
Die Makros werden lt. Trinkwasseranalyse ergänzt auf NO3 und K jeweils etwa 10mg/l. PO4 ist nicht ständig erforderlich, das lässt sich aufgrund der ausgezeichneten Speicherung in den Pflanzen sehr gut Stoßdüngen.
- Wasserwechsel werden immer mit PMS um ca3°GH aufgehärtet. Das gewährleistet einen Grundstock an Spurenelementen und ist wegen des häufig hohen Ca/Mg-Verhältnisses im Leitungswasser sowieso empfehlenswerte Prophylaxe.
- Ansonsten noch die übliche Volldüngung, meist 100%. Diese Anfangsdüngung wird mittels täglicher Zugaben aufrecht erhalten. Das ist also immer ein höheres Nährstoffniveau und geht in Richtung EI. Während andere auf Nährstoffüberschüsse schauen wie der Aquarianer auf die Algenschlange, gibt mir das höhere Niveau die Gewissheit nährstoffmäßig immer komplett zu sein. CO2 braucht es nie mehr als 20mg/L, wenn man mit mehr CO2 etwas verbessern kann, dann ist irgendwo anders ein grundsätzliches Problem! Jetzt müsste ich noch zur sinnvollen KH schreiben, setze einfach mal voraus das 2-7 KH allgemein günstig sind.
- Temperatur fahre ich lieber unter 25°C, da ich das Tempo des Pflanzenwachstums lieber limitiere.
- Das gilt auch für Licht. Es gibt sicher weitere Szenarien, aber idR. braucht es nicht mehr als 0,5W T5 mit guten Einzelreflektoren. Wer optional mehr haben möchte, sollte dim-EVG verbauen. Wer ein Becken einfährt, sollte nicht länger als 6h/d beleuchten bis das Becken stabil läuft.
- Nun erwähne ich noch den UV-C, der sich bezüglich "Bakterien schubsen" als brauchbares Instrument herausgestellt hat. Meist nutze ich ihn nicht. Wegen des Einflusses auf die Chelate - künstliche sind übrigens meist stabiler als natürliche - gilt auch hier, so wenig wie eben nötig.
- Nun fehlt nur noch die Strömung als begünstigender Faktor. Bei mir sind die Hydor (BIO)Flo zur weichen Strömungsverteilung in jedem Becken gesetzt! Ich habe auch schon bis zur Temperaturschichtung strömungsarme Becken einwandfrei betrieben, aber aus der Erfahrung ist eine weiche, gut verteilte Strömung günstig. Wer Algen in der Strömung hat, hat ganz sicher ein Nährstoffdefizit!
Ich denke, das war alles und beschreibt mein Standardsetup. Das habe ich mit verschiedenen Leitungswässern (KH alle so um 5-7) idR. so erfolgreich betreiben können, dass ich das für recht sicher reproduzierbar halte. Allermeistens geht es darum Mittel möglichst effizient einzusetzen. Das kann im Grund jeder selbst auch so machen. Häufig kommen da aber halbgare Sachen heraus, z.B entstanden aus einer eigenen Interpretation von "Geringfilterung", die erkennen lässt das der Grundgedanke nicht umgesetzt wurde. Auch mit Kies kombiniert ist mir nicht so die Wucht, weil das einfach zusätzlichen Spielraum in der Entwicklung eines Setups ergibt, der die Einschätzung schwieriger macht. Falls jemand trotzdem Probleme bekommt, dann helfe ich gerne, anfänglich wird da schon mal der Wald vor lauter Bäumen nicht gesehen.
Nochmal:
- immer ein vollständig aufgedüngtes Wasser verwenden!
- Entwicklung der Mikroflora begünstigen!
Alles andere dreht sich nur um diese zwei Punkte.
Gruß, Nik